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Wir stehen neben seinem Auto und ich traue mich nicht in sein Gesicht zu sehen. Die Stimmung zwischen Harry und mir hat sich augenblicklich geändert, sobald wir aus der Tür gegangen sind. Dass ich vor meinem Dad gesagt habe, dass ich ihn liebe, war vielleicht etwas zu viel. Als ich vor zwei Wochen mit Harry geschlafen habe, wurde ich mir meinen Gefühlen klar. Seine Nähe macht mich total verrückt und jedes Mal wenn er lächelt, verliebe ich mich neu in ihn. Jedes Mal wenn er sich durch die Haare geht, würde ich sie gerne noch einmal durch wuscheln, weil seine Haare so schön weich sind. Jedes Mal wenn wir zusammen in seinem Auto sitzen, würde ich ihn gerne die ganze Zeit anstarren, weil er so wunderschön ist. Er ist so gutherzig, dass ich mich nach jeder guten Tat neu in ihm verliebe.
Ich spüre Harrys brennenden Blick auf mir.

»Marisa.« Harry flüstert meinen Namen regelrecht, als ob ihn kein anderer hören dürfte. Immer noch halte ich meinen Blick gesenkt, würde das Licht der Veranda noch heller leuchten und Harry könnte in mein Gesicht sehen, würde er merken dass mir das Blut in den Kopf gestiegen ist und meine Wangen rot leuchten lässt. Dann sehe ich seinen Brustkorb plötzlich vor mir. Sein Körper streift meinen, für einen Moment, und ich halte stets die Luft an.

»Guck mich an.«, sagt er eben so leise und hebt meinen Kopf am Kinn an. »Dir muss das absolut nicht unangenehm sein, was du vorhin gesagt hast.«

»Aber Harry...« Er unterbricht mich.

»Nichts Harry. Keiner hat gesagt dass ich nicht dasselbe wie du empfindest.« Nun werde ich hellhörig.

»Ich denke es wäre besser wenn ich jetzt schlafen gehe.«, meine ich, um das Thema zu wechseln. »Ich bin ziemlich müde.« Mit zwei Schritten nach hinten nehme ich Abstand von Harry. Etwas Enttäuschung leuchtet in seinen Augen auf, doch ich muss jetzt einfach gehen. Sonst platze ich.

»Marisa bitte.«, fleht er.

Ich schüttle den Kopf, senke den Blick für einen Moment auf den Boden und verschwinde schnell zur Haustüre. Bevor ich dennoch hinein gehe, drehe ich mich noch einmal um.

»Es wäre besser wenn wir uns in nächster Zeit nicht mehr sehen.« Sofort öffne ich die Haustür und gehe in mein Zimmer, damit ich mich schämend unter der Bettdecke verkriechen kann. Mit Harry eine Beziehung einzugehen, wäre falsch. Ich ziehe nächste Woche weg. Es würde also nichts bringen.

In dieser Nacht schlafe ich kaum, obwohl ich tot müde bin. Harry schwirrt die ganze Zeit in meinem Kopf herum und will von dort auch nicht verschwinden. Irgendwann fange ich vor Verzweiflung an zu weinen und ich denke nicht daran damit aufzuhören.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt