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Kapitel 3

Marisa

Das College. Ein Gebäude in dem man einen Themenbereich seiner Wahl studieren kann. Natürlich nur wenn man wirklich studieren möchte. Mein Vater hat einen Job: Anwalt und ich bin seine Tochter. Früher hat er immer gesagt, ich werde in seine Fußstapfen treten und diesen Wunsch werde ich ihm erfüllen. Ich habe bereits eine Bewerbung an ein College in Irland geschickt. Leider werde ich niemals erfahren ob mich das College angenommen hat, denn auf der Bewerbung steht meine alte Adresse. Die Adresse in Irland.

»Über was denkst du nach?«, fragt meine Mutter als sie durch die Tür in den Garten kommt. Sie trägt einen lockeren Rock und ein weißes Oberteil, es sieht wirklich gut aus.

»Über das College.«, sage ich knapp. Meine Mutter setzt sich auf den Liegestuhl, während ich in der Hollywoodschaukel meine Füße baumeln lasse. »Ich habe eine Bewerbung an die Trinity geschickt, Monate bevor wir umgezogen sind, und was mache ich jetzt wenn sie mich annehmen?«

Sie atmet laut aus und seufzt danach. Vielleicht bekommt sie Schuldgefühle, immer hin ist das eine der besten Colleges in Dublin. Sie hat einen tollen Campus und eine riesige Bibliothek, dort würde ich mich trotz meiner Schüchternheit sehr wohl fühlen.

»Aber Marisa, hier in London gibt es auch genug Colleges. Zum Beispiel die UCL, es ist einer der größten in Großbritannien oder das College von Cambridge. Du wirst schon etwas finden!«, sagt meine Mutter seelenruhig, als hätte ich noch Monate Zeit darüber nachzudenken.

»Das geht aber nicht so einfach. In weniger als sieben Wochen werde ich meinen Abschluss haben und da muss ich bereits angenommen sein. Und ich will nicht an irgendein, schnellgesuchtes College.« Ich schlucke schwer. »Ich möchte an ein großes, berühmtes damit etwas aus mir wird. Mum, ich will Dads Traum erfüllen und Anwältin in seiner Kanzlei werden. Bitte nimm das Thema etwas ernster!«

Ich habe das auf keiner Weise böse oder unhöflich ausgedrückt und mir wird auch selbst klar, dass ich jetzt nicht mehr auf die Trinity gehen kann. Schon als Kind wollte ich immer an ein großes College gehen, damit ich später sagen kann, dass ich mich bei der Suche danach und im Unterricht bemüht habe. Dass ich etwas für meine Zukunft getan habe.

»Tut mir leid Marisa. Ich werde mich heute Abend noch auf die Suche nach einem guten College machen.«, sagt sie.

»Nein ich suche selbst.«, gebe ich energisch von mir, stehe auf und laufe die Treppen hoch in mein Zimmer. Mit meinem Laptop lasse ich mich auf meiner Fensterbank nieder und habe so einen tollen Blick auf die Straße. Während es per Skype bei Blair und Esme klingelt, schreibe ich Bruce eine Nachricht ob er heute Abend Zeit zu telefonieren hat.

»Hey Marisa.«, begrüßt mich Blair. »Vorab sage ich dir dass Esme heute nicht telefonieren kann. Sie ist bei ihrer Großmutter in Waterford.«

»Oh, dass ist schade.«, sage ich und beende den Verbindungsaufbau mit Esme.

»Wieso rufst du an?«

Ich öffne wieder den Vollbildschirm um Blair ganz zu sehen und lasse den Laptop mit vollem Gewicht auf meinen Beinen liegen.

»Ich brauche deine Hilfe. In weniger als sieben Wochen werde ich meinen Abschluss in der Hand halten, und wenn ich Dads kleine Anwältin werden soll, dann brauche ich ein gutes College um dort studieren zu können.«, seufze ich. »Nur leider habe ich keine Chance mehr, auf die Trinity zu gehen, dort wo du hingehen wirst. Ich weiß noch nicht einmal ob sie mich angenommen haben.«

Blair bemerkt meine Sorge und an ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass sie nachdenkt und ich hoffe dass sie mir wirklich helfen kann. Natürlich gehe ich nicht zum College wegen meinem Vater - weil er es so möchte -, sondern weil ich möchte, dass ich später etwas in meinem Leben geleistet habe. In meinem Kopf drehen sich die Zahnräder mittlerweile dauerhaft und tun sogar schon weh. Vielleicht hätte ich bei Esme und Blair in Irland bleiben sollen. Dort hätte ich noch alles was ich genau brauche, damit ich glücklich bin.

»Vielleicht kann ich die Familie fragen, welche nun in eurem Haus wohnen, ob sie einen Brief von der Trinity bekommen haben. Klar es wird dir leider nichts bringen aber so weißt du, ob deine Bewerbung wenigstens ansprechbar war und kannst sie an ein College in London schicken.«, erklärt sie. Der Gedanke ist gar nicht mal so schlecht. »Ich kann gleich dort hin fahren, Bruce braucht sowieso noch die Hausaufgaben und dann kann ich mal bei den McGraths vorbei schauen!«

Dankbar und mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht verabschieden wir uns voneinander und ich schließe meinen Laptop wieder. Blair tut so viel für mich und hilft mir egal in welcher Situation ich bin. Manchmal frage ich mich, wie ich sie überhaupt verdient habe, klar hilft mir Bruce und Esme auch aber bei Blair kann ich sicher sein, dass sie auf alles eine Lösung hat. Für einen Moment nehme ich mein Handy in die Hand und öffne eine kleine Nachricht von Victoria.

Lust mit mir die Sommerparty zu planen? Ich bräuchte etwas Hilfe...

Ohne ihr zu antworten ziehe ich mir meine Chucks an und sage meiner Mutter Bescheid dass ich bei Victoria bin.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt