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Auch bei diesem Klassenzimmer öffne ich die Tür und da es diesmal der richtige Raum war, lasse ich mich ganz hinten auf einen Stuhl fallen und hoffe dass mich niemand anspricht. Es ist gerade einmal halb neun und ich hab jetzt schon keine Lust mehr hier zu sein, aber das hatte ich ja sowieso nicht. Als dann endlich die Erlösung durch die Glocke dröhnt, erheben sich alle und verschwinden schnellstmöglich aus dem kalt eingerichteten Raum und stellen nicht einmal die Stühle gerade.

»Danke Ms Atkins für den Unterricht.«, bedanke ich mich manierlich.

»Du musst dich nicht für den Unterricht bedanken, dir etwas zu lernen ist schließlich mein Job. «, dankt Ms Atkins ab und lächelt mich kurz an, während sie sich von mir abwandt und den Raum, in dem wir gerade noch etwas Neues kennenlernten, verschließt.

Aus meiner Tasche hole ich den Plan der Schule, um zu sehen wo mein Spind ist. Ms Atkins hat mir erklärt dass ich in der Pause meine Bücher holen soll, also mache ich mich auf den Weg in das Lehrerzimmer und klopfe.

»Entschuldigung wenn ich störe, schließlich ist das Ihre Pause. Aber ich bin neu hier und brauche all meine Bücher.«, erkläre ich kurz meine Situation und hoffe darauf, dass er mich nicht hier so stehen lässt.

»Natürlich, ich schicke dir eine Lehrerin, welche dafür zuständig ist.«

Die Tür verschließt sich wieder und ich trete einen Schritt zurück um mich in der Ecke zu verdrücken, denn eine Gruppe aus Jungs und Mädchen kommen auf mich zu. Doch diese gehen - zum Glück- an mir vorbei. Ein paar haben mich gar nicht beachtet oder erst angeschaut.

»Bist du Marisa Carpenter, die Neue?«

Vor mir steht eine kleine, dickere Frau mit einer Lesebrille auf der Hexennase und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Schüchtern nicke ich der Lehrerin zu. Sie läuft mit schnellen Schritten einige Gänge entlang, diese kann ich mir zuerst gar nicht merken, aber ich bin froh als wir angekommen sind.

»Hier sind alle Bücher der Schule. Da ich jetzt gleich eine Arbeit schreiben lasse, muss ich los aber verschließe einfach die Tür und ich sperre sie später zu!«, weißt mir die unbekannte Lehrerin zu und verschwindet dann auch wieder.

Ich fange an alle Bücher von der zwölften Klasse zu suchen und als ich nach kurzer Zeit acht Bücher gesammelt habe, wende ich mich wieder zu meinem Spind, bei dem ich vorhin schon einmal war um zu wissen wo dieser ist. Nachdem ich schweren Tragens meine Bücher in den Spind verstaut habe, starre ich den farbenlosen Spint an. Er ist einfach grau und hat nur meine Bücher beinhalten. In Irland hatte ich immer das Maskottchen unseres Vereins, denn früher war ich in einem Tanzverein zusammen mit Esme und Blair. Immer hin sind die beiden meine besten Freundinnen und ich kenne sie seit dem Kindergarten. Naja, genau genommen kenne ich fast meine ganze alte Schule seit dem Kindergarten.

Doch seitdem ich hier bin tanze ich nicht mehr, ich möchte nicht tanzen wenn Blair und Esme nicht da sind. Es war unser Ding, seit der dritten Klasse und sozusagen wurde ich damit groß.

Der Gong zu den nächsten beiden Stunden ertönt und in den Gängen tauchen plötzlich wieder viele Schüler auf. Orientierungslos schaue ich auf meinen Plan und bemerke dass ich jetzt Mathe habe, zusammen mit der Parallelklasse. Der Unterricht findet im Erdgeschoss statt, in dem einzigen Klassenzimmer was dort ist.

Ein unwohles Gefühl prägt sich in meinem Körper aus, als ich die gemischte Klasse auf einmal sehe und somit auch ins Klassenzimmer treten muss. Ganz hinten ist leider nicht mehr frei, denn dort sitzen viele Jungs und, ein von Make-Up zugekleistertes Mädchen, deshalb setze ich mich etwas weiter nach vorne. Unauffällig sehe ich mich in der Klasse um und treffe auf ein paar grüne Augen. Ein Junge etwas weiter hinten - aber nicht ganz hinten - starrt mich mit einem unbeschreiblichen Gesichtsausdruck an.

Doch bevor ich auch nur eine Sekunde daran denken kann, wieso er das tut und was das zu bedeuten hat, kommt ein Lehrer in den Raum. Den zweite, welchen ich heute sehe.

»Wo waren wir letzte Stunde stehen geblieben?«, fragt der Lehrer und unglücklicherweise kenne ich seinen Namen nicht.

Wie kamen meine Eltern auf die Idee, mitten im Schuljahr umzuziehen?

Mit einem leichten seufzen lasse ich mich in den Stuhl sinken und versuche einfach unauffällig mitzumachen.

»So, ich habe zum Schluss, wie immer natürlich, eine paar Hausaufgaben für euch und wehe jemand vergisst diese!«, warnt der Unbekannte vor uns.

Schnell schreibe ich mir die Hausaufgaben auf und gehe fast als letzte Person aus dem Klassenzimmer.

»Sir? Ich bin neu hier an der Schule.«, sage ich und will eigentlich meinen Satz weiterführen, doch er kommt mir zuvor.

»Tut mir leid, ich habe dich gar nicht bemerkt. Nenn' mich Mr Tosny.«

Dankend verabschiede ich mich von ihm und verschwinde mit schnellen Schritten aus dem Klassenzimmer. An meinem Spind angekommen lege ich meine Buch der letzten Stunde hinein und nehme ein anders heraus.

»Du bist neu hier oder?«, höre ich eine raue Stimme hinter meiner Spind-Türe, als ich diese schließe.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt