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Rip One Direction

Kapitel 7

Marisa

Mit dem Handy am Ohr sitze ich an dem Schreibtisch vor Dads Büro und warte bis Bruce den Anruf annimmt, denn ich habe seit einer Woche wieder nichts von ihm gehört. Blair und Esme sind heute wieder in das Café gegangen, in welchem wir nach der Schule immer saßen und uns über den neusten Tratsch unterhalten haben. Esme hat ein Kuchenstück für mich mitgegessen, dazu habe ich sie zumindest gebeten. Wenn ich in den Ferien wieder nach Irland fahre dann gehen wir in das Café und holen die verlorene Zeit wieder auf. Meine Eltern haben gesagt ich darf Bruce, Blair und Esme erst wieder sehen wenn ich den Abschluss in der Tasche habe. Wenigstens hatte ich mit Dad recht, er hält seine Versprechen nicht und darauf hätte ich mich schon von Anfang an einstellen müssen.

»Hi Bruce.«, begrüße ich ihn mit einem großen Lächeln auf dem Gesicht. Ich bin froh ihn wieder zu hören.

»Oh, Hi Marisa.« Er klingt etwas überrascht. »Ich habe mit meiner Tante geredet und sie hat zugestimmt dass wir kommen können.«

Glücklich quieke ich auf: »Das ist großartig, ich freue mich euch wieder zu sehen, aber das dauert noch so lange.«

»Wir machen ab jetzt einen Tag in der Woche an dem wir immer zur selben Zeit an unseren Laptop gehen und auf Skype telefonieren.«, schlägt Bruce vor.

»Das ist eine gute Idee, wieso sind wir nicht davor auf diese Idee gekommen?«, frage ich belustigt. »Blair und Esme sind heute wieder im Café.«

»Ja, ich war auch kurz da.«, meint er. »Ich musste dann aber weg.«

Bruce klingt irgendwie abweisend und beschäftigt, als ob ich ihn gerade bei etwas störe was ihm sehr wichtig ist. Bei unserem letzten Gespräch waren wir so froh und erleichtert dass wir wieder voneinander hören können und nun ist es so komisch zwischen uns.

»Sag mal störe ich dich gerade bei etwas?«, frage ich.

»Nein, keine Sorge. Ich habe nur am Wochenende wieder eine Bewerbung für ein College weggeschickt und warte auf einen Anruf.«

»Dann lege ich einfach auf und du nimmst den Anruf entgegen.«, meine ich und war schon kurz vor dem auflegen, als er noch etwas sagen möchte.

»Die Trinity hätte dich angenommen.«, meint Bruce. »Blair hat es mir gesagt.«

Ich nicke, obwohl er es nicht sieht und möchte am liebsten einfach das Gespräch abbrechen, aber ich kann jetzt nicht einfach auflegen.

»Ich finde schon noch ein College.« In Gedanken versuche ich mir das gleichzeitig klarzumachen. »Du wartest auf den Anruf, bis dann Bruce und schreib mir was das College gesagt hat.«

Jetzt lege ich aber wirklich einfach auf, denn ich habe mich verabschiedet und wenn ich noch ein Wort von Bruce über ein College höre, fange ich an zu weinen. Schon immer träume ich davon auf ein College zu gehen und meine Semester durchzuarbeiten und nun hat mich ein College angenommen, aber ich kann nicht dort studieren. Meine Eltern haben mir damit meine ganze Zukunft verbaut, den ganzen Plan welchen ich mit Blair und Esme schon in meinem Kopf ausgemalt habe.

»Ist alles in Ordnung?«, höre ich die tiefe Stimme von meinem Dad.

Wütend schüttle ich meinen Kopf: »Ihr beide habt mir meine ganze Zukunft verbaut und einmal wenn ich glücklich geworden wäre müsst ihr euch dazu entscheiden umzuziehen. Nach London, Kilometer weit weg von meinem Zuhause, meinen Freunden und dem College welches mit angenommen hätte. Ich bin so sauer auf euch!«

Ich stehe von meinem Stuhl auf und gehe mit schnellen Schritten auf den Fahrstuhl zu, ehe mein Dad noch irgendetwas sagen kann, fahre in den untersten Stock des Gebäudes und verstecke mich in der Frauentoilette. Dann fließen die Tränen, eine Stunde zwei Stunden. Ich habe keine Ahnung wie lange ich hier sitze, bis ich ein Klopfen an der Tür wahrnehme. Doch ich verspüre nicht das Verlangen dazu die Tür zu öffnen, egal wie oft meine Mutter klopft und mich bittet die Tür zu öffnen.

Das Klopapier wird langsam leer und ich sehe in der Kabine keine andere Rolle, deshalb verschwinde ich aus der Toilette und schnappe mir meine Schultasche, bevor ich die Kanzlei verlasse und den weiten Weg nach Hause gehe. Die Leute auf der Straße sehen mich schon komisch an, wahrscheinlich weil meine Mascara verlaufen ist. Zu meinem Glück fängt es dann auch noch an zu regnen.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt