Kapitel 72 / Angst

255 14 5
                                    

... „Park, d-der... der von... von g-gestern." Brachte er gerade so raus.

Ohne ein Wort an Liz rannte ich auf die Straße und setzte mich ins erstbeste Taxi, das ich sah.

Ich wies den Fahrer an, in den Dawson-Park zu fahren, in dem wir am Vortag unsere Mittagspause verbracht hatten.

Kailyn war verletzt, er konnte beinahe nicht reden. Ich machte mir unglaubliche Sorgen, was, wenn er sterben würde?! Was, wenn ich ihn nicht rechtzeitig finden würde?!

Was passiert war, zählte für mich in diesem Moment nicht, nur ihn zu finden war mir wichtig.

Deshalb schmiss ich dem Fahrer nur einen Fünfzig-Dollar-Schein hin und rannte aus dem Taxi. Ich sah den Park schon, dort waren so viele Leute.

Nein, hier konnte er nicht sein, die Leute hätten ihm doch geholfen! Ich bog also kurz vor dem Parkeingang an einer Hausecke ab, die Gegend sah verlassen aus.

So schnell ich konnte rannte ich die Straße entlang, doch fand nichts. Es waren so viele Straßen hier, er hätte überall sein können.

Ich zückte mein Handy und rief ihn nochmal an. „Ich bin beim Park, wo genau bist du?!" panisch atmete ich ein und aus.

„Links." Sagte er nur schwach. Ich blieb diesmal am Handy, rannte aus der Straße raus und beim Parkeingang links, in eine weitere Wohnstraße.

Am Ende der ca. 200 Meter langen Straße sah ich ihn. Er lag am Asphalt, Blut umgab ihn.

„Kailyn!" kreischte ich. Ich rannte auf ihn zu und kniete mich neben ihn. Seine Augen waren halb geschlossen, er sah mich müde an.

Seine Lippen waren weiß, seine Nase blutete und über seiner Augenbraue befand sich, genau wie an seinem Kiefer, eine riesige Platzwunde.

Das viele Blut kam von seinem Bauch, sein graues Shirt war komplett von Blut durchsaugt. Ich hob es vorsichtig an, meine Hände zitterten.

Ich erkannte eine tiefe Schnittwunde an der linken Hüfte. Sofort zog ich mein Kleid aus und drückte den Stoff dagegen, um die Blutung zu stoppen.

„Ich hole Hilfe. Bleib bei mir, okay?!" flüsterte ich panisch und wählte den Notruf.

Ich schilderte die Situation und die Frau am anderen Ende wies mich an, das Kleid weiterhin fest auf seine Wunde zu drücken und ihn auf die Seite zu drehen, bis die Sanitäter kommen würden. Außerdem sollte er möglichst nicht bewusstlos werden, da das zu einem Herzstillstand führen könnte.

Genau das tat ich. Ich presste den Stoff so fest es ging gegen die Wunde, es schien wirklich kein Blut mehr raus zu rinnen.

Kailyns Augen fielen immer mehr zu, er würde bald bewusstlos werden. „Hey." Rief ich und klopfte leicht an seine Wange, sodass er mich ansah.

Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Bleib bei mir. Nicht einschlafen, okay? Sieh mich an, konzentrier dich auf mich. Bleib bei mir." Sagte ich eindringlich durch den Tränenschleier.

Er versuchte, seine Hand an meine Wange zu legen, doch hatte nicht genug Kraft. „Bleib wach." Schluchzte ich.

Mein Herz zog sich zusammen, ich konnte ihn nicht verlieren. Wie er da so lag, so verletzt und müde. Er sah aus, als würde er die größten Schmerzen erleiden.

Doch Gott sei Dank kam in dieser Sekunde der Krankenwagen. Sie parkten direkt neben uns, zwei Sanitäter sprangen förmlich aus dem Wagen.

Ohne ein Wort nahm der eine mir das Kleid aus der Hand und sie legten ihn gemeinsam auf eine Trage.

Verlass mich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt