Seventy Nine • DER NEUANFANG

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Die Feiertage waren vorbei. Weihnachten und Silvester waren gut überstanden worden, mit nur leichten Verlusten. Damit meinte ich, dass Harry tatsächlich zum Friseur gegangen war. Auch, wenn ich ihn hatte hinziehen müssen.

Seit einigen Tagen, hatte ich ziemlich gute Laune. Was nicht zuletzt daran lag, dass Coco seit gestern bei mir und Harry wohnte.
Meine Mum hatte den Gutschein für ihre Kreuzfahrt eingelöst und lag inzwischen wahrscheinlich in der Sonne und bräunte sich.
"Wieso bist du so glücklich?" fragte Lisa und lachte.
"Ich liebe mein Leben." seufzte ich und ließ mich auf meinen Rücken fallen. Die Sonne strahlte mir tatsächlich ins Gesicht, als ich so auf dem Schneehaufen lag, dick in eine Winterjacke eingewickelt.
"Kokain?" Ich sah sie mit einem Blick an, der sagte, was ich dachte: Dein Ernst?!
"Familie." lachte ich und sah zum Haus. Ich sah Coco im Musikzimmer sitzen und grinste. Sie sah so süß aus, wenn sie mit ihrer Zunge über ihre Lippen fuhr, während sie ihre Hausaufgaben machte.
"Familie? Tödliches Zeug." sagte Lisa und legte sich neben mich. Es lag immer noch Schnee. Nicht sehr viel, aber es war grade so kalt, dass der Rest nicht schmolz.
Seit ich Lisa vor ein paar Wochen wieder getroffen hatte, hatte ich mich fast täglich mit ihr getroffen oder mindestens mit ihr telefoniert. Wir verstanden uns immer besser und vor ein paar Tagen hatte ich sie sogar den Jungs vorgestellt.
"Wo ist eigentlich Harry?" sie wusste nicht, dass Harry mein Freund war und wie jeder andere, kannte auch sie nur die Geschichte, in der ich Nialls Freundin war. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie ahnte, dass ich sie anlog. Gut, dass sie kein Directioner war.
"Arbeiten." sagte ich und setzte mich auf.
"Hat wie immer viel zu tun."
"Lass uns rein gehen." Lisa stand auf und ging an mir vorbei zum Haus. Als ich ihr nicht folgte, blieb sie stehen und grinste mich an. Die Sonne strahlte mir entgegen und ich blickte mit zusammen gekniffenen Augen zu ihr auf.
"Worauf wartest du?"
Ich folgte ihr ins Haus, setzte mich zu ihr an den Tisch und rief nach Coco, damit sie die warme Schokolade trinken konnte, die ich ihr gemacht hatte.
"Danke, Toni. Das kann ich nach den Matheaufgaben wirklich gut gebrauchen."
"Zeig doch mal her, vielleicht kann ich dir ja helfen." Coco holte ihr Buch und ihr Heft und zeigte es Lisa. Die beiden sahen echt süß als, wie sie versuchten, dieses scheiß Matheaufgaben zu lösen. Von was sie da redete hatte ich jedoch keinen Plan. Statt sie weiter zu stalken ging ich in die Küche und räumte auf. Währenddessen dachte ich daran, wieso ich eigentlich so glücklich war. Zur Zeit war irgendwie alles gut.
Meine Mum erholte sich, Coco fühlte sich bei uns im Haus pudelwohl und Harry hatte etwas mehr Zeit, weil das Album ja jetzt endlich fertig war. Also war eigentlich alles ziemlich zufriedenstellend.
"Ich bin wieder daaaa!" rief Harry und schmiss die Tür zu. Breit grinsend und unglaublich glücklich lief ich in den Flur und rannte ihn dabei fast um.
"Hey, nicht so stürmisch." lachte er und wirbelte mich im Kreis.
"Tut mir leid, aber du hast mir so gefehlt."
"Aber ich war doch nur 2 Stunden weg. Wenn überhaupt."
"Ja, zwei Stunden zu viel." ich küsste Harry und zog ihn dann an der Hand ins Wohnzimmer, wo Coco und Lisa grade ihre Sachen weg legten.
"Hey, Leute." Harry ließ meine Hand schon vor der Tür los, denn wir beide wussten, wie viel auf dem Spiel stand. Nicht, dass ich Lisa nicht vertraute, aber nach dem Chaos mit Josh & Mara, war ich mehr als nur vorsichtig.
Coco verschwand daraufhin gleich wieder ins Musikzimmer, packte ihre Sachen und flutschte dann nach oben in ihr Zimmer.
"Deine Schwester ist so süß."
"Ja, genau." ich rollte mit den Augen und setzte mich neben sie. Lisa lachte und sah auf ihre Uhr.
"Ich muss dann auch mal los. Ein paar Bücher warten noch auf mich." sagte sie und salutierte.
"Steht das mit heute Abend noch, T?" fragte sie, während sie ihre Jacke über zog und ihre Haare aus dem Kragen zog.
"Klar, ich hol dich um halb acht ab." sie küsste mich auf die Wange, winkte Harry zu und ging. Ich sah ihr hinterher, bis ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Wie auf Kommando sprang ich auf und schmiss mich auf Harrys Schoß.
Augenblicklich legten sich meine Lippen auf seine und wir beide seufzten.
"Was ist denn heute Abend?" nuschelte er an meinen Lippen und kitzelte mich leicht an der Seite.
"Kino. Wir wollen diesen neuen Film gucken. Hab vergessen, wie er heißt."
"Und was soll ich dann machen, so ganz alleine?" er fuhr langsam mit seinen Händen meine Beine hoch und grinste dabei. Wieder tauchte dieses gefährliche Glänzen in seinen Augen auf.
"Entweder du machst was mit Coco, oder du schaust fern oder so. Wie jeder normale Mensch auch." sagte ich, stand von seinem Schoß auf und schnappte mir einen Apfel aus der Schale auf den Tisch. Genüsslich biss ich hinein und wischte den Saft von meinem Kinn, als er hinunter lief.
"Das ist nicht fair. Du weißt genau, dass ich mich dann immer langweile. Und ich weiß genau, dass keiner der Jungs heute abend Zeit hat."
Ich legte den Apfel weg und ging zu ihm. Er machte seine Beine genau so weit auseinander, dass ich mich perfekt dazwischen stellen konnte und sah zu mir auf. Meine Hände vergruben sich in seinen nun kürzeren Haaren und wühlten darin rum.
"Harry, wir wissen beide, dass es wieder damit endet, dass du in der Dusche masturbierst."

"Ew." erschrocken fuhr ich herum, weil ich dachte, dass Coco hinter uns stand, doch es war nicht Coco, sondern Louis.
"Lou, verdammt, was machst du denn hier? Und wie bist du überhaupt hier rein gekommen?" rief Harry und schob mich unsanft von sich. Verflogen war die gute Laune.
Louis deutete auf den Schlüssel in seiner Hand, bevor er ihn zu Harry warf und seine Hände in die Tasche steckte.
"Sorry, aber den wollte ich euch vorbei bringen." er grinste und versuchte es zu verstecken. Aber bei der peinlichen Situation hätte ich an seiner Stelle auch gelacht.
"Deswegen bist du extra her gefahren?" ich räumte den Apfel in die Küche und lauschte, was die Jungs so sagten.
"Nein, also schon, aber nicht nur deswegen. Ich muss unbedingt noch mal mit Toni reden."
"Wieso?"
"Um etwas klar zu stellen."
"Louis, ich warne dich, wenn-"
"Keine Angst, ich will mit ihr nur über El reden."
Die Stimmen kamen näher und ich schmiss schnell den Rest in den Müll, bevor ich versuchte mich möglichst lässig an die Küche zu lehnen.
"Hast du was dagegen, wenn wir kurz unter vier Augen reden?" ich sah zu Harry, der mit den Schultern zuckte und nickte Louis dann zu.
"Ich frag mal Coco, was sie heute Abend macht." Harry verschwand nach oben und Louis und ich gingen ins Wohnzimmer.
"Also, über was genau möchtest du reden?" ich zog meine Beine hoch und setzte mich in einen Schneidersitz.
"Ich möchte mit dir noch mal über das reden, was mit El passiert ist."
"Louis, du musst das echt nicht - "
"Ich weiß, aber ich möchte. Glaub mir, es gab niemanden, der sich deswegen so schlecht fühlt, wie ich. Es ist so viel passiert und ich weiß genau, was du von mir denken musst." ich nickte nur. Wir wussten beide, was jeder an meiner Stelle gedacht hätte und was ich immer noch dachte.
"Aber das war nicht ich. Während der letzten Tour habe ich an viel zu vielen Tagen, viel zu viel getrunken. Das Verbot von Alkohol und Drogen hat mich nicht davon abgehalten, der Realität zu entfliehen. Traurig aber wahr, ich war nicht mehr ich selbst. Das soll keine Ausrede sein, aber es war der Grund dafür. Ich hasse mich selbst und ich würde alles dafür tun, es rückgängig machen zu können. Doch das kann ich leider nicht. El ist so ein wunderbarer Mensch und an Weihnachten hat sie mir gesagt, dass sie mir verziehen hat. Ich habe ihre Gnade nicht im geringsten verdient, trotzdem bin ich froh darüber. Das einzige, was mich jetzt noch vom Schlafen abhält, ist der Gedanke daran, wie schlecht du von mir denken könntest."
Ich senkte den Blick und spielte mit der Ecke des Kissenbezuges.
"Ich verstehe, was du mir sagen willst und ich muss ehrlich sagen, dass ich dich viel zu wenig kenne, um über dich urteilen zu können. Vielleicht können wir das ganze ja einfach vergessen und noch mal von vorne anfangen." ich lächelte ihn an und reichte ihm meine Hand. Erst sah er unsicher aus, doch dann lächelte er zurück und ergriff meine Hand.
"Danke, ich bin Louis Tomlinson. Schön dich kennen zu lernen."
"Antonia Grey. Die Ehre ist ganz meinerseits." wir lachten und weil Louis immer noch so unsicher aussah, umarmte ich ihn.
"Alles wird gut, glaub mir, ich hab das im Gefühl." Louis nickte und sah an mir vorbei. Harry hatte den Raum betreten und legte jetzt seine Arme um mich.
"Habt ihr Frieden geschlossen?"
"Nein, wo kein Krieg war, muss kein Frieden geschlossen werden." Harry küsste meine Wange und fuhr mit seiner Hand über meinen Nacken.
"Ich will euch auch nicht weiter auf den Sack gehen. Keiner weiß so gut wie ich, wie es ist eine Freundin zu haben und das Gefühl zu haben, ihr nicht annähernd so viel Zeit geben zu können, wie sie verdient."
Ich lächelte Louis dankbar zu, drückte seine Hand und nachdem Harry sich von ihm verabschiedet hatte, war auch Louis weg.

"Du bist so ein herzensguter Mensch." trällerte Harry und küsste meine Hand. Ich legte meine Beine über seinen Schoß und grinste breit und auch etwas böse.
"Gewöhn dich ja nicht dran."


Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt