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Mit gesenktem Kopf und grübelten Blick komme ich zurück ins Wohnzimmer. Charlie und Logan scheinen angespannt zu sein, denn als ich mich setze kommt es mir so vor, als ob keiner von beiden weiß, was er sagen soll.

»Ist alles in Ordnung?«Charlie fragt vorsichtig und zurückhaltend.

Ich nicke, nehme meinen Teller zurück auf den Schoß. »Tut mir Leid, dass ich lauter wurde aber mein...« Ich weiß gar nicht wie ich Harry betiteln soll. Als Freund oder Kumpel?

»Ein Freund von mir kommt mich gleich abholen. Er meinte nur, dass er mich sehen muss.«, erkläre ich. »Tut mir leid, Leute.« Alle - eingeschlossen mir -, dachten, dass wir uns noch einen gemütlichen Abend machen und meine Mutter mich später abholt, damit ich nicht mit der Bahn fahren muss.

»Kein Problem. Bald wohnst du ja hier, dann können wir noch genug Abende mit Filmen und Serien verbringen.«, sagt Logan. Die Beiden haben ihre Bestellung schon aufgegessen, während ich in meiner mit der Gabel herumstochere.

»Mir ist der Appetit vergangen.« Logan und Charlie räumen das Geschirr weg und nehmen einen Teller mit.

Die Zeit in der ich auf Harry warten muss besprechen wir, wann ich höchstwahrscheinlich einziehen kann. Wenn alles vorhanden ist, kann ich meine Möbel bis nächste Woche aufgebaut in meinem Zimmer stehen haben. Meine Sachen und Gegenstände kann ich in innerhalb eines Tages zusammenräumen und hier her bringen.

»Dann werde ich Ende nächste Woche hier einziehen.«, sage ich. Meine Stimmung ist im Eimer und das können auch die Beiden nicht mit ihren Vorschlägen - was alles witziges passiert, wenn ich hier wohne -, ändern. In meinem Hinterkopf ist immer noch der Fakt, dass Harry mir etwas wichtiges zu sagen hat und das Warten allein schon, macht mich unglaublich nervös. Als ich Harry meinen Standort geschickt habe, habe ich noch die Etage dazu geschrieben, damit er weiß, wo er klingeln muss.

Nach weiteren fünfzehn Minuten, die ich wartend auf der Couch verbracht habe, klingelt es endlich und ich renne zur Haustür. Dort steht Harry - mit zerzausten Haaren, einem oversize Pullover, seiner schwarzen Skinny Jeans und seinen braunen Boots. Ich falle ihm fast weinend um den Hals. Er schlingt seine Arme um meine Taille und flüstert ein »Hey« in mein Ohr. Ich lasse ihn los und sehe ihn wütend an. »Du kannst doch nicht einfach, ohne zu sagen was los ist, auflegen.« Mit der Faust schlage ich ihm auf die Schulter.

»Sorry.« Ein freches aber schwaches Grinsen ziert sich auf seinem Gesicht ab.

»Ich hol meine Tasche, warte hier.«, sage ich und gehe mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer, wo ich meine Sachen abgelegt habe.

»Wir hören uns.«, verabschiedet sich Charlie und umarmt mich flüchtig.

»Ciao!« Logan winkt mir lächelnd von der Couch aus zu.

»Dankeschön für die Hilfe.« Ich ziehe mir meine leichte Jacke über und gehe mit dem keinen Rucksack auf dem Rücken zurück in den Flur, um mir dort meine Vans anzuziehen. Danach trete ich vor die Tür und küsse Harry. Wir lächeln, trotz der Stimmung. In seinem Auto ist es angenehm warm und er hat mir sogar die Sitzheizung bereits angemacht.

»Erzähl mir nun was los ist.«

»Ich war bis vor zwei Stunden bei meiner Mutter im Krankenhaus. Sie war etwas besser drauf als die Tage davor. Kurz bevor ich gehen wollte, hat mich der Arzt in sein Büro gebeten.«, fängt er an, räuspert sich. »Meine Mutter hat nicht mehr lange, sie muss in den nächsten drei Wochen operiert werden.«

Meine Augen weiten sich. »Wie viel Geld haben wir denn bisher zusammen bekommen?«

»Es fehlen noch rund sechzehntausend.«

»Harry, ich denke ich erzähle meinen Eltern davon. Mein Dad wird helfen, da bin ich mir sicher. Er wird auch helfen können!«

Ich weiß, dass Harry die Hilfe meines Vaters eigentlich nicht möchte, aber das ist fast die letzte Möglichkeit so viel Geld zu sammeln.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt