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Harry

In der Dunkelheit fahre ich Marisa nach Hause, obwohl sie dort vielleicht gar nicht hin möchte. Dennoch ist morgen der letzte Tag der Woche und es steht Schule auf dem Tagesplan. Bestimmt haben ihre Eltern schon die Polizei gerufen und einen Suchtrupp losgeschickt, doch falls sie das wirklich getan haben, können sie den Suchtrupp wieder einstellen. Sie ist eingeschlafen, umwickelt von meiner Decke die ich von der Couch gezogen habe, bevor ich losgefahren bin.

Gemma hat mich ziemlich komisch angemustert, als ich mit der Decke fast rennend aus dem Haus gestürmt bin, damit ich Marisa abholen kann.

Als ich eine Kopie in das Büro von Mr Carpenter brachte und Marisa nicht an ihrem gewohnten Platz saß, dachte ich dass sie entweder bei ihrer Mum ist und draußen kurz eine Pause macht. Aber dann war ihr Dad auch nicht in seinem Büro, wo er jedoch meistens sitzt und irgendetwas an seinem Computer tut, also bin ich in den Eingangsbereich und da sah ich Mrs Carpenter. Sie kam niedergeschlagen aus der Toilette und hat den Kopf geschüttelt als sie Mr Carpenter gesehen hat.

Nachdem ich in ihre Straße eingebogen und vor ihrem Haus hielt, wünsche ich mir dass sie noch ewig so weiterschlafen könnte. Ihre Eltern machen sich aber sorgen und Marisa sollte wirklich nach Hause und mit ihnen sprechen, vielleicht nicht mehr heute, aber morgen.

»Ich wecke dich ungern, aber wir sind zu Hause.«, sage ich und lege meine Hand auf ihren Oberarm. Zögerlich öffnet sie ihre Augen und sieht mich verschlafen und gleichzeitig noch müde an.

»Danke Harry!«, meint sie leise, setzt sich auf und öffnet die Autotür. »Wir sehen uns morgen.«

»Schlaf gut Marisa.«, verabschiede ich mich von ihr und starte den Motor meines Autos erneut. Vielleicht wünscht sie sich noch, dass ich sie in ihr Haus begleite, aber ich möchte mich nicht noch mehr vor ihren Eltern unbeliebt machen.

Marisa

Ich warte noch bis Harry aus meiner Straße gefahren ist, bevor ich mich zu unserem Haus umdrehe und ich mit einem etwas zu verkrampften und ängstlichen Blick zur Tür schlendere. Aus meiner Tasche krame ich den Schlüssel, gehe hinein und höre direkt die aufgewühlten Stimmen meiner Eltern.

»Meine Güte Marisa.«, ruft meine Mum und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. »Geht's dir gut? Du bist völlig durchnässt, komm Schatz.« Meine Mutter nimmt mich in den Arm und gibt mir dann einen Kuss auf die Stirn.

»Was hast du dir nur dabei gedacht?«, höre ich die wütende Stimme meines Dads und löse mich aus der Umarmung meiner Mum.

Kopfschüttelnd gehe ich die Treppen nach oben. Eigentlich möchte ich nicht mit meinen Eltern reden, aber meine Mum sagt noch dass ich mir andere Klamotten anziehen soll, damit ich anschließend trocken im Wohnzimmer erscheinen kann. Trödelnd gehe ich in mein Zimmer, ziehe aus meinem Schrank eine graue Joggingshose, ein schwarzes T-Shirt und Unterwäsche. Anschließend schließe ich mich im Badezimmer ein und versuche - mit großer Mühe - die nassen und klebenden Klamotten von meinem Körper zu entfernen. An meiner Hüfte hat sich bereits ein kleiner, roter Ausschlag gebildet. Nässe trocknet meine Haut zusehr aus, weswegen ich die Stelle sofort mit einer feuchtigkeits Creme einreibe.

Eine Stimme klingt mir in den Ohren als ich in das Wohnzimmer unseres Hauses laufe. Mein Dad guckt die heutigen Nachrichten. Dennoch schenkt er mir seine Aufmerksamkeit, als ich mich auf den Sessel neben der Couch setze. Er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen und einen unfreundlichen Gesichtsausdruck.

Spätestens jetzt weiß ich, dass ich den Faden definitiv überspannt habe.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt