Es war fast so weit. Morgen war Heilig Abend.
Doch bevor ich mich wirklich darüber bzw. darauf freuen konnte, musste ich mich erst noch um ein paar extrem wichtige Dinge kümmern.
Zum einen musste ich mich bei Simon für das großzügige Weihnachstgeld bedanken, zum anderen musste ich endlich die Geschenke einpacken. Aber was noch viel wichtiger war - Ich musste Harry die Wahrheit sagen!"Sieh mal, da oben. Erinnerst du dich noch da dran?" Harry deutete mit dem Finger auf das Foto, was über uns an der Wand hing. Es war das, von damals aus dem Freizeitpark.
"Damals war ich so sauer auf dich."
Harry küsste mich auf die Stirn und zog mich näher zu sich.
"Gut, dass ich nicht locker gelassen habe." Wir beide lachten und zum Glück fiel Harry nicht auf, wie falsch meins klang.
"Was hältst du davon, wenn wir heute die restlichen Weihnachtsgeschenke besorgen?" fragte Harry. Doch irgendwie war mir nach nichts zu Mute.
Ne, irgendwie geht's mir heute nicht so gut." grummelte ich und zog die Decke noch etwas höher.
Besorgt legte Harry seine Hand auf meine Stirn um zu fühlen, ob ich Fieber hatte.
"Hm, Fieber hast du nicht, höchstens erhöhte Temperatur. Aber du bist schrecklich blass, soll ich dir einen Arzt rufen?" Ich schüttelte den Kopf. Im Gegensatz zu Harry wusste ich woran es lag, dass es mir so schlecht ging.
"Nein, danke. Ich werde einfach den Tag im Bett verbringen, mich telefonisch bei Simon bedanken und Coco anrufen, um ihr ab zu sagen." murmelte ich und kuschelte mich noch etwas enger an Harry. Er küsste mich auf den Kopf und seine Fürsorge ließ mich mich noch schlechter fühlen.
"Bevor du Coco anrufst, schreib ihr doch einfach, dass ich sie abhole. Ich denke die brauch noch mindestens genau so viele Weihnachtsgeschenke wie ich." Ich nickte und schrieb Coco tatsächlich die Nachricht. Denn einerseits war ich froh, dass ich Harry dann weg war und andererseits fand ich es einfach zuckersüß, wie gut meine kleine Schwester sich mit jedem einzelnen, vor allem Harry, Liam & Niall, verstand.
Kurze Zeit später lag ich geistig völlig erschöpft in der warmen Badewanne und überlegte, wie ich Harry am besten die Wahrheit erzählen konnte. Die Version, die ich ihm letztens aufgetischt hatte, entsprach nicht ganz der Wahrheit und wenn ich ehrlich war, verharmloste sie alles, was damals geschehen war.
Saturday morning jumped out of bed and put on my best suit
Got in my car and raced like a jet, all the way to you
Knocked on your door with heart in my hand
To ask you a question
'Cause I know that you're an old fashioned man yeah yeah - tönte es aus dem Radio und ich entspannte mich etwas. Das Lied war zur Zeit eines meiner Lieblingslieder und ich konnte nicht anders, als mit zu singen.
Als ich mich dann angezogen hatte, um mit Harry den Abend als Entschädigung den Abend außerhalb zu verbringen, hörte ich auch schon den Schlüssel im Schloss. Ich mühte mir ein Lächeln ab und schob die Gedanken an die Wahrheit erst mal in den Hintergrund. Dann ging ich runter.
Grinsend beobachtete ich Harry dabei, wie er sich mit tausend Tüten in den Händen durch die Tür quetschte und dann natürlich alles fallen ließ.
"Hör auf zu lachen." sagte er und grinste. Unbeholfen wie er war konnte ich nicht anders, als ihm zu Hilfe zu eilen. Schnell waren alle Geschenke, wem auch immer er die alle schenken wollte, im Musikzimmer verstaut.
"Für wen sind die überhaupt alle?" fragte ich als Harry hinter sich die Tür schloss und anfing seine Jacke auszuziehen.
"Naja, ich muss ja jedem der Jungs eins schenken, dann für Lu&Lux, für Simon eine Kleinigkeit, für Paul, Gemma & meine Mum, Coco & deine Mum und für dich." neckte er mich und küsste meine Nasenspitze.
"Glaub mir, das was du von mir kriegst kann eh keiner toppen." lachte ich und hielt ihm seine Jacke wieder hin.
"Kannst sie gleich wieder anziehen."
"Wir gehen aus?" erschrak Harry und freute sich dann doch.
Ich nickte, nahm mir meinen Mantel und einen Schal, schlüpfte in meine Schuhe und zog Harry aus dem Haus.
"Wohin fahren wir?" fragte Harry, als er hinter dem Steuer saß.
"Wohin du willst."
"Es gibt einen Grund, warum ich dich heute ausgeführt habe."
"Du meinst, warum ich dich heute ausführen durfte." sagte Harry grinsend und trank noch einen Schluck Wein.
"Genau." Ich wollte die schöne Stimmung nach dem unglaublich leckeren Essen nicht zerstören, aber ich musste. Ich konnte doch nicht einfach so mit einer Lüge weiter leben.
"Ich hab dir doch erzählt, woher die Narben kommen." Harry nickte. Ich griff nach seinen Händen und verflocht unsere Finger.
"Es tut mir leid, aber ich hab dir nicht die Wahrheit gesagt. Ich hab mich so geschämt und es stimmt wirklich, dass ich noch nie mit jemandem darüber geredet habe."
Harry sah mich nur an, nicht sauer oder wütend, sondern verständnisvoll. Und das zeigte mir wieder, dass ich diesen wundervollen Menschen vor mir kein bisschen verdient hatte.
Aber zurück zum Thema.
"Das alles hat damals in der Highschool angefangen und nicht als ich 9 war. Wir sind damals vom Süden Englands halt hier her nach London gezogen und das mitten im Schuljahr. Ich kam also als einzige in die neue Klasse, kannte niemanden und das auch noch, wo die schon lange mit dem Stoff angefangen hatten." ich stoppte, weil ich jetzt anfangen musste, von IHM zu erzählen. Ich atmete tief ein & aus.
"Wie üblich hab ich mich dann vor der Klasse halt vorgestellt und mich dann auf den letzten freien Platz am Fenster gesetzt. Neben mir saß ein Mädchen, was von Anfang an sehr nett zu mir war, ihr Name war Vivien, aber alle nannten sie Viv. So tat ich es auch nach ein paar Tagen und wir wurden gute Freunde, fast die besten. Bis zu dem Abend. Denn außer ihr gab es ja auch noch andere in der Klasse, also auch die Person, die mir das angetan hat." ich schluckte. Der Name würde mich viel Überwindung kosten.
"Wie fast jeder andere war auch er immer nett zu mir gewesen, zumindest anfangs. Bis nach ein paar Wochen die Einladungen zu Viv's Geburtstagsparty verteilt wurden. Ab da änderte sich alles."
Harry spürte, wie schwer es mir fiel davon zu erzählen und streichelte sanft meine Hand.
Er lächelte mich aufmunternd an und ich konnte ihm ansehen, dass er fast vor Anspannung platzte.
"Wenige Tage später, ich erinnere mich nicht mehr genau wann und wo, fand sie dann statt und ich hatte mich, wie alle anderen, extra schick gemacht. Die Party war auch echt gut gewesen und ich hatte nicht grad viel Alkohol getrunken, weil ich ja noch irgendwie nach Hause kommen musste.
Später am Abend habe ich dann m-mit ihm get-tanzt u-und das endete dann damit, dass er mir etwas ins Ohr flüsterte und mich dann a-an der Hand die Treppe hoch n-nach oben zog." stotterte ich und verkrampfte meine Hände in Harrys.
"Er zog mich in eins der Zimmer, schloss die Tür hinter uns ab und drängte mich küssend auf das Bett. Erst fand ich es spannend und angenehm. Ich war damals so naiv. Kaum geküsst und an Sex hatte ich nie davor gedacht. Er küsste mich immer drängender und zog mich aus und...- " meine Stimme versagte und ich spürte Tränen meine Wangen hinunter laufen.
"Wenn du nicht möchtest, musst du es nicht weiter erzählen. Oder lass die Einzelheiten einfach aus, Schatz." sagte Harry und wischte mir die Tränen weg. Ich nickte und fuhr fort.
Naja, was danach passiert ist, kannst du dir ja bestimmt denken. Wie es zu den Narben kam, verstehe ich aber bis heute nicht. Ich erinnere mich auch nicht mehr an alles. Ich weiß nur noch, dass ich mich irgendwann geweigert habe, weil es so sehr weh tat und das nächste was ich noch weiß, ist, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin. Seit dem habe ich von allen aus der Klasse nichts mehr gehört, weil wir direkt danach umgezogen sind. Ans andere Ende der Stadt."
Harry schwieg. Für ihn schien das auch nicht viel leichter zu sein, als für mich.
"Aber das war nicht Josh, oder?"
"Nein! Um Himmels Willen, dazu wäre er nun wirklich nicht in der Lage." Harry nickte und senkte den Blick.
"Verrätst du mir den Namen dieses - dieses Monsters?" ich nickte langsam. Doch ich konnte ihn nicht aussprechen. Nach so vielen Jahren würde ich doch aber wenigstens meinem Freund vertrauen und die Wahrheit sagen könne, oder nicht?
"T-taylor. Taylor Foster."
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Keep Calm and hate One Direction (1)
FanfictionAls kleines Mädchen träumt man doch immer davon, dass das eigene Leben wie ein Märchen wird. Doch alles hat ein Ende. Märchen haben immer ein Happy End. Dies ist meine Geschichte und wie sie endet. Wie ihr sehen werdet - nicht mit Happy End. Denn m...