Kapitel 69 / Plan

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„Also, steht der Plan?" fragte ich leise, als wir zwei Stunden später wieder zurück ins Hotel gingen. Kailyn nickte beiläufig.

Wir hatten die ganze Zeit über getanzt, es waren noch einige Partylieder gespielt worden und wir hatten auch ein paar Shots getrunken, waren aber noch bei vollem Gewissen.

Ich zog Liz zu mir zurück und verwickelte sie in ein Gespräch über den DJ, der seiner Freundin einen Antrag gemacht hatte, während Kailyn zu Ronny nach vorne rannte und unauffällig den Arm um ihn legte.

Ronny war schon ein wenig betrunken, weshalb er hin und her taumelte. Kailyn schubste ihn ganz leicht nach links, zog ihn dann wieder zu sich, damit er nicht umfiel.

In diesem Moment griff er in seine Jackentasche und zog sein Handy heraus. Er hatte es Gott sei Dank nicht bemerkt, weshalb Kailyn es in seine Hosentasche steckte und ganz normal weiterredete.

Wir kamen im Hotel an und Ronny und Liz verabschiedeten sich mit einem langen Kuss.

Kailyn zeigte mir, dass es Zeit war und so legte ich meine Arme um seinen Oberkörper.

Während er mir einen Kuss auf die Lippen drückte, zog ich das Handy aus seiner Hosentasche und versteckte es hinter meinem Rücken.

Er löste sich von mir und zwinkerte mir zu, dann hauten die Jungs auch schon ab.

Liz räumte gerade ihren Koffer ein und stand mir mit dem Rücken zu, als ich Ronnys Handy am Wohnzimmertisch platzierte.

Ich zog mich um, schlüpfte in eine Jogginghose und eines von Kailyns Shirts und band meine Haare zu einem unordentlichen Knoten.

Da leuchtete das Handy auch schon auf. Kailyn hatte ihm eine Nachricht geschrieben, einfach nur ein Smiley.

„Hey, ist das nicht Ronnys Handy?" fragte ich so beiläufig, wie es ging. Liz ging verwundert zum Tisch und öffnete die Nachricht.

„J-Ja, das ist..." weiter kam sie nicht, da sie verstummte und ungläubig das Display anstarrte. „Was ist denn?" fragte ich unwissend.

Sie sagte immer noch nichts, scrollte nur durch Ronnys Nachrichten und hatte anscheinend die Bilder gefunden.

Ich stellte mich hinter sie, erkannte aber noch mehrere Mädchen, mit denen er geschrieben hatte. Liz öffnete alle Chats, die von Mädchen waren.

Wir fanden vier verschiedene Mädels, die er um Nacktbilder gefragt und dann Komplimente zu ihren Körpern gemacht hatte. Liz brach in Tränen vor Wut aus und rannte aus dem Zimmer.

Ich kam ihr nach und fing sie gerade ab, als sie die Zimmertür der Jungs aufriss. Ich wusste, dass es laut werden würde, also ging ich ebenfalls ins Zimmer und schloss die Tür hinter mir.

„Du verficktes Arschloch!" schrie sie Ronny an, warf ihm das Handy zu und schlug auf seine Brust ein. Ronny sah sie perplex an und stoppte ihre Hände.

„Ich habe alles gelesen, alles! Sprich mich nie wieder an, ich will dein dreckiges Gesicht nie wiedersehen!" kreischte sie und rannte wieder aus dem Zimmer.

Ronny sprang sofort auf und kam ihr nach.

Ich schloss hinter den beiden die Tür und ließ mich seufzend in Kailyns Schoß fallen. Er saß in seinem Bett, an die Wand gelehnt und ich in seinem Schoß, an seine Brust gelehnt.

„Wir haben noch vier andere Mädels gefunden, die er um Nacktbilder gefragt und dann Komplimente gemacht hat." murmelte ich.

Es tat mir leid für meine Freundin, aber es war besser, dass sie jetzt die Wahrheit kannte. „Er hat es verdient." Murmelte Kailyn, während er meine Schultern massierte.

„Ich will ein Bild von Abi sehen." platzte es da aus mir heraus. Es brannte mir schon so lang auf der Seele, da war es mir auf einmal rausgerutscht.

Er drehte mich zu sich um und sah mich verwirrt an. „Naja, ich hab sie noch nie gesehen und... keine Ahnung, ich will nur wissen, wie sie aussieht."

Er schüttelte entschlossen den Kopf. „Sie ist Vergangenheit, Sky. Sie spielt keine Rolle mehr." „Dann kann ich sie mir ja auch einfach ansehen." Beharrte ich.

„Nein, ist doch unwichtig. Sie ist schon vor Jahren umgezogen und..." versuchte er, mich zu überreden, als ich ihm ins Wort fiel. „Ist sie so hübsch?" fragte ich beinahe schüchtern.

„Nein. Aber wenn du sie siehst, wirst du dir die ganze Zeit Gedanken machen, was sie hatte und du nicht hast oder was mir an ihr gefallen hat. Du wirst sein wollen, wie sie. Und das will ich nicht. Weil ich dich liebe, wie du bist." Flüsterte er.

Mein Herz schlug schneller bei seinen Worten. Ich musste mir ein kleines Lächeln verkneifen. Er hatte wahrscheinlich recht.

Kailyn legte sich hin und zog mich an seine Brust, wo ich sofort einschlief.

Ich wurde von einem lauten Knall aufgeweckt. Ronny stürmte ins Zimmer und knallte die Tür zu. Kailyn und ich setzten uns verschlafen auf und versuchten, die Situation zu verstehen.

„Das war dein Plan, oder, Sky?" wütend sah Ronny mich an, während er sich auf sein Bett setzte. „Sie hat verdient, zu wissen, was du für einer bist." Murmelte ich immer noch schlaftrunken.

Der Blick auf den Wecker zeigte mir, dass es drei Uhr morgens war, die mussten ja lange diskutiert haben.

„Du weißt genau, dass ich sie liebe. Und dann zerstörst du unsere Beziehung!" warf er mir vor.

Kailyn schritt nun ein. „Ronny, du hast sie quasi betrogen, Liz hat es verdient, die Wahrheit zu wissen." Er sah ihn wütend an, was Ronny verstummen ließ.

Er legte sich mit einem tiefen Seufzen in sein Bett und drehte uns den Rücken zu.

„Ich muss zu ihr." Flüsterte ich an Kailyn gerichtet. Dieser schob die Unterlippe vor, welche ich kurz darauf lächelnd küsste.

Ich ging auf leisen Sohlen zurück in unser Zimmer, wo Liz auf ihrem Bett lag, in die Decke eingekuschelt.

Ich sagte gar nichts, legte mich einfach zu ihr und zog sie in meinen Arm. „Ich habe ihn so geliebt." Nuschelte sie, ich spürte eine Träne auf meinem Arm.

„Er hat dich nicht verdient. Du findest einen Neuen, dem du genug bist." Versicherte ich ihr.

Nach einer Weile, in der sie nur geweint und ich sie an mich gedrückt hatte, schliefen wir dann beide ein und wurden erst von meinem Handy, das klingelte, geweckt.

Dad rief an, da es in Chicago Morgen war und er mich fragen wollte, wie es mir gefiel. Außerdem erzählte er mir von einem richtig unnötigen Streit zwischen Erica und ihm.

Dad und ich telefonierten noch eine Weile über dieses und jenes, dann wünschte er mir eine schöne Zeit und ich legte auf.

Liz lag völlig fertig in ihrem Bett. „Kann ich heute nicht auf dem Zimmer bleiben?" grummelte sie in ihr Kissen.

Ihr Gesicht war immer noch verheult und ich sah, wie schlecht es ihr ging, also bot ich an, mit ihr hierzubleiben.

„Nein, Sky. Es ist unser Urlaub, genieß es. Ich komme klar, wirklich." Lächelte sie.

Also zog ich mich an; ein dunkelblauer Rock mit goldenen Knöpfen, dazu eine weiße Bluse, die ich hineinsteckte.

Meine Haare ließ ich offen und nachdem ich im Bad war, lief ich runter zum Frühstück.

Verlass mich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt