Kapitel 31 / Deal mit Ryder

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Wir unterhielten uns noch eine Weile über Kailyn, bis besagter Junge gegen Mitternacht auf einmal an Elles Tür klopfte. Er stand nur in Boxershorts vor uns und sah ein wenig schuldbewusst aus.

„Wirst du nicht irgendwann müde?" fragte er an mich gewandt. Ich lachte auf, da ich nicht verstand, was er erreichen wollte.

„Nein. Wieso?" ich verstellte meine Stimme zu einer süßen Piepse Stimme, die ihn immer auf die Palme brachte.

Anscheinend war er nicht mehr böse und so konnte ich ihn schon wieder provozieren, wir hatten uns sowieso viel zu gut verstanden, für unsere Verhältnisse.

Kailyn seufzte auf, kam zu uns, schnappte mich kurzerhand an der Hüfte und warf mich über seine Schulter.

„Was zum Teufel wird das?!" kreischte ich und hielt mich gerade noch so an seiner Taille fest, damit ich nicht seinen Rücken runterrutschte. „Gute Nacht, Tante Elle." meinte er zuckersüß und trug mich in Richtung Tür.

Elle sah uns mit dem breitesten Grinsen hinterher und winkte mir noch mit einem zweideutigen Blick nach.

„Verdammt, Kailyn. Ich kann laufen, wie oft muss ich dir das noch sagen? Ich bin doch nicht gelähmt oder so, dass du mich ständig tragen musst. Und außerdem bin ich auch kein Museumsobjekt, das du immer und überall einfach aufheben und mitnehmen kannst, wenn es dir gerade passt." Schimpfte ich und versuchte, ihn zu treten, damit er mich runterließ.

Lachend ging er die Stiegen in unseren Stock hinunter. „Ach, wirklich? Für mich sieht die Situation gerade schon ziemlich nach Museumsobjekt aus." Ließ er hören, wofür er einen weiteren Tritt kassierte.

Er trug mich unbeirrt in sein Zimmer, wo er mich erst am Bett wieder runterließ. „Vergiss es." Sagte ich kalt, sobald ich bemerkte, dass er wirklich wollte, dass ich mit ihm in diesem Bett schlief.

„Was denn?" er sah mich mit einem Hundeblick an. „Ich bin nicht das hundertachtunddreißigste Mädchen, das auf diesem Bett schläft." Gab ich knapp zurück.

Kailyn seufzte genervt und drehte sich zu mir. „Es ist frisch überzogen, mach kein Theater."

„Kein Theater?!" empörte ich mich, sah ihn mit offenem Mund an und wollte aus dem Zimmer laufen.

„Sky." Seine Stimme war so bestimmend, fest und durchdringend, dass ich beinahe keine Wahl hatte.

Ich blieb stehen und drehte mich wie in Zeitlupe um, als wäre ich ein Kind, das gleich von den Eltern eine Standpauke bekommen würde.

„Du schläfst hier." Entschied er und schlüpfte unter die Decke. Ich verkreuzte meine Arme vor der Brust und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Tatsächlich? Entscheidest du das jetzt oder was?" ich schüttelte amüsiert den Kopf.

„Du hast heute viel durchgemacht, die ganze Geschichte mit deiner Mum ist wieder hochgekommen und ich lasse nicht zu, dass du alleine schläfst und vielleicht Alpträume hast." Beschloss er und zog sich die Decke bis zur Brust hoch.

Ich musste ein wenig grinsen; dieser neue, fürsorgliche Kailyn gefiel mir, auch wenn ich wusste, dass er nur aus Mitleid so war.

„Na gut, ich muss mich aber noch umziehen." Lachte ich, doch schon wieder wurde ich gestoppt. „Hier." Meinte er und warf mir einen seiner großen Pullis zu, der am Bett gelegen hatte.

Ich sah auf den grauen Stoff hinunter und vernahm den einzigartigen Geruch meines Stiefbruders, doch entschied mich dann dagegen. Seine Klamotten zu tragen erschien mir dann doch ein wenig übertrieben.

Verlass mich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt