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Ich beende das Lachen meinerseits und ein paar Momente später hört auch der Junge vor mir auf. Seine Grüppchen verschwinden und sein Mund zieht sich zu keinerlei Emotion. Er hat sich wieder eingekriegt und reicht mir nun deine Hand.

»Ich bin Harry.« Ich nehme seine Hand entgegen. »Harry Styles.«

Styles. Was für ein Name. Noch nie zuvor habe ich jemanden mit diesem Namen gehört, nicht einmal in Irland und nicht einmal bei einem Geschäftsessen bei meinem Vater. Lügt er mich an und er heißt gar nicht so oder meint er es wirklich ernst?

»Marisa Carpenter.« Ich belasse es dabei und denke nicht weiter über seinen Namen nach. Er wird mir schon seinen richtigen Namen gesagt haben. Langsam lasse ich meine Hand aus seiner gleiten und sofort spüre ich seine Wärme, welche er von sich gibt, nicht mehr.

»Bist du die Tochter von Finn Carpenter, dem Firmenchef?«, fragt Harry unglaubwürdig, als wäre mein Vater der mächtigste Mann der Welt. Dabei ist er ein einfacher Anwalt, welcher einen neuen Firmensitz zufällig in London ergattert hat.

»Ja, genau die bin ich.«, sage ich und setze meine Tasche neu auf meiner Schulter auf. Ich hatte nicht erwartet dass hier irgendwer meinen Vater kennt, doch anscheinend kennt Harry ihn. Woher auch immer.

Mit seinen Augen wandert er über mein Gesicht und vermutlich auch über meine Haare, welche mir langweilig bis zur Taille hängen. Er scheint jede Faser meines Kopfes mit seinen Blick aufzunehmen, damit er sie später genau unter die Lupe nehmen kann.

»Tut mir leid Harry dass ich deine Bewunderung an meinem Kopf unterbrechen muss, aber ich habe zusammen mit meiner Mutter später ein Essen bei meinen Nachbarn und muss los.«, erkläre ich ihm und lächle kurz, ehe ich an ihm vorbeigehe und ihn wieder stehen lasse. Vielleicht hält er gar nichts von mir, eben weil ich ihn so oft stehen lasse aber vielleicht findet er mich deswegen auch toll.

Ich höre wie er meinen Namen sagt, doch ich ignoriere ihn einfach und fahre meinen Heimweg fort. Lächelnd gehe ich die Straßen entlang nach Hause und bestimmt denken die Personen, welche mich sehen, dass ich verrückt sei und eigentlich keinen Grund zum lächeln habe. Doch ich habe einen, denn dieser Harry Styles ist etwas besonderes.

»Ich bin wieder zuhause!«, sind meine ersten Worte, als ich den Schlüssel auf die Ablage werfe, die Tür ins Schloss fallen lasse und meine Schuhe abstreife. Aus der Küche rieche ich eine gute Nachspeise. Meine Mutter hat wohl etwas für heute Nachmittag vorbereitet.

Meine Mutter fragt mich nach dem heutigen Tag, doch ich erzähle ihr nichts von Harry. Nein, ich erzähle ihr nur davon dass mir beim hinausgehen des Klassenzimmers alle Unterlagen und Materialien runtergefallen sind und sonst nichts weiteres passiert ist.

Wenn ich ihr etwas über Harry erzähle, möchte sie gleich wieder alles wissen und noch könnte ihr nicht viel über ihn sagen. Dass einzige was ich über ihn aussagen könnte, wäre dass er wunderschöne grüne Augen und süße Grüppchen hat, oder sich dauernd durch die Haare geht.

»Na gut.«, gibt meine Mutter von sich. »Um achtzehn Uhr beginnt übrigens das Abendessen bei unseren Nachbarn.«

Es sind noch genau drei Stunden bis dahin, also hole ich mein Buch aus meinem Zimmer, kleide mich in eine kurze Hose mit einem einfachen T-Shirt und setze mich in den Garten. Während die Vögel fröhlich ihre Konversationen austauschen und umher fliegen, lese ich mein Buch weiter. Währenddessen denke ich auch an meinen Vater. Ich würde mir wirklich gerne wünschen dass er heute Abend dabei wäre, aber ich weiß wie wichtig ihm sein Job ist, also belasse ich es dabei. Mein Vater ist wie mein zweiter bester Freund. Früher, wenn ich immer Streit mit anderen Klassenkameraden hatte, hat er sich immer zu mir gesetzt, mich in den Arm genommen und mit mir über die größten Sorgen geredet. Er hat immer gesagt dass man einen Streit ab und zu im Leben hat und dass  sowas eben dazugehört. Manchmal wenn er mit Mom eine Meinungsverschiedenheit hatte, hat er gesagt, dass er in dieser Zeit immer bemerkt hatte, wie sehr er meine Mutter liebt und braucht. Natürlich haben sich die beiden wieder versöhnt und dann hatten sie sich wieder lieb.

Ich bin froh die Eigenschaft zu haben, gerne zu lesen, denn ich wüsste sonst nicht wie ich mich von der Aufregung wegen des Essens ablenken sollte. Als ich mit Harry geredet habe, habe ich an das Abendessen gar nicht gedacht, und als ich nach Hause gekommen bin zuerst auch nicht. Aber dann hat Mom es wieder erwähnt und meine Aufregung kam wieder zum Vorschein.

Eine Dreiviertelstunde bevor wir zu der Verabredung müssen, schließe ich mein Buch und verschwinde in meinem Zimmer. Mit einem seufzen stelle ich mich vor meinen nicht allzu großen Kleiderschrank und ziehe ein helles Sommerkleid heraus. Es ist Mitte Juni und sehr warm draußen, deshalb werde ich das eben genannte Kleidungsstück überziehen und dazu die passenden Sandalen an meine Schuhe zwängen. Meine Haare fallen mir - wie vor ein paar Stunden - langweilig die Schultern hinunter und enden an meiner Taille.

Schon als kleines Kind wollte ich immer lange, gesunde Haare haben. Deshalb habe ich zu meiner Mutter gesagt, dass ich mit zehn aufhöre zu einem Friseur zu gehen. Das habe ich getan, aber leider hat sich mein Wunsch nach sieben Jahren nicht ganz erfüllt. Ich habe von Natur aus lockige und strubbelige Haare, deshalb sehen sie nicht immer gesund aus. Vielleicht sollte ich dem Friseur doch in nächster Zeit einen Besuch abstatten.

Mit mulmigem Magen mache ich mich auf den Weg die Treppe hinunter in den Flur. Meine Mutter steht frisch angezogen vor dem riesigen Spiegel und wartet bereits auf mich.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt