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»Ich geh mal die Pizza holen.«, sage ich mit geröteten Wangen, doch Marisa steht bereits und verlässt den Raum. Ich gehe ihr hinterher, schließlich soll sie nicht die Pizza zahlen. Marisa gibt dem leicht gebräunten Pizzaboten bereits das Geld, was die Pizza kostet.

»Ich lade dich ein.«, meint sie schmunzelnd und nimmt die Pizza entgegen. »Dankeschön!« Der Pizzabote, auf wessen Namenschild Milan steht, dreht sich lächelnd um und ruft ein »Bitteschön« in unsere Richtung. Ich folge ihr in die Küche, wo sie vergeblich in jeden Schrank Teller sucht, während ich nun schmunzelnd am Türenrahmen lehne und ihr zusehe.

»Wo sind die Teller?«, fragt sie peinlich berührt.

»Unten rechts, neben dem Backofen.«, erkläre ich und drücke mich mit der Schulter am Türenrahmen ab. Ich hole zwei Teller heraus und stelle sie neben den Karton auf dem Tisch. Danach setzen wir uns und genießen die Pizza. Während des Essens reden wir erneut kein Wort. Es ist nicht unangenehm, sondern eher beruhigend in manchen Momenten nichts zu sprechen. Durch die Ruhe denke ich wieder über Mum nach. Sie wäre viel stärker wenn Dad bei ihr wäre. Mum liebt Dad immer noch, das hat sie mir zumindest anvertraut. Als ich älter wurde und angefangen habe, Dinge ernster zu nehmen, hat sie mir erzählt dass sie Dad nur hat gehen lassen, damit er glücklich wird. Doch Dad hat nie wieder sein Glück gefunden. Er hat keine Frau, ein drittes Kind. Er hat einzig und allein nur seinen Wohnort und die neue Arbeitsstelle. Dad hat vor der Scheidung gekündigt, ein weiterer Trennungsgrund. Als meine Eltern dann beide Fuß gefasst haben, an einem Leben ohne den anderen, hat Dad an einer neuen Arbeitsstelle begonnen.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt