Kapitel 58 / Ich brauche dich

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Frustriert kauerte ich mich in mein Bett, nachdem ich mich abgeschminkt und umgezogen hatte.

Ich wusste nicht, was mit Kailyn losgewesen war, er war wie ausgewechselt gewesen. Verdammte Scheiße, er hatte seinen Cousin geschlagen.

Das mit Abigail rutschte in meinen Hinterkopf, denn was danach passiert war, raubte mir alle Energie.

Stundenlang lag ich nur so da und ließ meine Tränen trocknen, bis ich Elle an meiner Tür hörte. Ich sperrte ihr auf, ließ sie rein und verschloss wieder hinter ihr.

Sie legte sich zu mir aufs Bett und ich erzählte ihr alles.

„Also erstens, das mit Abi ist Bullshit. Er ist schon lange über sie hinweg. Und das mit Justin... du weißt, wie wütend Kailyn werden kann."

"Er liebt dich wirklich und ist extrem eifersüchtig, er kann sich da nicht zügeln. Es war nicht okay, dass er dich nicht losgelassen und dann auch noch eingesperrt hat, klar."

"Aber du weißt, dass das nicht er war. Es war ein Kailyn, der Angst hatte, sein Mädchen zu verlieren, noch dazu an seinen Cousin, der für ihn sowieso eine Konkurrenz ist."

„Denkst du, er liebt mich wirklich?" nuschelte ich in ihren Pulli. Sie lachte auf und strich mit übers Haar.

„Sky, hast du mal gesehen, wie er dich ansieht? Er sieht dich immer an, auch wenn du wegsiehst. Ihm liegt was an dir, aber er weiß, dass du viel zu gut für ihn bist und deshalb hat er solche Angst, dich zu verlieren."

Elles beruhigende Stimme ließ mich entspannen. „Bist du dir ganz sicher?" fragte ich nochmal nach. „Ja, Süße."

Wir lagen eine Weile so da, sie erzählte mir, wie alle Gäste nach Hause geschickt worden waren und Erica, sie und Dad mit einem Taxi nach Hause gekommen waren.

Erica und Dad waren nicht überrascht gewesen, da eine Schlägerei zwischen den Jungs vorhersehbar gewesen war, aber dass er mich mit nach Hause schleppen würde, hätten sie nicht erwartet.

Sie redeten beide mit mir. Ich erzählte ihnen, dass ich sowieso nach Hause wollte, weil ich schon wieder so Kopfschmerzen gehabt hatte.

Dass es aber natürlich nicht okay war, einfach ohne Verabschiedung zu gehen, aber Kailyn so wütend gewesen war, dass uns keine Zeit geblieben war.

Sie verstanden das beide und kommentierten es nicht weiter.

Zum Abendessen wollte ich nicht kommen, da ich wusste, dass Kailyn dort sein würde und ich wollte ihn um jeden Preis meiden.

Also blieb ich weiter in meinem Zimmer liegen und versuchte, einzuschlafen.

Doch da ging meine Tür erneut auf. Und diesmal stand Kailyn im Zimmer.

Noch bevor ich etwas sagen konnte, schloss er die Tür und kam zu mir ans Bett.

„Bitte, lass mich einfach reden. Ich weiß, du bist wütend. Aber bitte, lass mich reden."

Ich nickte müde und sah ihn an, auch wenn ich ihn am liebsten angeschrien und aus dem Zimmer geworfen hätte.

„Ich liebe Abi nicht mehr, ich hab es nie wirklich getan. Okay, sie hat mir mal viel bedeutet, aber das ist vorbei."

"Ich bin nur so ausgerastet, weil Justin mich provoziert hat und ich dachte, du würdest denken, dass ich dich auch betrüge oder so." begann er.

Genau Justins Worte. Ich schloss nur die Augen und atmete erleichtert aus.

„Als ich euch beide da sitzen gesehen hab, da... da sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt. Hör zu, Sky..." er rutschte ein wenig näher an mich ran, dass er seine Hand auf meine Wange legen konnte.

„Ich liebe dich. Das tue ich wirklich. Und ich will dich nicht verlieren."

"Justin ist genau wie ich, zumindest wie ich vor dir war. Er will sich jedes Mädchen nur aufreißen und dich auch."

"Du weißt, dass du verdammt heiß bist, was es mir nicht gerade leichtmacht. Wenn er dich nur ansieht, kocht in mir schon alles."

"Und dann bist du zu ihm gegangen, als du wegen mir geweint hast... in mir war alles rot." Erklärte er.

„Und deshalb ziehst du mich mit, obwohl ich dir sage, dass du mir wehtust, und sperrst mich dann im Auto ein?" fragte ich müde, aber trotzdem vorwurfsvoll.

„Es tut mir so leid. Ich hatte einfach so Angst, dass du bei ihm bleiben würdest. Ich hab dich in dem Moment so sehr gebraucht, einfach zu wissen, dass du bei mir bleibst, auch wenn ich Scheiße baue." Seine Stimme brach und ich wurde weich.

Er meinte es ernst und er war gerade ehrlich zu mir gewesen. Er hatte seine Gefühle offenbart und ich wusste, wie schwer ihm das fiel.

Mir stiegen Tränen in die Augen und ich setzte mich auf.

„Ich bleibe bei dir. Auch wenn du Scheiße baust." Flüsterte ich und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

Auch, wenn ich ihn anschreien hätte sollen, wusste ich, dass er das jetzt brauchte. Er brauchte jemanden, der bedingungslos an seiner Seite war.

Also ließ ich zu, dass er meine Hand in seine nahm und vorsichtig darüberstrich. „Es tut mir so leid." Murmelte er mit einer brüchigen Stimme.

„Du kannst mich nicht zwingen, okay? Ich wäre bei dir geblieben, aber nicht, wenn du mir wehtust und mich zwingst." Erklärte ich, zog ihn zu mir ins Bett und legte mich in seinen Arm.

Er zog mich so eng an sich, wie es ging und küsste meine Stirn.

„Ich brauche dich, Sky. Ich brauche jemanden genau wie dich. Jemand, der bei mir ist, auch wenn ich Scheiße baue. Jemand, der einfach nur neben mir liegt und mich davon abhält, mich zu besaufen, wenn ich wütend bin. Jemand, der meine schlimmste Seite kennt und trotzdem bei mir bleibt." Flüsterte er mit der schwächsten Stimme, die ich aus seinem Mund je gehört hatte.

Ich musste an sein ‚Verlass mich nicht' vom Vortag denken und es ergab einen Sinn.

Er hatte die letzten drei Jahre immer nur Mädels gevögelt, nie war eine für ihn da gewesen. Er war immer alleine gewesen und so hatte er eben getrunken, wenn es ihm nicht gut gegangen war.

Mein Herz tat weh, bei dem Gedanken.

„Ich bin da." Flüsterte ich und schloss meine Augen, um den Moment zugenießen.

Verlass mich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt