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Kapitel 16

Marisa

Harry ist auf meinem Bett eingeschlafen. Nun liegt er dort mit roten Augen und leicht geöffneten Mund. Nachdem er mir erzählt hat, dass seine Mutter Krebs im Endstadium hat, ist er völlig zusammengebrochen. Ich bin mir sicher dass ich die erste Person bin, der er das so ausführlich erzählt hat und ich bin froh dass er es tat. Nun stehe ich jedenfalls im Türrahmen und sehe ihn verträumt an. Harry hat viel durchmachen müssen. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich ihn so angepatzt habe. Stattdessen hätte ich einfach warten müssen, bis er dazu bereit war, mir von seiner Mutter zu erzählen.

»Hey.«, höre ich die Stimme meiner Mutter. Sie legt ihre Hand auf meine Schulter und lächelt schwach. tatsächlich ist es schon spät - halb eins -, soweit ich weiß. Mum muss wohl ebenfalls geschlafen haben, denn sie sieht verschlafen aus. »Es wäre wohl besser wenn Harry jetzt geht.«

Ich schüttle langsam den Kopf: »Nein Mum, sieh nur - er schläft. Wir haben geredet und er hat mir so einiges über seine Mutter erzählt. Harry hat in letzter Zeit viel durchgemacht und ich bin mir sicher er hat nicht viel geschlafen. Kann er bitte hier übernachten? Ich würde ihn jetzt ungerne wecken müssen.« Dad kommt die Treppen nach oben und hält auch vor meiner Tür an. Fragend sieht er in mein Zimmer hinein.

»Dad bitte sei nicht sauer dass Harry hier ist.« Ich stelle mich schützend vor meine Zimmertür und beobachte ihn genau.

»Wieso schläft er in deinem Bett?«, fragt er.

»Er ist nur eingeschlafen, nachdem wir geredet haben.«, erkläre ich. Auch meinem Vater erzähle ich dass Harry viel durchgemacht hat und er nun seine Ruhe braucht. »Wenn du willst, dass wir wieder besser miteinander klar kommen, dann musst du Harry in meinem Leben akzeptieren.« Dad willigt ein, was mich lächeln lässt. Fast wäre ich ihm sogar um den Hals gesprungen, aber dafür bin ich im Moment zu müde. Ich sehne mich so sehr nach Schlaf, dass ich hier und jetzt einschlafen könnte. Die lange Autofahrt war nicht nur für Mum und Dad anstrengend, sondern auch für mich. Wir standen im Stau, also hat es doppelt so lange gedauert als geplant. Meine Eltern gehen beide ins Bett und obwohl ich ebenfalls schlafen gehen will, setze ich mich bei angenehmer Wärme nach draußen. Harry sagt, dass eine Operation die Lösung wäre. So sagen es die Ärzte, doch diese können sich die Familie nicht leisten. Das war auch der Grund wieso Harry bei meinem Vater in der Firma war, er wollte Geld für die Operation sammeln. Dennoch hätte das Geld für diese nicht gereicht, er hätte mehr als drei Jobs gebraucht um die Menge an Geld auftreiben zu können.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt