Kapitel 73 / Er beschützt Luke viel zu sehr

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"Ich muss unsere Eltern anrufen." Fiel mir da ein. „Sag ihnen, ein paar Typen haben mich angegriffen." Bat er.

Ich wollte nicht schon wieder diskutieren, also wählte ich einfach Ericas Nummer und ging auf den Balkon des Krankenzimmers.

„Sky?" ihre Stimme war bereits überrascht.

„Hey, ähm... es ist etwas passiert. Kailyn war in der Stadt unterwegs und ein paar Typen haben ihn angegriffen, es ist zu einer Schlägerei gekommen und... naja, er liegt im Krankenhaus."

"Er hat eine geprellte Nase, eine Schnittwunde an der Hüfte, eine Gehirnerschütterung und ein paar Schürfwunden. Keine Sorge, ihm geht's den Umständen entsprechend gut, der Arzt hat angeboten, einen Transport in ein Chicagoer Krankenhaus zu organisieren..." es sprudelte nur so aus mir heraus.

„Oh Gott, was?!" Ericas Stimme war panisch. „D-Das kann doch nicht wahr sein, mein armer Junge!" sie war den Tränen nahe.

„Keine Sorge, Erica. Ich bin bei ihm. Er ist nicht alleine, okay?" beruhigte ich sie.

Eine Weile herrschte Stille, sie versuchte, sich zu beruhigen. „Er ist also nicht schwer verletzt?" fragte sie dann mit zittriger Stimme.

„Nein, nein. Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen." Versicherte ich ihr. „Du hast ihn gerettet? Gott segne dich, Sky." Ich musste lächeln.

„Ich erzähle dir die Details ein anderes Mal, willst du mit ihm reden?" „Unbedingt!"

Ich gab Kailyn das Handy und die beiden redeten fast eine halbe Stunde, er erfand einen Unfallhergang, bei dem Luke nicht erwähnt wurde, was mich die Augen verdrehen ließ.

Er beschützte ihn viel zu sehr. Als sie auflegten und Kailyn mir mein Handy wiedergab, meinte er, er sei müde.

Ich setzte mich ans Bett und strich ihm durchs Haar, während er die Augen schloss. „Verlass mich nicht." Flüsterte er und öffnete seine Augen nur einen Spalt.

Es war schon das dritte Mal, dass er das sagte. Mein Herz blieb für einen Moment stehen.

„Mache ich nicht." Versicherte ich ihm mit einem Kuss auf die Wange.

Kailyn schlief bis am nächsten Morgen, ich rief zuerst Liz an und bat sie, sowohl die Lehrer als auch Kailyns Freunde zu informieren, dann schlief ich irgendwann neben ihm im Bett ein.

Am nächsten Morgen wurden wir durch eine Schwester geweckt, die ins Zimmer kam.

Sie sah uns erst verdattert an, da mein Kopf auf Kailyns Schulter lag und unsere Finger verschränkt waren.

„Gott, Sie waren die ganze Nacht hier?" fragte sie mich. Ich nickte nur, gähnte und setzte mich dann auf den Stuhl neben dem Bett.

Kailyn blinzelte nur schlaftrunken, während die Schwester seine Infusion wechselte.

„Der Arzt hat gestern gemeint, dass Kailyn vielleicht nach Chicago verlegt werden kann, weil wir ja dort leben. Wissen Sie was darüber?" ich sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Ja, er meinte, dass er sich erkundigen wird und Ihnen dann weitere Infos geben kann." „Gut, danke." Sie verließ das Zimmer wieder und Kailyn sah mich unschlüssig an.

„Ich will nach Hause." Flüsterte er dann. Ich musste lächeln, da er redete, wie ein kleines Kind.

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Es waren zwei Tage vergangen, Kailyn ging es schon um Einiges besser. Seine Schnittwunde heilte gut ab, ihm war nicht mehr so oft schwindlig und er aß wieder komplett normal.

Sowohl unsere Lehrer als auch Kailyns Freunde waren gekommen und hatten ihre Glückwünsche gegeben.

Luke hatte sich bestimmt tausendmal entschuldigt, von wegen er hätte Kailyn nie alleine lassen dürfen und sowas.

Ich hatte heftig mit ihm gestritten, ihm vorgeworfen, dass er ständig nur für Stress sorgte und sich am besten von Kailyn fernhalten solle.

Er hatte sich auch bei mir einige Male entschuldigt und gemeint, er würde es wiedergutmachen.

Ich hatte ihm jedoch versichert, dass ich vor Gericht nicht für ihn aussagen würde, nach dem, was Kailyn alleine wegen ihm passiert war.

Ich war die ganze Zeit über im Krankenhaus gewesen, Liz hatte meine und Ronny Kailyns Koffer gepackt und hergebracht.

Gestern waren wir mit einem Helikopter von Miami nach Chicago geflogen worden.

Kailyn wurde dort ins Krankenhaus gebracht und die Ärzte untersuchten ihn erneut, meinten aber, er würde schon am Sonntag wieder nach Hause dürfen.

Erica, Dad und Elle waren natürlich sofort gekommen. Sie hatten sich um Kailyns Bett versammelt und ihn zum Unfallhergang ausgequetscht.

Er erzählte ihnen wieder die Story, in der Luke nicht verwickelt war.

Es war Abend geworden und die anderen waren nach Hause gefahren, mit dem Versprechen, am nächsten Morgen gleich wieder zu kommen.

Gott sei Dank stellten Erica und Dad keine Fragen, wieso ich bei Kailyn blieb, sie waren zu besorgt um klar zu denken.

Nachdem er sein Abendessen verspeist und ich ein Sandwich aus der Krankenhauskantine gegessen hatte, wurde ich ganz schön müde. Kailyn sah mich nachdenklich an.

„Geh nach Hause." Meinte er leicht lächelnd, doch ich schüttelte sofort den Kopf.

„Baby, du bist die letzten drei Tage immer im Krankenhaus gewesen, du hast immer nur höchstens vier Stunden geschlafen und diese dummen Stühle sind auch unangenehm. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du immer da warst, aber es geht mir gut. Du kannst nach Hause gehen." Er küsste meine Stirn.

„Nein. Ich bleibe hier, bis du entlassen wirst." Stur verschränkte ich die Arme. Der wahre Grund war sein ‚Verlass mich nicht' von Donnerstag. Ich wollte ihn nicht verlassen, ihn nicht alleine lassen.

„Nein, du kannst nicht immer auf diesen ungemütlichen Sesseln schlafen, du wirst noch verspannt." Murmelte er besorgt.

Mit einem Grinsen schüttelte ich einfach den Kopf und lehnte mich müde zurück.

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Verlass mich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt