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Mein Dad ist seit einer viertel Stunde zu Hause und gleich gibt es Abendessen. Er hat mit mir noch kein Wort gewechselt, kommt aber wahrscheinlich daher dass er mich noch nicht gesehen hat. Ich habe selbst nur gehört wie er die Haustür zugeschlagen und »Ich bin zu Hause«, gerufen hat. Vor der Begegnung habe ich sogar etwas Angst.

Mit dem Laptop auf meinen Oberschenkeln, sitze ich auf meinem Bett. Ich habe wieder daran gedacht, dass Harry gesagt hat dass Dad ihn rausgeschmissen hat, und ich nichts auf das Thema geantwortet habe. Nicht nur ich habe Probleme, sondern auch andere Menschen in meinem Umfeld. Das muss ich mir dringend hinter die Ohren schreiben.

Wann ist denn der Tag an dem wir skypen werden?

Eine Nachricht die ich an Bruce, Blair und Esme schreibe. Gestern Abend habe ich noch eine Nachricht von Bruce bekommen. Er wurde an dem College angenommen, und ich freue mich riesig für ihn.

Sonntag.

Zufrieden schließe ich mein Handy, meinen Laptop- auf dem ich ein paar Folgen meiner Lieblingsserien ansah -, und trete langsam die Treppen nach unten. Bevor ich den Raum betrete, in dem beide Elternteile sind, atme ich tief durch und öffne die Tür.

»Gut dass du da bist. Das Essen steht bereits auf dem Tisch.«, spricht meine Mum munter und stellt den letzten Topf voller Essen auf den Tisch. Dad deckt den Tisch und schmückt ihn mit Gabeln, Löffeln und Messer.

»Hallo Marisa.«, begrüßt mich auch er.

Lächelnd setze ich mich auch an den Tisch und trinke zuerst einen Schluck Wasser.

»Hast du dich bereits nach neuen Colleges umgesehen?«, fragt Dad.

Zögerlich, aber froh dass er normal mit mir spricht, antworte ich: »Ja, bereits letztes Wochenende. Ich habe mich noch nicht zwischen UCL und Royal Holloway entschieden.«

»Wie wäre es, wenn du die Bewerbung von dem College in Irland, einfach an die beiden hier in London schickst? Ich bin mir sicher einer der beiden werden dich annehmen!«, schlägt meine Mutter vor.

Glücklich und mit einem breiten Grinsen nicke ich. Gleich nach dem Essen werde ich die Bewerbung - welche noch in meinen Datein gespeichert ist -, ausdrucken und an die beiden Colleges schicken. Zwar kann ich die Post erst am Montag abschicken, aber vorbereiten kann ich es ja schonmal. Dann kann ich die zwei Briefe gleich abschicken, wenn ich zur Schule laufe.

»Dad?«, sage ich. »Wieso hast du Harry rausgeschmissen?«

Selbst meine Mutter sieht verwundert aus, nachdem ich die Frage stellte.

»Ich habe bereits viel Mitarbeiter dazugewonnen, die langjährig arbeiten werden. Harry hat einen Aushilfejob und diese Aushilfe brauche ich nun nicht mehr.«, meint Dad, wobei ich ihm nicht wirklich traue.

»Also hat es nichts mit gestern zu tun?«, frage ich misstrauisch.

Er schüttelt seinen Kopf: »Absolut nichts.«

Doch ich glaube es ihm nicht, dennoch gebe ich mich geschlagen. Noch mehr mit Dad zu diskutieren bringt sowieso nichts. Nach dem Essen helfen wir alle gemeinsam den Tisch abzuräumen. Schnell husche ich hoch in mein Zimmer, greife nach dem silbernen Laptop, renne ins Büro und drucke die Bewerbung aus. Zusammen mit Mum und Dad sitze ich im Wohnzimmer, bereite die Briefe vor.

»Was mache ich, wenn mich beide nicht annehmen?«, verunsichere ich mich selbst.

»Dann schicken wir an andere Colleges Bewerbungen!«, antworte Mum.

Pünktlich um halb zwölf Nachts ruft Harry an. Obwohl ich die Aussage ironisch gemeint habe, ruft er wirklich an. Mit einem verschmitzen Lächeln nehme ich den Anruf an. Bis tief in die Nacht - viertel Zwei um genau zu sein -, telefonieren wir und reden über alles. Das College, den Ausgehverbot, die Kanzlei, meine Eltern, die Schule, über irgendwelche Filme und über die Party. Harry erzählt viel von sich, dass ich noch gar nicht wusste.

After The Sunset | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt