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Aus ihrer Schultasche zieht sie viele Zettel mit der Überschrift Sommerparty und nebenbei öffnet sie ihren Laptop und schaltet ihn an. Ich nehme mir die Blätter zur Hand, währenddessen sie sich bei ihrem Laptop anmeldet und irgendein Dokument öffnet. Ich lese nur DJ aus London (Billys Empfehlung), Dekoration kaufen. Auf einem anderen Zettel stehen nicht mehr Aufgaben: Buffet auswählen, Schule/Freunde einladen, Cocktails.

»Wo findet die Party statt?«, frage ich und lege die uninteressanten Vorhabungen bei Seite. »Die Planung gehen wir noch einmal ordentlich durch!«

Marisa sieht von ihrem Laptop auf und schaut mich kritisch an. »Wir haben gedacht in der Sporthalle der Schule.«

»Langweilig genug um dort eine Sommerparty zu organisieren!« Das Wort Sommerparty betone ich stark, denn in London gibt es keinen wirklichen Sommer und was ist, wenn es regnet?

»Wir werden das ganze umändern.«, sage ich bestimmend und zerreiße die bisherigen Planungen. Marisa sieht mich mit einem unglaubwürdigen Gesichtsausdruck an und wollte etwas sagen, schließt dann ihren Mund aber wieder.

»Öffne ein Word-Dokument, dann können wir eine Liste erstellen, was wir alles benötigen.« Marisa tut mir den Gefallen und in weniger als zehn Sekunden ist die alte Planung komplett gelöscht und ein neues Dokument geöffnet. Ich zähle die Oberbegriffe auf, wie Alkohol, DJ, Dekoration, Location und Einladungen. Danach machen wir Unterbegriffe. Welcher Alkohol gekauft werden muss, welcher DJ wirklich auftreten wird, was für Dekoration gekauft und aufgehängt werden muss, wo das ganze stattfinden wird und wer alles kommen darf.

»Da haben wir was ganz schönes vor uns!«, sagt Marisa, nachdem sie den letzten Punkt auf die Liste gesetzt und ausgedruckt hat. Während sie in das Arbeitszimmer von ihrem Vater geht, um die drei frisch ausgedruckten Blätter zu holen, sehe ich mich in dem Raum um. Er ist Weiß gehalten, moderne Möbel und eine schöne Ordnung. Ich wünschte, ich hätte jemals so ein Zimmer gehabt, davon abgesehen verbringe ich sowieso nur Zeit um darin zu schlafen.

Aus meiner Hosentasche ziehe ich mein Handy, welches mir verschiedene Nachrichten aufzählt. Eine ist von Niall, meinem besten Freund. Er fragt ob er mir, am Samstag diese Woche, mit meiner Schwester aushelfen kann.

Ja gerne. Ich werde am Samstag wahrscheinlich die meiste Zeit bei Mum sein und möchte nicht dass Gemma das sieht.

Antworte ich und stecke mein Handy wieder weg. Ich habe Gemma in der ersten Pause gesagt, sie soll nach der Schule zu einer ihrer Freundinnen gehen und ich hole sie dann ab. Gemma ist meine jüngere Schwester, sie ist fünfzehn und geht in die neunte Klasse auf derselben Schule wie ich. Sonst nehme ich Gemma immer mit nach Hause und ich komme auch zusammen mit ihr in die Schule, aber ich kann sie schlecht mit zu Marisa nehmen. Ihr geht es seit der Diagnose sowieso nicht gut. Abends höre ich sie in ihrem Zimmer - welches neben meinem liegt - immer weinen, und am liebsten würde ich dann zu ihr gehen, damit ich sie trösten kann, aber Mum hat gesagt dass wir beide damit klarkommen müssen. Ich habe schon früh aufgehört abends zu weinen, das letzte Mal war als wir die Diagnose des Arztes bekommen haben. Was heißt Diagnose, eine Diagnose haben wir schon seit vier Jahren bekommen und so langsam wird es knapp, das waren die Worte des Arztes. Es wird knapp.

»Hier ist dein Ausdruck.«, höre ich die Stimme von Marisa, lächle sie sanft an und nehme ihr das Blatt aus der Hand.

»Danke!« Ich lese mir die Stichpunkte noch einmal durch und bemerke dass Marisa denselben DJ aufgelistet hat. »Wieso hast du Billy nach einem DJ gefragt?«

Sie setzt sich wieder auf ihren weißen Schreibtischstuhl und dreht sich zu mir, neben bei schließt sie ihren Laptop und sieht mich dann an. »Er ist in den Garten gekommen, als Victoria und ich die vorherige Planung durchgeführt haben und hat mir dann gesagt dass er diesen DJ benachrichtigen wird.«

»Die Empfehlungen von Billy ist manchmal unüberlegt. Ich hoffe er hat den richtigen DJ genannt.«, seufze ich. »Er geht auf viele Partys und betrinkt sich immer viel zu viel, schleppt ein Mädchen ab und weiß am nächsten nichts mehr davon.«

Marisas Augen verengen sich für einen Moment, sie scheint über etwas nachzudenken. Dann blickt sie auf ihre Fingernägel und drückt an ihnen rum.

»Victoria hat erzählt dass Billy ein eher ruhiger Typ ist.« Als sie wieder aufsieht sehe ich pure Enttäuschung in ihren Augen. Marisa denkt Victoria hat sie angelogen, dabei Victoria Marisa bloß vor ihm beschützen. In ihren Augen bilden sich kleine Tränen, man ist dieses Mädchen sensibel.

»Marisa, Victoria hat dich auf keine Weise angelogen.«, sage ich leise und rutsche näher an sie ran. »Sie will dich vor Billy beschützen!«

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt