Der Weg aus dem Taxi zum Haus fiel mir nicht leicht. Mitten in der Nacht kam ich in London an und war dann erst mal zu Liams Haus gefahren. Nachdem ich ihm das mit Louis erzählt hatte, hatte er es für selbstverständlich gesehen, dass ich bei ihm und nicht bei El schlief und vorerst wohnte.
Langsam gewöhnte ich mich wirklich an den Gedanken mit ihm zusammen zu wohnen. Was wollte man mehr? Den besten Freund, gleichzeitig der beste Freund des Freundes, und dann auch noch Liam, als Mitbewohner. Perfekt.
Nach einer leicht unruhigen Nacht, die ich lieber in Liams Bett verbracht hatte, weil ich mich einfach so einsam gefühlt hatte, war ich dann zu uns nach Hause gefahren. Und jetzt stand ich hier. Völlig fertig vom Jetlag und aufgewühlt, durcheinander wegen der langen Zeit, die ich sie nicht mehr gesehen hatte und traute mich nicht zu klingeln.
Doch ich musste es tun.
Es dauerte eine Weile, aber dann öffnete meine kleine, über alles vermisste, Schwester die Tür. Sie starrte mich einfach nur an und warf sich mir dann weinend in die Arme. Ich hob sie etwas hoch und trug sie rein.
"Du hast mir so gefehlt!" heulte sie und ließ mich gar nicht mehr los.
"Du mir auch, Prinzesschen." Wir setzten uns in ihr Zimmer, wo jetzt nicht mehr alles mit One Direction tapeziert war, sondern ganz schlicht in Lila, dunkel Lila.
Coco putzte sich die Nase und fing an zu erzählen, wie schrecklich die letzten Wochen für sie gewesen waren. Mum war nur noch zu Hause gewesen, warum wusste sie nicht und nach der Beerdigung, war andauernd Tante Liz bei ihnen vorbei gekommen, um nach dem Rechten zu sehen.
"Das war echt komisch, als sie vor der Tür stand. Ich hatte sie noch nie gesehen und dann meinte sie, dass sie unsere Tante ist und mal nach uns sehen wollte. Die war nicht mal auf der Beerdigung gewesen." fluchte Coco und grinste komisch.Während Coco mich beobachtete, sah ich mich noch mal im Zimmer um.
"Schade, dass du kein Directioner mehr bist, ich hab dir extra was mitgebracht." Coco lachte und stellte sich neben mich. Breit grinsend öffnete sie ihren Schrank, der von innnen mit Postern und den Standfiguren geflastert. Da war also alles hin verschwunden....
"Das ist so... typisch du!" lachte ich und ging aus dem Zimmer. Coco folgte mir nach unten in den Flur, wo ich ihr aus meiner Tasche das gab, was ich ihr mitgebracht hatte.
Es waren ein Autogramm von jedem, ein paar Bilder und noch so etwas wie ein Tagebuch, was ich zwischendurch geschrieben hatte.
Kreischend drehte Coco sich im Kreis und machte so nicht nur mich auf sich aufmerksam.
"Coco, kannst du dich nicht ein einziges Mal..." fluchte meine Mum und fasste sich an die Schläfen. Sie stand im Bademantel vor uns und starrte mich an. Ihre Augen waren aufgerissen und ihre Miene zeigte kaum Emotionen. Plötzlich löste sie sich aus ihrer Starre und kam auf mich zugerannt. Kurz vor mir blieb sie stehen, als wüsste sie genau so wenig wie ich, was sie jetzt tun sollte.
Ihr Blick fuhr über mein Gesicht und ich sah Tränen in ihren Augen.
"Mein Baby..." hauchte sie und zog mich in ihre Arme. Coco verließ schweigend den Raum und ließ mich mit meiner Mum alleine.
Alleine dieser kurze Moment mit ihr, zerrss mich innerlich. Sie sah so dünn aus, fast mager und hatte tiefe dunkle Ringe unter den Augen. Sie sackte in meinen Armen zusammen und ich brachte meine letzte Kraft auf, um sie langsam auf den Teppich zu setzen. Dann holte ich schnell noch eine Decke aus dem Wohnzimmer und setzte mich zu ihr. Sie sah so müde und zerbrechlich aus."Ganz ruhig Mum, alles wird gut." sanft strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht. Dann rief ich erst einmal unseren Nachbarn an, damit er mir mit ihr helfen konnte. Hilfsbereit wie immer kam mein bestens informierter Nachbar rüber und half mir meine Mum auf das Sofa zu setzen.
"Danke Drew."
Nickend ging er wieder und ließ uns alleine. Für einen kurzen Moment stand ich an der Tür, unwissend, was ich jetzt tun sollte und entschied mich dann dafür, meiner Mum und mir erst mal einen Kaffee zu machen.
Dankend nahm sie ihn entgegen und endlich bekam sie wieder etwas Farbe im Gesicht.
"Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht." flüsterte sie und griff nach meiner Hand. Man konnte sehen, dass sie sich anstrengte und doch war ihr Griff nicht stärker, als der eines Kindes. Sie war so schwach und war in der Zeit, in der ich sie nicht gesehen hatte um mindestens 20 Jahre gealtert.
"Es tut mir leid..."
"Du hast dich nicht zu entschuldigen. Seit dem Tod deines Vaters war ich keine gute Mutter und das mit der Scheidung... Wir haben dabei nicht genug über die Konsequenzen nachgedacht. Dabei wollten wir doch beide immer nur das beste für dich und deine Schwester." sagte sie und ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauchen.Nach einem langen Gespräch schlief meine Mum auf dem Sofa ein, ich deckte sie zu und ging noch mal oben zu Coco. Sie saß vor dem Fernseher und sah grade irgend so eine Nachrichtensendung.
Ich wollte sie nicht stören und ließ mich einfach neben ihr auf das Bett fallen."Das ist schön zu hören. Und wie sieht das bei euch Dreien so aus? Haben wir endlich mal Hoffnung, auf einen kleinen Einblick in eure Liebesleben?"
"Nichts Neues." sagte jemand, es war Niall.
"Bei mir auch nicht." kam dann von Liam.
Harry schüttelte nur den Kopf.
"Das ist doch nicht wahr. Was ist denn jetzt genau mit eurer geheimnissvollen Freundin Antonia?" Coco sah gespannt zu mir. Ich wusste was jetzt kommen würde und ich wollte genau so wenig hören, wie letztes Mal.
"Sie ist hier mit uns und das, weil sie seit kurzem unsere Songwriterin ist."
"Natürlich ist sie auch eine Freundin von uns, aber mehr ist da nicht. Definitiv!" sagte Harry und dieses Mal schmerzte es noch mehr als beim ersten Mal.Coco schaltete den Fernseher aus und sah mich gespannt an.
"Erzählst du's mir?" fragte sie leiseund gähnte.
"Morgen." sagte ich und küsste sie auf den Kopf.
"Jetzt musst du erst einmal schlafen. Mum schläft auf dem Sofa und hier ist meine Adresse. Wenn du möchtest kannst du morgen mit oder ohne Mum vorbei kommen." schlug ich vor und küsste sie auf dem Kopf. Coco nickte nur und legte sich gähnend hin.
Leise schlich ich die Treppe runter nach draußen auf die Straße und anstatt mir ein Taxi zu rufen, ging ich noch ein Stück zu Fuß. Die kühle Abendluft fühlte sich gut an und es fühlte sich an, als wäre ich Zuhause angekommen. Nicht mehr so warm und stickig wie in Australien.
Nach kurzer Zeit wurde ich dann doch zu müde und schläfrig, sodass ich gezwungen war mir ein Taxi zu rufen. Als ich dann endlich Zuhause an kam, wollte ich nichts sehnlicher, als mich in Liams Bett zu kuscheln und zu schlafen, doch ich hatte den Jungs versprochen, sie heute Abend noch mal an zu rufen, also zog ich mich um, machte mich bettfertig und wählte dann Liams Nummer. Ich wählte seine, weil Harry mich nie mit den anderen telefonieren lassen würde. Er genoss es viel zu sehr meine Stimme zu hören, so wie ich seine.Als Liam sich dann also wirklich sicher sein konnte, dass alles in Ordnung war (das mit meiner Mum verschwieg ich erst mal), gab er mich weiter an Niall, der mich wie immer zum Lachen brachte und sich endlich mal normal verhielt. Doch mit Harry und ihm war immer noch nicht alles wieder in Ordnung. Liam musste ihm das Handy abnehmen und zu Harry bringen, der draußen saß und an den neuen Songs schrieb.
"Hi Babe." raunte er und ich konnte mir sein freudiges Gesicht vorstellen.
"Hi, alles gut bei euch."
"Alles wie immer." ja klar...
"Und bei dir? Gut angekommen? Warst du schon bei deiner Mum? Du fehlst mir so unglaublich, Engel." neugierig wie eh und je. Harry war so süß und ich wünschte mir so sehr, dass er jetzt neben mir liegen würde.
"Ja, ja und ja. Ist alles gut gegangen. Aber ich würde jetzt lieber in deinen Armen liegen und dich küssen und, naja, du weißt schon." ich wurde leicht rot und wusste genau, dass er meine Gedanken lesen konnte.
"Du versautes Ding, du. Aber genau das wünsche ich mir grade so sehr."
"Ich zähle die Tage und Stunden bis wir uns endlich wieder sehen. Es sind noch genau 8 Tage und 7 Stunden und ca. 46 Minuten. Also knapp 193 Stunden bis ich das wichtigste auf Erden wieder in meine Arme schließen kann." sagte ich und grinste über mein Wissen.
"Weinst du etwa?" lachte ich, als Harry schluchzte und es sich echt so anhörte, als würde er flennen.
"Ich liebe dich."
"Ich dich auch." antwortete ich. Ich liebte ihn mehr, als alles andere auf der Welt.
"Ich muss jetzt auflegen. Schau mal in deinen Koffer, links an der Seite. Bis dann Schatz." und schon war er weg.
Verwirrt stand ich auf und schlich ins andere Zimmer, wo mein Koffer stand. Ich hatte noch nicht angefangen ihn aus zu packen, was ich jetzt mit Sicherheit auch nicht anfangen würde.
Ich schubste ihn um und riss den Reißverschluss auf. Schnell vergrub ich meine Hände in der Wäsche und suchte auf der linken Seite, nach dem, was Harry gemeint hatte.
Meine Fingerspitzen trafen auf etwas raues und als ich es raus zog, erkannte ich Harry's Songtexteheft darin. Ich ließ mich auf den Boden fallen und blätterte es durch. Auf jeder Seite, ab der 6. oder so, stand mein Name. Manchmal nur Toni, dann nur meine Initialien und einmal stand dort sogar Toni Styles. Gott, wie süß war das denn?!
Harry war so...
Mit dem Heft in der Hand saß ich dort und las alle Texte, die Harry geschrieben hatte. Seine Schrift war schon fast mädchenhaft und der Text, den er als letztes geschrieben hatte (zum Glück stand überall das Datum drüber), brachte mich fast zum weinen. Es war ein Songtext, der ähnlich war, wie der von Little Things, aber trotzdem komplett anders, weil es genau die Geschichte war, wie Harry und ich uns kennen gelernt hatte. Nur aus seiner Sicht.
Mit Gedanken an Harry und dem Heft in der Hand schlief ich ein.
DU LIEST GERADE
Keep Calm and hate One Direction (1)
FanfictionAls kleines Mädchen träumt man doch immer davon, dass das eigene Leben wie ein Märchen wird. Doch alles hat ein Ende. Märchen haben immer ein Happy End. Dies ist meine Geschichte und wie sie endet. Wie ihr sehen werdet - nicht mit Happy End. Denn m...