After The Sunset | h.s

Seite 62

Kapitel 12

Marisa

Nachdem ich verzweifelt versuchte eine Lösung zu finden, und das Kissen gegen mein Gesicht drückte, beschloss ich, mir einen Rat von meiner Mutter einzuholen. Schließlich war sie auch einmal in meinem Alter und hat ihren ersten Kuss gehabt. Wieder beachte ich mein Handy nicht, bevor ich die Treppen nach unten nehme. Ohne diese ständigen Nachrichten, welche ich zwar bekomme aber ignoriere, geht es mir etwas besser. Seit dem Umzug lese ich wieder mehr in meinen geliebten Büchern und ich schätze wieder die Zeit ohne das Mobiltelefon. Ich selbst besitze erst seit ungefähr vier Jahren eins, damals hatte ich noch eins mit Tasten und es war auch wirklich nur dafür da, um meinen Eltern Bescheid zu geben wenn ich bei einer Freundin angekommen war oder wenn ich früher von der Schule nach Hause kam. Aus dem Arbeitszimmer meines Dads höre ich eine dunkle Stimme, scheint als würde er telefonieren. Er ist zu Hause und arbeitet von hier aus. Im Wohnzimmer treffe ich dann auf Mum. Sie ist gerade mit ein paar Briefumschlägen beschäftigt, als ich durch den Bogen trete und mich neben sie nieder lassen. Die Couch sinkt noch ein Stück unter meinem Körpergewicht und Mum dreht sich in meine Richtung.

»Wie geht es dir, Schatz?«, fragt meine Mum und durchsucht die Briefe nach einem bestimmten.

»Ich muss mit dir reden.«, gebe ich leise von mir und sehe ihr schüchtern ins Gesicht. Die Briefe, welche sie bis eben noch aufmerksam durchsuchte, legt Mum beiseite. Gespannt sieht sie mich an, weshalb ich anfange zu erzählen. Natürlich wusste sie schon vorher dass Harry und ich uns küssten. Der Moment in dem Dad vor der Haustür stand und uns sah, blieb ihr nicht erspart. Aber dass er sich nicht meldete, nicht zur Schule kam und mich heute nach der Schule getroffen hat erzähle ich ihr. Immer wieder kommt ein Brummen ihrerseits und die verständnisvollen Blicke gehen auch nicht an mir vorbei.

»Ich bin mir sicher, dass er gerade einfach verwirrt über seine Gefühle ist.«, spricht sie. »Dass er dich aber abgewiesen hat, will ich nicht verstehen.«

Einen Moment überlege ich, was ich darauf antworten soll. »Was soll ich jetzt machen?«

»Als ich fünfzehn war, hatte ich kurzzeitig einen Freund. Er war ebenso alt und kam mir immer sehr selbstsicher und klug vor. Nachdem wir zwei Monate zusammen waren, hat er sich von mir getrennt. Mit der Begründung er sei nicht gut genug, weil er sich geweigert hat, seinen Freunden davon zu erzählen.«, erzählt Mum.

»Soll das heißen Harry will sich nicht mit mir in der Öffentlichkeit zeigen?«, frage ich verdutzt.

Mum schüttelt den Kopf. »Nein, sonst hätte er sich nur privat mit dir getroffen und wäre mit dir nicht auf die Feier gegangen.«

»Aber was dann?«

»Dass er nicht zur Schule kam, kann ich dir nicht erklären. Wieso er dich angewiesen und ignoriert hat schon - er will sich seine Gefühle nicht eingestehen.«