Fourty Eight • DER NACHBAR

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Coco's Sicht

Jeder kennt sie, die Sorgen, die man als 'normales' 15-jähriges Mädchen nun mal hat. Doch keiner konnte sich ausmalen, was ich grade für Sorgen hatte. Mit dem Tod meines Vaters kam ich mittlerweile ganz gut klar, mehr schlecht als recht, aber das stand mir also grade nicht im Weg. Dass Mum sich inzwischen schon wieder fast in eine lebende Person verwandelt hatte, wurde ja auch langsam mal Zeit. Zum Glück war Toni endlich wieder aus Australien zurück. Denn auch, wenn wir uns andauernd über irgendwas, sei es One Direction, stritten, war sie immer noch meine große Schwester und sie hatte mir so schrecklich gefehlt.

Nachdem ich ihr bei ihrem kleinen 'Problem' geholfen hatte, verbrachten wir noch etwas Zeit zu dritt und dann fuhren Mum und ich auch schon wieder zurück. Mum war ziemlich erschöpft und wollte noch einen kurzen Mittagsschlaf (wohl eher Nachmittagsschlaf) machen, bevor wir uns was zu Essen bestellen würden. Ich ging einfach erst mal wieder hoch und schmiss mich auf mein Bett.
Eigentlich ging es mir heute sogar echt gut. Wenn man mal davon absah, dass ich in ein paar Tagen wieder zur Schule musste und dass ich hoffnungslos verliebt war, dann ging es mir gut. 
Toni würde mir den Kopf abreißen, wenn ich ihr erzählen würde, in wen ich mich verliebt hatte. Deswegen hatte ich es bis jetzt auch erfolgreich für mich behalten.
Gelangweilt fuhr ich meinen Laptop hoch und durchforstete die neusten Nachrichten über 1D. Es war schon etwas komisch, wenn dort andauernd Toni's Gesicht auftauchte. Doch langsam gewöhnte ich mich daran. War doch irgendwie schon cool, wenn die eigene Schwester die Freundin von Harry Edward Styles war und dazu noch die beste Freundin von One Direction. Brachte einem schon ein paar Vorteile. Alleine, dass Liam mir ein iPhone geschenkt hatte, darum hatte ich ihn nicht mal gebeten. Eigentlich wollte ich von ihm nur, dass er Toni mal daran erinnerte, dass sie noch so etwas wie eine kleine Schwester besaß, die grade dringend ihre Hilfe brauchte.
Aber süß war es schon von ihm gewesen. Alle fünf Jungs waren immer echt süß zu mir gewesen, vor allem Niall. Gott, der Junge war echt der perfekteste Typ auf der Welt!!! Am besten gefiel mir sein irischer Akzent, aber auch einfach sein Lächeln und seine witzige Art...
Schwärmend stand ich auf und zog die Geschenke von Toni aus meinem Regal. 
Es waren ein paar Autogramme, etwas das so aussah wie ein Tagebuch und ein paar Bilder. Schon witzig, was die so alles in den paar Tagen erlebt hatten. Und ich war mir sicher, dass das noch lange nicht alles war. Mit dem Buch in der Hand setzte ich mich im Scheidersitz aufs Bett und fing an zu lesen. Toni beschrieb alles bis ins kleinste Detail und ließ nicht einen Tag, eine Stunde aus. Sie schrieb, dass alle sehr nett waren und dass sie echt viel Spaß dort hatte. Sogar das Konzert und die Vorbereitung darauf, beschrieb sie genau und schrieb dazu noch ihre Stimmungen und Erfahrungen auf.
Später wurde es etwas interessanter.

Liebes Tagebuch, 
Hier ist es echt schon ziemlich chaotisch. Alleine das Gefühlschaos mit Harry und Niall.
Dazu kommt noch, dass ich Louis heute mit jemandem erwischt habe und...

Es klingelte an der Tür. Schnell warf ich das Buch zur Seite und sprang vom Bett. Ich lief in den Flur und hielt noch vor dem Spiegel an, um mein Aussehen zu checken. Passt!
Dann öffnete ich die Tür und vor mir stand, wie immer um halb 5, Drew.
"Hi, Coco. Ich wollte mal wieder nach dem Rechten sehen." sagte er und lächelte mich mit seinen strahlend weißen Zähnen an.
"Weiß ich doch. Komm rein." entgegnete ich und ließ ihm grade genug Platz, um an mir vorbei ins Haus zu flutschen. 
"Schläft deine Mum?" ich nickte und ging in die Küche. Drew folgte mir und nahm dankend das Glas Saft an, was ich ihm gab.
"Sag mal Coco, wie alt bist du jetzt eigentlich?" fragte er und überraschte mich damit. Dass er nicht wusste, wie alt ich war, war ja klar, doch wieso interessierte ihn das?
"15, aber ich werde in ein paar Tagen 16. Wieso?"
"Nur so. Ich war mir nur nicht mehr sicher. Ich wusste nur noch, dass du ungefähr 12 oder 13 gewesen bist, als ich mit deiner Schwester zusammen war."
Da waren wir wieder bei seinem Lieblingsthema - Toni.
Der Typ schien süchtig nach ihr zu sein. Verstand er nicht, dass nichts mehr aus ihnen werden würde?
"Wo steckt sie überhaupt? Wohnt sie nicht wieder bei euch?"
"Nope, sie wohnt bei ihrem Freund." stimmte zwar nicht, aber wie sollte ich ihm denn sonst klar machen können, dass er keine Chance mehr bei Toni hatte.
"Oh, ich wusste gar nicht, dass sie einen Freund hat." sagte Drew traurig. Er tat mir fast ein bisschen leid. Aber eben nur fast.
"Hm, die sind jetzt schon ne Weile zusammen. Komisch, dass sie dir das nicht erzählt hat." ich zuckte mit den Schultern und tat so, als wäre es eine völlig beiläufige Bemerkung gewesen.
Dann hörte ich, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte und die Tür geöffnet wurde. Kurze Zeit später erschien eine völlig blasse und erschöpfte Toni.
"Coco, du glaubst nicht was Simon...Oh hi Drew." sagte sie und umarmte ihn kurz. Dann warf sie mir einen Blick zu, der mir genau zeigen sollte, was ich jetzt zu tun hatte. Natürlich konnte ich meiner großen Schwester ihren Wunsch nicht abschlagen, sonst würde sie mich sicher umbringen und im Garten verscharren.
"Ok, dann danke Drew, dass du gekommen bist. Wir sehen uns dann morgen ja?" Drew sah von Toni zu mir und nickte dann. Er verabschiedete sich selbstverständlich nur von Toni und verschwand dann, bevor ich ihm den Kopf abreißen konnte.
"Also was ist los, Schwesterherz?" mit eine riesen Eisbecher und zwei Löfflen bewaffnet stapfte sie voran in mein Zimmer und ließ sich auf das Bett fallen. Alles was bis eben noch darauf gelegen hatte, fiel zu Boden. Super, das durfte ich später alles aufräumen...
"Also, Simon war eben bei mir und hat mich gefeuert..." sagte sie und stopfte sich einen vollen Löffel Eis in den Mund. Das sah so ungesund aus, dass mir glatt schlecht wurde. Stop, was?
"Wie, dich gefeuert?" Toni arbeitete doch kaum zwei Wochen bei ihm und hatte bestimmt nichts angestellt, was sie nicht durfte. Naja, außer, dass die eine Beziehung zu einem 'Arbeitskollegen' führte, aber das hatte Simon ja vorher schon gewusst. Also, was war der Grund dafür?

"Das Beste kommt ja noch. Er hat mich doch allen ernstes gefragt, ob ich die Fake-Freundin für Niall spiele, damit sie bessere PR für ihr neues Album kriegen!" Toni fuchtelte mit dem Eislöffel rum und traf mich fast im Gesicht. Doch ich verstand ihre Entrüstung. Wie kamen die bloß auf die Idee, Harrys Freundin nach so etwas zu fragen? Klar, jeder Fan wusste, dass sie in letzter Zeit mehr schlechte Publicity hatten und auf jeden Fall mal wieder was Positives brauchten. Doch das war noch lange kein Grund für sowas...
"Und, machst du es?"
"NEIN!!! BIST DU VERRÜCKT? Ich spiele doch nicht seine Freundin. Alleine schon, weil er in mich verliebt ist und weil ich Harrys Freundin bin!" 
Naja, so abwegig war es ja nicht. Klar war es komisch, weil Harry und Niall beste Freunde waren, aber es wäre doch ziemlich cool, Nialls Freundin zu sein.
Toni sah das anscheinend anders.
"Ich kann das einfach nicht machen." seufzte sie und vergrub ihr Gesicht in einem meiner Kissen. Dann war das ganze doch ganz einfach.
"Dann sag doch einfach ab!" 
"Nein! Ach, ich weiß doch auch nicht... "
"Wieso? Wenn du es nicht machen möchtest, dann sag das denen doch." 
"Das sagst du so einfach. Ich will es ja eigentlich nicht machen, aber wenn es denen so schlecht geht und die die PR brauchen, dann kann ich die doch nicht so einfach sitzen lassen. Immerhin sind das meine Freunde. Wie stehen die denn da, wenn ich, ihre beste Freundin und mehr die sitzen lasse? Alleine was Liam alles für mich gemacht hat und das kann ich Harry und auch Niall nicht antun." ich nahm meine Schwester in den Arm. Irgendwie verwirrte sie mich. Sie wollte es nicht tun, aber andererseits fühlte sie sich den Jungs gegenüber verpflichtet. Doch wie genau stand ihr Freund eigentlich dazu?
"Was sagt eigentlich Harry dazu?"
Toni sah auf und ich sah, dass sie weinte.
"Er war nicht begeistert davon, aber er vertraut mir und ich soll es selber entscheiden. Aber das hat auch nicht er mir gesagt, sondern Simon." immer diese dummen Jungs.
"Na, dann ist doch ganz klar, was wir machen müssen!" rief ich und grinste meine Schwester an. Sie blickte nur fragend zu mir auf und ich sah etwas Angst in ihren Augen. Sie vertraute meinen Ideen nie, doch dieses Mal würde es klappen. Da war ich mir 100%ig sicher!

Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt