Verlass mich nicht

Kapitel 24 / In jedem Menschen einen Isaac sehen

Meine Tasche mit den Schulsachen war noch in Kailyns Auto, aber ich wollte um keinen Preis mit ihm reden, ihn nicht mal sehen.

Also flüchtete ich ins Schulgebäude, wo gerade die Pause nach der zweiten Stunde angefangen hatte. Ich hechtete zu Liz' Spind, vor dem sie, wie ich gehofft hatte, auch mit Ronny stand.

„Wo warst du?" fragte sie mich entgeistert, sobald sie mich sehen konnte.

„Ich hab den Bus verpasst und endlich mal ausgeschlafen." Log ich mit einem Grinsen. Liz beäugte mich zwar kritisch, fragte aber nicht weiter nach.

Ronny und sie erzählten mir den neuesten Klatsch und Tratsch über Nancy, die nach ihrem Date mit Kailyn angeblich was mit einem aus ihrer Stufe gehabt hatte.

Kailyn würde nicht erfreut darüber sein, doch genau deshalb wollte ich es diesem selbstgefälligen Troll nur noch mehr reindrücken. Ich würde es ihm später auf der Vernissage ins Gesicht sagen, das hatte er verdient.

Der Schultag verging schleppend, Marcus sah ich einige Male, doch er ging mir aus dem Weg. Ich wollte eigentlich noch fragen, wann er da sein würde, aber er ließ nicht mal zu, dass ich mit ihm redete. Irgendwas stimmte da nicht.

Auf meine Kommst du heute? – Nachricht hatte er auch nicht geantwortet. Ich hoffte nur schwer, dass er mich nicht im Stich lassen würde, ich hatte mich nämlich schon wirklich auf unser ‚Date' gefreut.

Sobald ich nach Hause kam, zog ich mir meine weiße Bluse an, dazu eine schwarze Jeans in die ich die Bluse steckte und dann meine schwarzen High Heels.

Die Haare glättete ich und ich schminkte mich nur ein wenig. Dann lief ich wieder runter ins Wohnzimmer, wo die anderen mitsamt Kailyn schon fertig dastanden.

„Wo ist dein Date, Sky?" fragte Erica mich ein wenig beunruhigt, sie hatte wohl fest damit gerechnet, dass Marcus tatsächlich kommen würde. Na gut, das hatte ich auch.

„Nicht hier." Antwortete ich knapp, Kailyns triumphierender Blick entging mir nicht. Hatte er etwa was damit zu tun?

Nein, ich hatte ihm doch nicht mal gesagt, dass ich jemanden mitbringen würde, also konnte er es nicht wissen, da seine Mutter auch nicht wirklich viel mit ihm sprach.

„Können wir?" fragte ich in die Runde und alle nickten.

Natürlich musste ich im Auto hinten sitzen, neben Kailyn. Ich schaute vom ersten Moment an provokant aus dem Fenster, damit er ja nicht auf die Idee kam, mit mir zu sprechen.

Sein Duft, der zu mir rüber wehte, raubte mir beinahe den Verstand. Gott sei Dank dauerte die Fahrt nicht allzu lange und mein Stiefbruder versuchte auch nicht, mit mir zu reden.

Wir kamen an der großen Halle an, in der Elles Ausstellung stattfinden würde. An den Eingängen hingen weiße Rosen und überall waren Schleifen angebracht, genau so wie Elle es wollte.

Kailyn schob mich durch die Tür in die große Halle, ich jedoch schubste seine Hand von meiner Taille, sobald ich sie bemerkte.

Kailyn jedoch schnappte mein Handgelenk und zog mich zu sich, so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte.

„Wir müssen später reden." Murmelte er und sah auf mich herab.

Erst jetzt fiel mir auf, dass wir im Partnerlook waren, nur sah sein weißes Hemd um Weiten heißer aus, als meine Bluse. Wie seine Muskeln durch den dünnen Stoff blitzten und die Venen an seinen Armen hervorstachen, weil er meine Hand so fest umschlossen hielt.

„Ich muss gar nichts." Zischte ich und versuchte, mich loszureißen. Doch da fiel mir noch was ein.

„Ach ja, und deine ach so unschuldige Nancy hat einen Typen aus ihrer Stufe gevögelt, nur kurz nach eurem Date."