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Zitternd hat mir meine Mutter die Ehre erwiesen an der Tür zu klingeln, was ich auch tue nachdem wir vor dem Haus der Harpers angekommen sind. Als ich die Klingel drücke, schaue ich gespannt durch das verglaste aber dennoch verschwommene Muster an der Tür und warte bis sich im inneren des Hauses etwas tut. Eine Gestalt - nicht größer als ich - kommt der Tür immer näher. Mein Herz pocht und mir müsste die Nervosität ins Gesicht geschrieben sein. Braune lockige Haare, Converse und ebenso ein helles Kleid trägt das Mädchen, was mit einem höflichen Lächeln vor uns steht. Ich habe sie in der Schule gesehen, leider ist sie nur in meiner Parallelklasse, aber vielleicht klappt eine Freundschaft zwischen uns nicht.

»Hey, ich bin Victoria Harper und ihr müsst die Carpenters sein. Kommt rein!«, begrüßt sie uns nett und meine Mutter betritt das Haus mit einem Dankeschön und breitem Lächeln. Ich stehe noch immer unbeholfen vor der Tür und weiß nicht was ich machen soll.

»Willst du weiterhin dort stehen und auf einen Punkt starren oder reinkommen und ein gutes Abendessen genießen?«, fragt Victoria und lacht leise aus.

»Tut mir leid, natürlich komme ich rein. Leider neige ich dazu sehr schüchtern zu werden, wenn ich jemanden nicht kenne.«, erkläre ich und betrete den Flur des Hauses.

»Ich habe dich schon ein paar Mal in der Schule gesehen, du bist in meiner Parallelklasse und wir haben zusammen Mathe.« Ich folge Victoria in den Garten, in dem es herrlich nach Blumen und Gegrilltes riecht. Ein Tisch mit sieben Stühlen und gleichvielen Tellern steht auf der Terrasse, daneben steht ein großer Grill und dahinter ziert sich ein schöner Garten, mit einem eingegrabenen Pool und einem reinen Blumenbeet, welches sehr gepflegt ist.

»Ja, ich habe dich auch schon einmal gesehen. Ich heiße übrigens Marisa?« Meine Nervosität senkt sich ein bisschen, doch immer noch muss ich den Rest der Familie kennenlernen und wenn sieben Stühle um den Tisch stehen, muss Victoria wohl zwei Geschwister haben. Victoria führt mich zu dem Tisch und nebeneinander lassen wir uns auf den Stuhl sinken. Ein kleines Mädchen spielt auf einer Schaukel, welche auch noch in einem Eck des Gartens aufgebaut ist und ich nehme an, dass es ihre kleine Schwester ist. Vor dem Grill steht ein etwas älterer Mann mit einem Jungen, welchen ich als Victorias Bruder vermute. Meine Mutter und Ms Harper, die Mutter von Victoria, stehen an dem Bunt leuchtenden Blumenbeet und unterhalten sich natürlich über die Blumen, die sich dort abzeichnen.

»War der Umzug stressig? Ich habe letzte Woche, nach der Schule immer jemanden ein paar Kartons ins Haus tragen sehen.«, höre ich die Stimme von Victoria und sehe sie an.

»Ich kann nicht viel davon erzählen, am Tag des Umzugs bekam ich Fieber und lag die ganze letzte Woche in meinem Bett, damit ich wieder gesund werde.«

»Wenigstens geht es dir nun wieder besser.«, sagt sie und lächelt mich sanft an. »Dein Kleid sieht gut aus, woher hast du es?«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Von irgendeinem Online-Shop.«

Der ältere Mann kommt mit einem Teller voller gebratener Dinge an den Tisch, stellt diesen ab und lächelt mich an. »Ich bin Henry und das ist mein Sohn Billy.«

»Ich bin Marisa, schön Sie kennenzulernen Mr Harper.«, stelle ich mich schüchtern vor und bin froh nicht gestottert zu haben, was aber beinahe passiert wäre. Ich muss dringend etwas gegen meine Schüchternheit tun.

»Nenn' mich Henry.« Henry dreht mir den Rücken zu und stellt sich wieder vor den Grill, damit er das Essen wenden kann.

»Billy ist ein sehr stiller Typ und redet wirklich sehr wenig. Er ist deshalb nicht schüchtern, nur sehr ruhig.«, erklärt Victoria als Billy sich zu und setzt, aber wirklich keinen Ton von sich gibt. »Einmal haben wir fast unseren Flug in den Urlaub verpasst und jeder war auf irgendeine Weise gestresst, außer Billy. Er ist ruhig geblieben. Außerdem ist er mein großer Bruder«

Wenig später wird alles an Essen auf den Tisch gestellt und jetzt lerne ich Victorias kleine Schwester Freya kennen. Ich finde sie bezaubernd und obwohl ich sie erst neun Jahre ist, verhält sie sich sogar schon erwachsener.

Meine Nervosität habe ich vergessen und sie verdrängt. Es gibt keinen Grund nervös zu sein. Die Familie Harper hat mich und meine Mutter sehr höflich aufgenommen und sie werden auch meinen Vater freundlich akzeptieren, da bin ich mit sicher.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt