Kapitel 8 / Egoistisches Arschloch

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Er riss ihn zu Boden und boxte auf seine Nase ein, erneut. Ich wusste mir nicht zu helfen, alle anderen Schüler sahen den beiden nur zu und auch Ronny wurde von Liz zurückgehalten.

Als Luke erneut seine Faust auf Jordans Wange treffen ließ, schritt ich ein. Ich packte Luke an den Schultern, und versuchte, ihn runterzuziehen.  „Nicht, Sky!" schrie Jordan noch, doch es war zu spät.

Luke drehte sich nun zu mir um und boxte mir mit voller Wucht auf die Lippe. Ich taumelte zurück, sah kurz verschwommen, als Jordan Luke eine reinhaute und er dafür den vierten Schlag ins Gesicht bekam.

Jordans Nase blutete und er zog sich schmerzverzerrt zusammen. Ich blickte kurz herum, alle Leute standen wie in einem Kreis um die beiden herum, doch keiner half.

Liz zeigte mir, dass ich aus dem Schlachtfeld verschwinden sollte, aber ich wollte Jordan nicht mit dem hyperaggressiven Luke alleine lassen und so startete ich noch einen Versuch.

Ich packte Luke erneut an den Schultern und zog ihn mit aller Wucht hoch, ein bisschen half es sogar, doch er wurde nur zurückgezogen und nicht hoch.

„Was mischst du dich ein?!" schrie er mich an, schlug meine Hände weg und schubste mich nach hinten, sodass ich gegen einen Spind knallte und nur mehr schwummrig sah.

Mein Kopf war volle Wucht gegen die Eisentür des Spinds gekracht und mir wurde schwindelig. Liz wollte zu mir laufen, aber Ronny hielt sie in Schach. Auch sonst starrten mich alle nur erschrocken an.

Auf einmal sah ich Kailyn vor meiner Sicht auftauchen. Er packte mich an den Oberarmen und zog mich hoch. Ich hatte in dem Moment keine Kraft, da mir immer noch schwummrig vor den Augen war und so warf er mich kurzerhand über seine Schulter.

Ich sah noch, wie Carter Luke endgültig von Jordan runterzog und die Menschenmenge, die sich gebildet hatte, mir nachstarrte.

Kailyn trug mich durch den Schulflur bis zum Krankenzimmer. „Verdammt, Sky. Musstest du dich einmischen?" schimpfte er, doch ich hörte, dass er nicht wirklich sauer war. Er setzte mich auf der Krankenliege ab und begutachtete mein Gesicht.

„Er hätte Jordan noch umgebracht!" verteidigte ich mich und stützte mich mit den Armen auf der Liege ab.

„Dann hättest du Ronny oder irgendwen um Hilfe rufen sollen, aber du Sturkopf musst natürlich selbst Hand anlegen und dich auch noch verletzen!" warf er mir vor und nahm den erste Hilfe Koffer vom Regal.

„Mir geht es gut." Protestierte ich und stand auf, um wieder zu gehen. „Du träumst wohl." Schnaubte Kailyn, schnappte mich wieder an den Armen und drückte mich zurück auf die Liege.

Er nahm ein Wattepad und legte zwei Finger unter mein Kinn, sodass ich ihn ansehen musste. Konzentriert wischte er das Blut von meiner aufgeplatzten Lippe und fuhr dann nochmal mit dem Finger darüber.

„Hast du Kopfschmerzen?" fragte er beinahe besorgt und sah mir in die Augen. Seine grünen Augen waren voller Angst, wovor er Angst hatte, konnte ich mir aber nicht erklären.

„Nur ein bisschen." Log ich und setzte ein Lächeln auf. „Wir müssen ins Krankenhaus, vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung." Meinte er und zog mich am Arm hoch. „Kailyn." Ermahnte ich ihn, so schlimm war es nun wirklich nicht.

„Ne, am Ende bin ich noch schuld, wenn dir was passiert ist." Meinte er und runzelte die Stirn. Natürlich war er nur wieder mal egoistisch und dachte an die Konsequenzen für ihn, anstatt sich Sorgen um mich zu machen.

„Egoistisches Arschloch. Ich werde Dad schon nicht erzählen, dass du da warst, dann trifft dich auch keine Schuld, falls was passiert ist." Meinte ich genervt und riss mich los.

Er war unfassbar, wieder mal dachte er nur an sich. Auch, wenn mir nichts passiert war, ich saß mit einer aufgeplatzten Lippe vor ihm und er dachte nur daran, ob er Schwierigkeiten bekommen könnte.

Noch bevor er antworten konnte, war ich aus der Tür und lief in Richtung Liz, die mich mitfühlend anstarrte.

„Alles okay?" fragte sie besorgt und musterte mein Gesicht. Auch Ronny starrte mich an. „Ja, alles gut. Wo ist Jordan?" ich sah panisch zwischen den beiden hin und her.

„Er ist im Krankenhaus, Mister Milhouse fährt ihn." Erklärte mir Liz. „Und Luke sitzt beim Direktor, ihm droht ein Schulverweis." Fügte Ronny an. Gott sei Dank, den hatte er mächtig verdient.

Wir gingen in unsere Klassen, ich hatte wiedermal Bio, wo ich halb einschlief. Außerdem hatte ich immer noch Kopfschmerzen, ich spürte den Aufprall gegen die Spindtür ständig, wie wenn er jede Sekunde wieder passieren würde.

Mister Prada redete gerade über den Aufbau von Froschzellen, da wir die Viecher bald sezieren müssen würden.

„Miss Waitford, alles in Ordnung?" fragte er da, denn ich konnte mich überhaupt nicht auf den Unterricht konzentrieren und so kritzelte ich nur auf meinem Block herum. „Ja, ich... habe nur ein wenig Kopfschmerzen." Antwortete ich und lächelte ihn entschuldigend an.

„Sie sind kreidebleich, möchten Sie nach Hause gehen?" fragte er besorgt und begutachtete mein Gesicht, so wie jeder an diesem Morgen.

„Ja, bitte." Murmelte ich, Mister Prada lächelte mir zu und ich packte meine Sachen zusammen. Ich würde mir einfach ein Taxi rufen, schließlich hatte Kailyn noch Schule und ich panische Angst vor Bussen.

Sobald ich die Klasse verließ, übernahm mich die völlige Erleichterung. Ich war froh, nach Hause gehen zu können. Elle arbeitete immer von zu Hause aus und so würde sie mir bestimmt einen heißen Kakao machen können und mir Geschichten über ihre Jugend erzählen, die ich so liebte.

Ich lief in Richtung Ausgang und suchte in meinem Handy die Nummer des Taxiservice, als ich Geflüster und kurz darauf etwas gegen einen Spind knallen hörte. Die Geräusche kamen vom Seitengang, der zur Turnhalle führte.

Neugierig wie ich war, schlich ich mich an der Wand entlang. Sobald ich um die Ecke spähen konnte, sah ich es auch schon.

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Ich versuche, die Kapitel ein wenig länger zu schreiben, da das Buch sonst denke ich an die 200 Kapitel haben würde. Hoffe, es stört euch nicht. Kommentare, Verbesserungswünsche und Votes immer gerne willkommen! :)

Bis zum nächsten Mal! xx

Verlass mich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt