Kapitel 36

88 3 0
                                    

Wie jedes Mal wenn ich einen klaren Gedanken fassen musste, lenkten mich meine Füsse zum Strand. Es war schwer zu erklären, aber ich hatte eine Verbindung zum Wasser die wohlmöglich niemand sonst hatte. Hier konnte ich einfach alles vergessen und völlig abschalten. Dachte ich dieses Mal zumindest.

Andy hatte recht. Seit Phil mich entführte, hatte ich mich verändert. Ich war immer wütend oder genervt, scheute mich nicht davor meine Meinung zu sagen und was das schlimmste war: ich hatte Mühe nicht völlig auszurasten. Die Sache mit Bayley am Strand war das beste Beispiel dafür. Hätte Jeff sie nicht weg gebracht, hätte ich ihr sicherlich körperliche Schmerzen zugefügt. Das war ich nicht und so wollte ich auch nicht sein, aber ich konnte irgendwie nichts dagegen machen.

Seufzend drehte ich mich um und ging zurück zum Haus. Cameron und James würden wohl bald zurück kommen, aber ehrlich gesagt wollte ich das überhaupt nicht. Von mir aus konnten sie in der Schule bleiben bis sie alt wurden. James war es offensichtlich wichtiger etwas mit seinen Jungs zu unternehmen als mit mir und Cameron. Cameron hatte ich angeschrien ohne das ich es eigentlich wollte. Ich hatte absolut keine Lust auf Schadensbegrenzung oder auf irgend eine Wiedergutmachung.

"Du bist wieder abgehauen?" überrascht sah ich zum Wohnzimmer wo Markus stand. "Woher-" "Die Schule hat deiner Mum angerufen und sie wiederum hat mich angerufen." sagte er und setzte sich auf die Couch. Zögernd kam ich zu ihm und setzte mich daneben. "Was ist los Chloe?" kopfschüttelnd lehnte ich mich nach hinten und sah Markus an. "Ich weiss es nicht. Es ist so, als ob ich nicht ich selbst bin. Seit Phil...ach vergiss es." ich wollte aufstehen, aber Markus hinderte mich daran. "Du musst lernen dich deinen Problemen zu stellen." einen Moment sah ich ihn an und setzte mich wieder. Markus hatte recht, trotzdem wollte ich mich nicht allen Problemen stellen.

"Fangen wir mit Cameron an." verwirrt sah ich ihn an. "Was soll mit Cameron sein?" "Er ist dein Bruder und macht sich Sorgen um dich." "Er macht sich zu viele Sorgen. Ständig läuft er mir hinterher und passt auf mich auf. Es nervt und engt mich ein." schmunzelnd nickte Markus. "Du solltest es ihm sagen. So wie du es mir gerade gesagt hast." "Vielleicht hast du recht, aber dann ist da immer noch James. Er ist genauso wie Cameron." "Das ist nicht das selbe. James liebt dich." mit geweiteten Augen sah ich Markus an. "I-ch...ich habe keine Ahnung von was du sprichst." Markus schüttelte lachend seinen Kopf und nahm meine Hand in seine. "Denkst du wirklich ich bin so blind? Ich merke es, wenn mein Sohn verliebt ist. Nur schon die Blicke die er dir immer zuwirft beweisen, dass er dich liebt." ohne das ich es wollte, schoss die Röte in mein Gesicht. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass es niemand herausfinden würde, aber das hiess dann, dass Cameron es vielleicht auch wüsste. "Oh Shit. Cameron!" flüsterte ich. "Keine Angst Chloe. Cameron hat keine Ahnung. Im Gegensatz zu mir ist er blind." erleichtert atmete ich aus. "Das stört dich nicht?" lächelnd schüttelte er seinen Kopf. "Ganz im Gegenteil. Er braucht jemanden wie dich an seiner Seite. Jemand der ihn unter Kontrolle hält."

"Danke Markus, aber würde es dir etwas ausmachen, wenn-" "Ich niemandem davon erzähle? Das Chloe, ist ganz alleine eure Entscheidung. Ihr entscheidet, wann ihr es bekanntgeben möchtet." dankend sah ich Markus an. "Merkst du es?" verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. "Du bist jetzt die Chloe, die ich kennengelernt habe. All deine Probleme fressen dich von innen auf. Irgendwie musst du mit all diesen Gefühlen klarkommen, aber du machst es auf die falsche Art und Weise. Rede mit den Menschen Chloe, sie wollen dir nichts böses." irgendwie hatte Markus recht. Ich musste über meine Probleme reden und eine Lösung dafür finden. Nur so konnte ich die alte Chloe bleiben.

"Wir sind wieder da!" rief Cameron. Kurz sah ich zu Markus der nickte, sprang auf und ging zu Cameron und James. James lächelte als er mich sah, aber ich hatte keine Zeit für ihn. "Wir müssen reden!" sagte ich nur, nahm Camerons Hand und zog ihn hinter mir her die Treppe nach oben. Ich hatte ihn wohl ziemlich überrascht, denn er sagte überhaupt nichts. Normalerweise hätte er mich schon längstens angemotzt oder einen Tritt verpasst.

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt