Kapitel 33 / Über der Schüssel

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Kailyn, wie er an der Bar saß, gerade vom Barkeeper einen Shot hingestellt bekam und diesen sogleich ergriff.

Ich sprintete zur Bar und kam gerade noch rechtzeitig an, um ihm das Glas aus der Hand zu schnappen. Ich knallte es auf die Tischplatte und atmete erst mal erleichtert durch.

Verwirrt sah Kailyn mich an, seine Lider waren schwer und ich erkannte, dass er schon sehr viel intus haben musste.

„Verdammt, Kailyn." Sagte ich einfach, denn mehr brachte ich in diesem Moment nicht raus.

„W-Was... Was machst du denn hier?" lallte er, hickste einmal und lachte dann über dieses Aufstoßen in sich hinein.

„Dich nach Hause bringen." Meinte ich einfach und wollte ihn gerade am Arm mitziehen, doch er blieb stur sitzen.

„Ich will nicht nach Hause. Dann muss ich Mum von Dad erzählen und..." er stieß erneut auf.

Seiner Mum von seinem Dad erzählen? Meinte er etwa, dass er ihr von den vielen Affären erzählen müsse?

„Was meinst du, deiner Mum von Dad erzählen?" hakte ich nach und setzte mich wieder auf den Hocker neben ihm.

„Na, dass Dad sie schon vorher siebenmal betrogen hat, Ryder hat gesagt, wenn ich den Deal nicht mache, dann..." er stieß erneut auf.

„Dann erzählt er Mum davon. Sie wird mich hassen, weil ich es ihr so viele Jahre verschwiegen hab und sie mit ihm zusammenleben lassen hab." Lallte er und seine Augen wurden noch schwerer.

Ein großer Stein legte sich um mein Herz bei diesem Anblick.

Kailyn, der muskulöse, gutaussehende und normalerweise so gefühlskalte Kailyn.

Wie er dasaß, komplett dicht und die Schultern hängen ließ. Wie ihm alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war und seine Augen voller Schmerz waren.

Seitdem sein Dad die beiden verlassen hatte, hatte er nur noch seine Mum. Und nun dachte er, er würde sie verlieren.

Am liebsten hätte ich ihn geknuddelt und ihm gesagt, dass alles gut wird, aber da er wegen des Alkohols nur so taumelte und drohte, vom Stuhl zu fallen, legte ich dem Barkeeper einen Zwanzig-Dollar-Schein hin.

Ich nahm Kailyns Arm, legte ihn mir um die Schultern und befestigte meinen Arm um seine Taille, sodass ich ihn stützen konnte.

„Ich gehe nicht nach Hause!" jammerte er wie ein kleines Kind. „Wir gehen nicht nach Hause." Versprach ich und zog ihn mit mir aus der Bar.

Er torkelte hin und her, weshalb es mir ziemlich schwerfiel, ihn auf den Beinen zu halten, letztendlich schaffte ich es aber, ihn zum Auto zu bringen.

Die Beifahrertür öffnete ich und schob ihn vorsichtig hinein. Während er ein erleichtertes Seufzen von sich gab und die Augen schloss, griff ich über ihn und schnallte ihn an.

Sobald ich auf der Fahrerseite einstieg, war Kailyn auch schon eingeschlafen.

Er sah süß aus, mit seinem entspannten Kiefer und den Haaren, die ihm ins Gesicht fielen. Er sah richtig friedlich aus und das wollte ich auch nicht ändern.

Also startete ich den Motor, fuhr ein paar Straßen entlang und erblickte dann einen Parkplatz vor einem öffentlichen Park. Dort stellte ich den Wagen ab.

Ich wollte meinen Stiefbruder schlafen lassen, seinen Rausch ausschlafen. Und er wollte nicht nach Hause, was ich auch verstand.

Außerdem erwartete mich zu Hause auch eine gewaltige Standpauke, also hatte ich es nicht eilig.

Ich beschloss also, Dad eine SMS zu schreiben, dass es uns beiden gut ging und ich morgen alles erklären würde.

So würde Dad beruhigt sein und schlafen gehen, sodass ich mich später mit Kailyn reinschleichen konnte.

Dad antwortete nur einen erleichterten Smiley und schrieb mir, dass ich auf mich aufpassen solle.

Ich lehnte mich erleichtert im Sitz zurück, verschloss jedoch noch die Türen, da es schon finster war und ich Angst vor eventuellen Räubern hatte.

Gegen elf Uhr nachts öffnete Kailyn seine Augen. Er blinzelte erst verwirrt, dann blickte er mich an.

„Ich bringe dich nach Hause, okay?" lächelnd strich ich ihm das Haar aus dem Gesicht. „Nicht nach Hause, ich muss..." begann er immer noch ein wenig lallend, doch ich unterbrach ihn.

„Die anderen schlafen schon, keine Sorge." Meine Stimme war leise und beruhigend, weshalb er sich auch gleich im Sitz zurücklehnte und entspannt durchatmete.

        Wir kamen eine halbe Stunde später zu Hause an, ich parkte das Auto und versuchte dann, so leise wie möglich, Kailyn aus dem Beifahrersitz zu holen.

Er war immer noch betrunken und konnte nicht gerade gehen, man merkte, wie schwindelig ihm war. Also stützte ich ihn wieder ab und gemeinsam taumelten wir zum Eingang.

Ich sperrte so leise es ging die Tür auf. Dann ging ich in kleinen Schritten mit Kailyn die Treppe hoch, was uns sogar ganz gut gelang.

Sobald wir in seinem Zimmer angelangt waren, machte er sich los und lief ins Bad. Man hörte Würggeräusche und ich musste beinahe ein wenig grinsen.

Normalerweise war ich immer die, die nachts kotzend über der Schüssel hing, Kailyn konnte sich ganz gut kontrollieren. Normalerweise zumindest.

Ich brachte ihm ein Glas Wasser und setzte mich vor die Tür, da er mich rausschickte, sobald ich reinkam.

Eine halbe Stunde ging das so, ich schlief fast ein wie ich so dasaß, doch dann hörte ich die Spülung und sah ihn neben der Toilette an der Wand zusammensacken.

„Komm." Flüsterte ich, schnappte ihn am Arm und brachte ihn wieder in sein Zimmer.

„Ich bin müde." Murmelte er und seine Augen fielen wieder zu. Schnell zog ich ihm das Shirt über den Kopf, setzte ihn dann an die Bettkante und zog ihm die Hose auch aus.

Ich drückte ihn an den Schultern vorsichtig ins Bett und deckte ihn zu.

„Schlaf gut." Flüsterte ich noch, bevor ich ihm ein letztes Mal die Haare aus dem Gesicht strich und das Zimmer dann verließ.

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Ist sie nicht süß, haha? :D

Bis zum nächsten Mal! xx

Verlass mich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt