Eighty Three • DAS GERÜCHT

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Meine Füße schmerzten nicht schlecht. 

Trotzdem lief ich weiter und wenn man uns so sah, war schnell klar, wer von uns beiden mehr Spaß beim shoppen hatte.
"Wie findest du das?" 
"Man, Niall. Das sieht genau so aus, wie das davor." fluchte ich und drehte mich um. Gott, mit ihm shoppen zu gehen war fast so anstrengend wie auf Little Coco aufpassen zu müssen. Als ich die Fans sah, die schon wieder ihre Handys zückten, ging ich wieder zu ihm und legte mein Grinsen auf.
"Niall, hast du nicht langsam mal keine Lust mehr? Oder wenigstens Hunger?" jammerte ich grinsend und griff nach den Tüten, die neben dem Hocker standen.
"Ist ja gut." lachte er und zog sich das Shirt über den Kopf. Er zog sich seine Sachen wieder an, nahm mir die Tüten ab und griff nach meiner Hand. Händchen haltend liefen wir durch die Mall bis ins nächste Restaurant und bestellten uns was leckeres - zum Mitnehmen.
"Waren diese Stunden für dich genau so grotesk, wie für mich?" er breitete sich auf dem Sofa aus und stellte den Teller auf seinen Bauch.
"Glaub mir, für mich war es schlimmer als für dich." sagte ich und pflanzte mich neben ihn. Mein Handy vibrierte, doch ich beachtete es nicht weiter, weil ich genau wusste, wer es war.
"Harry?" ich nickte. 
"Willst du nicht langsam mal antworten?" ich schüttelte den Kopf.
"Er soll auch mal ohne mich zurecht kommen. Wir brauchen jeder unser eigenes Leben." Niall nickte anerkennend und machte sich wieder ans Essen. Als wir fertig waren, stellten wir die Teller einfach zur Seite und sahen weiter fern. Niall legte einen Arm um mich und ich ließ es ihn tun. Ich musste mich ja irgendwann mal daran gewöhnen, oder nicht? 

Und dann kam die Werbung:

Sie sind Directioner und fragen sich genau so wie der Rest der Welt, ob die Gerüchte um den jungen Harry Styles wahr sind? Dann schalten sie um 18:00 wieder ein. - 
erklang die Stimme einer Nachrichtentante und mir blieb die Luft weg.


"Was denn für Gerüchte?" murmelte ich hinter dem Kissen. Niall verstand nicht, was ich gesagt hatte und nahm es mir weg. 

"Bitte?"

"Von was für Gerüchten labert die Tante da schon wieder?" Niall rollte mit den Augen und setzte sich auf.

"Toni, mach dir keine Gedanken. Es gehen immer so viele Gerüchte rum und nicht mal 99% davon sind wahr. Also - lange Rede ~ gar kein Sinn!" 

"Niall - erzähl" quängelte ich und riss an seinem Arm.

"Chill, sei mal nicht so zickig."

"Ich bin nicht zickig, du machst nur nicht was ich will!" murmelte ich und verschränkte die Arme.
Er lachte, griff nach seinem Handy und rief irgendjemanden an. Kurz darauf legte er wieder auf und ich wurde aus seinen Worten wirklich nicht schlau. Worum genau ging es hier?
"Also?"
Niall ging an mir vorbei aus dem Zimmer. Ich folgte ihm in die Küche und bevor ich bei ihm ankam, landete ich mal wieder - ungeschickt wie ich nun mal von Geburt an war - auf dem Boden.
Niall lachte und goss sich ein Glas Saft ein. "Wieso fällst du eigentlich immer hin?"
"Ich falle nicht, " sagte ich und stand auf," ich attackiere den Boden." Niall trank lachend seinen Saft und als es kurz danach an der Tür klingelte, lief er an mir vorbei, um sie zu öffnen.
Schweigend und immer noch schmollend, weil er mir nichts von den Gerüchten sagen wollte, stand ich an der Wand gelehnt und sah auf meine Füße. Meine Sorge war, dass es einen ganz bestimmten Grund hatte, wieso Niall es mir nicht sagen wollte. Das bereitete mir ziemlich große Unruhe und Sorge. Doch was sollte ich bitte dagegen machen?
"Toni, bitte lass es mich erklären?!" sagte jemand und nahm mein Gesicht in seine Hände. Ich sah auf, völlig erschrocken blickte ich in Harrys grüne Augen. Jetzt musste ich nur heraus finden, was genau ich ihn erklären lassen sollte.
"Was? Wovon redest du?" nuschelte ich in Harrys Armen und drückte ihn von mir.


Wir saßen auf dem Sofa, Niall hatte sich verdrückt und uns hier alleine gelassen. Harry saß vor mir und war nervös und unsicher. Nach dem, was er mir grade erzählt hatte, wäre ich das auch gewesen. 
"Jetzt sprich es doch endlich aus!" schrie ich fast, weil mir fast der Kragen platzte. Als ich eben auf dem Klo gewesen war, hatte ich gesehen, dass ich eine Nachricht von Louis gekriegt hatte. Er hatte geschrieben, dass ich Harry doch noch mal nach dem Abend in der Bar fragen sollte. Mehr nicht. Doch es stimmte mich jetzt schon unruhig und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
"Bitte, hab noch etwas Geduld, lass es mich dir erklären." bettelte Harry und griff nach meiner Hand. Ich entriss sie ihm und sah ihn wütend an.
"Geduld? Ich hab keine Zeit für so'n Scheiß." rief ich. Harry sah auf den Boden und fuhr sich erneut durch die Haare. Wäre ich nicht rasend vor Wut und ziemlich verzweifelt gewesen, hätte mich das jetzt angemacht. Aber nein...
"Ich - es war nur ein Kuss!" flüsterte er. 
Seine Worte waren kaum hörbar und doch fühlte es sich für mich so an, als würde er mich ohrfeigen. Es fühlte sich an, als würde er mit einer Walze über mein Herz fahren. Oder als würde er es einfrieren und mit einem Hammer zerschlagen. Ich hatte es geahnt und doch nichts gesagt. Ich hatte ihm geglaubt, weil ich ihm vertraute und weil ich ihn liebte. Und wieder war es ein Fehler gewesen...
"Verzeih mir, bitte! Ich kann nicht ohne dich leben!" Harry klang verzweifelt, doch seine Worte drangen nicht wirklich zu mir durch. Ich war in einer Schutzblase verschwunden und blendete alles um mich herum aus. Harry hatte mich betrogen. Er hatte ein anderes Mädchen geküsst.
"Toni? Bitte sag doch was!" ich reagierte nicht. Ich sah ihn weiter regungslos an und bewegte mich kein Stück. Harry nahm meine Hand, doch ich spürte es nicht. Es fühlte sich komisch an, als würde er auf einmal nur noch meine Haut berühren und nicht mehr mein Herz. Auch als er mir sagte, wie sehr er mich liebte und sich in diesem Moment dafür hasste, es getan und mich darüber angelogen zu haben, es war mir egal. Seine Entschuldigungen und auch die Tränen auf seinen Wangen ließen mich kalt. 

Ich fühlte mich wie versteinert und eingefroren. 
Doch in mir drinnen war für mich alles ganz klar. Wie sollte ich jemandem vertrauen, der mich betrog und dann auch noch anlog? Wie sollte ich Harry verzeihen, dass er sie geküsst hatte?
Dann war die Entscheidung klar. Ich konnte es nicht. Ich könnte ihm niemals verzeihen, dass er mein Vertrauen missbraucht und mich angelogen hatte. Ich, Antonia Grey, musste das beenden, was für mich bis jetzt immer das beste gewesen war, was mir je passiert war - meine Beziehung mit Harry Edward Styles!

"Bitte sag doch endlich was und sitz da nicht nur so regungslos rum." jauelte Harry und endlich kam wieder Leben in meinen Körper. Ich blinzelte ein paar mal hintereinander und atmete tief ein & aus. Das würde sicher kein Zuckerschlecken werden. Im Gegenteil.
"Harry das geht so nicht." er sah mich wie ein kleiner Hundewelpe an, doch mein gebrochenes Herz ließ sich davon nicht mehr beeinflussen.
"Ich kann diese Beziehung so nicht weiter führen." er stotterte etwas, brachte jedoch kein richtiges Wort zu Stande.
"Aber, aber du kannst doch nicht -"
"Verdammt, Harry. Mein Vertrauen ist kein PIN, bei dem du drei Versuche hast. Nicht nur, dass du es mir verschwiegen hast, du hast mir ins Gesicht gelogen und das trifft mich noch viel mehr." Wenn ich in diesem Moment gekonnt hätte, hätte ich geweint, doch ich konnte nicht. Ich hatte in letzter Zeit so viele Tränen wegen Harry und anderem verschwendet, sodass jetzt keine mehr übrig waren. Ich war leer geweint.
Ich stand auf, nahm mir meine Jacke und ging zur Tür. Bevor ich sie öffnete, drehte ich mich noch mal zu Harry um. Er saß weiterhin auf dem Sofa und sah auf die Stelle, an der ich eben noch gesessen hatte.
Sein Anblick hätte mir das Herz zerrissen, wenn es nicht bereits gebrochen gewesen wäre. Ich seufzte. Dieser Schritt war ziemlich schwer für mich und ich war mir in diesem Moment nicht mehr sicher, ob es die richtige Entscheidung war.
Harry sah zu mir auf - Tränen in den Augen. Ich senkte den Blick, sah auf den Boden und spielte mit meiner Zunge an meiner Lippe.

Sollte ich wirklich gehen?

Konnte mein Herz das wirklich vertragen?

JA! Ich musste gehen! Selbst, wenn es mir das Herz aus der Brust riss, musste ich es tun. Schnell öffnete ich die Tür, machte einen Schritt nach vorne und zog sie langsam hinter mir zu.


Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt