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Kapitel 11

Marisa

Dass Harry mich küsste, hat etwas in meinem Leben verändert, dass ich nicht in einem Wort beschreiben kann. Man kann es sich so vorstellen wie einen Besuch; jemand kommt in dein Leben, alles ist perfekt, doch dann passiert etwas und alles ist anders. Die gesagte Person verschwindet aus deinem Leben, meldet sich nicht mehr und untersagt jeglichen Kontakt zu dir. Tagelang versucht man die Person zu erreichen, ein zweites Treffen zu vereinbaren. Doch es scheint als würde dieser jemand überhaupt nicht mehr existieren. Tagelang sitze ich an dem Fenster in meinem Zimmer und versuche eine Antwort auf meine Frage zu finden. Die Frage, wieso Harry sich nicht meldet und sich auch nicht mehr in der Schule blicken lässt. Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Seit Tagen bin ich kaum ansprechbar, in der Schule so wie zu Hause. Victoria hat bereits aufgehört zu fragen, meine Mutter sieht mich immer nur mitleidig an wenn ich durch die Tür spaziere und meine Tasche voller Bücher auf den Boden fallen lasse. Meine einzige Ablenkung ist den Stoff für die nächst anstehenden Abschlussprüfungen zu lernen. Doch selbst dann muss ich öfters eine Pause einlegen, nicht damit ich das gelernte Zeugs verarbeiten kann, sondern weil meine Gedanken immer und immer wieder zu Harry schweifen. Wie er seine große, warme Hand auf meine Wange legte und mich küsste.

Dieser Moment wiederholt sich immer wieder. Während des Unterrichts, beim Mittagessen, wenn ich lese. Ja, selbst wenn ich schlafe taucht dieser Moment auf. Es ist, als ob es das einzige in meinem Kopf wäre, was dort oben stattfindet. Seine Schwester in der Schule abfangen möchte ich nicht, sie sieht selbst nicht gut gelaunt aus und ich kann schließlich auch nicht die kleine Schwester fragen, wo Harry ist. Vor der ganzen Verzweiflung habe ich selbst die tiefsten Momente in meinem Leben kennengelernt. Ich habe aufgehört zu essen (jedoch nur für einen Tag), ich bin weinend in meinem Zimmer zusammengebrochen weil mich die Gedanken fast auffraßen. Ich habe schon fast nach Antworten gebettelt. Selbst meine besten Freunde dringen nicht zu mir hindurch. Blair hat sogar schon bei dem Telefon meiner Mum angerufen, doch als Mum die Treppen nach oben kam und an meine Tür klopfte, habe ich die Luft angehalten, mich nicht bewegt und nur gehofft dass sie wieder verschwindet und Blair sagt, dass ich schlafe oder sie wegen Kopfhörer nicht hören konnte.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt