Seventy Eight • DIE VERZEIHUNG

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"Ich hätte nicht gedacht, dass das alles wirklich wahr ist." sagte Lisa und schlürfte ihren Milchshake. Ich lachte etwas und lehnte mich im Stuhl zurück.

"Glaub mir, das ist noch viel chaotischer, als es sich jetzt so anhört. Aber ja, es ist alles wahr. Außer die Gerüchte, dass ich schwanger bin." Lisa prustete lachend ihren Milchshake über den Tisch und schnappte sich schnell eine Serviette.
"Davon hab ich ja noch gar nichts gehört. Wie kommt denn sowas bitte zu Stande?"
"Das liegt daran, dass mein Kleid bei der Weihnachtsgala zu weit geschnitten war." sagte ich Schulter zuckend und lachte. Das mit Niall hatte sie echt gelassen hingenommen, aber Lisa war noch nie so eine gewesen, die mit den Coolen und Beliebten befreundet sein wollten - ganz im Gegenteil.
"Verrückt. Kaum hatte ich dich auf der Uni kennen gelernt, warst du auch schon wieder verschwunden."
"Ja, in letzter Zeit habe ich ein paar viele, etwas übereilte Entscheidungen getroffen."
"Solange es dir gut geht, ist alles richtig gewesen." ich lächelte sie dankbar an und sah auf mein Handy.
7 entgangene Anrufe von Harry und 4 Nachrichten, in denen er mich bat, wieder nach Hause zu kommen.
Als ich hier so mit Lisa, einer völlig normalen Person, die nicht ein bisschen mit 1D oder so zu tun hatte, geredet hatte, war mir so einiges klar geworden. Ich musste Harry die Chance geben, sich zu erklären, weil ich ihn liebte. Egal wie schrecklich es für mich enden würde, das war ich ihm schuldig, weil ich ihn liebte.
"Ich muss los. Aber lass uns das doch bald mal wieder machen." Lisa nickte und umarmte mich.
"Mach's gut Toni. Und pass auf dich auf." sie zwinkerte mir zu und schon verließ ich den Laden.

So schnell ich konnte, natürlich immer noch legal, fuhr ich zurück nach Hause und stieg aus dem Wagen. Schon bevor ich den Schlüssel in das Schloss stecken konnte, wurde die Tür geöffnet und ein völlig fertig aussehender Harry stand vor mir.
"Toni." seufzte er und umarmte mich. Ich rührte mich nicht, wehrte ihn nicht ab, aber legte meine Arme auch nicht um ihn. Als er mich los ließ, sah ich Tränen auf seinen Wangen. Schnell wischte ich sie weg und zog ihn ins Haus. Sein Anblick zerriss mir das Herz, doch ich konnte, nein, ich durfte jetzt nicht nachgeben. Erst wollte ich hören, was er mir zu sagen hatte.

"Wo warst du gestern?" Wir saßen im Wohnzimmer. Anders als sonst saß ich etwas von Harry entfernt und beobachtete ihn. Er war völlig aufgelöst und hatte es in den vergangenen 10 Minuten nicht geschafft sich komplett zu beruhigen.
"Ich war arbeiten." Da war doch nicht zu glauben. Er log mich tatsächlich wieder an.
Wütend stand ich auf und wollte gehen. Das hier hatte für mich so keinen Sinn. Doch Harry folgte mir und hielt meine Hand fest.
"Warte, ich - danach war ich in einer Bar." ich setzte mich wieder und rutschte von Harry etwas weg, als er sich neben mich setzte.
Wie Harry mir so erzählte, dass er einen Drink genommen hatte und dann noch und noch einen, wurde mir bewusst, dass es eine Seite von Harry gab, die ich nicht kannte. Traurig aber wahr. Es gab etwas an ihn, oder in ihm, was mir völlig fremd war und um ehrlich zu sein, mochte ich es bis jetzt nicht wirklich.
"Und wer ist dieses Mädchen, was dir diese ganzen Nachrichten geschrieben hat?"
Er erzählte mir, dass es nur irgendein Mädchen gewesen war, was sich zu ihm gesetzt und sich an ihn ran gemacht hatte. Mehr sei da nicht gelaufen. Die Nachrichten und ihre Nummer hätte er gelöscht.

Und ich glaubte ihm. Ob ich es wollte, oder nicht, ich glaubte ihm. Weil mein Herz und mein Verstand ineinander verschwommen waren und ich sie nicht mehr trennen konnte. Weil mein Herz sofort anfing zu bluten, wenn ich nur daran dachte, Harry jemals zu verlieren.
"Verzeihst du mir?" ich tat es, doch ich konnte es ihm nicht sagen. Doch, wenn ich es ihm schon nicht sagen konnte, musste ich wenigstens versuchen, es ihm zu zeigen. Denn seinem Herzen ging es mit Sicherheit nicht besser als meinem.

Was als nächstes geschah, was ich tat und wie Harry darauf reagierte, ist schwer mit Worten zu beschreiben. Während ich mich ihm näherte, beobachtete er jede meiner Bewegungen. Ich legte meine Hand an seine Wange, die andere in seine, die auf seinem Schoß lag und ließ dabei den Augenkontakt nicht ein einziges kurzes Mal abbrechen. Ich fuhr seine Lippen mit meinem Daumen nach, genau wie seine Wangenknochen, seine Augenbrauen und schließlich erneut seine Lippen. Ich konnte dabei nicht lächeln, aber ich sah ihn sanft an.
"I have loved you since we were 18. Long before we both thought the same thing. To be loved and to be in love. And all I can do is say that these arms are made for holding you. I wanna love like you made me feel, when we were 18." summte Harry. Ich sah die Tränen in seinen Augen. Es fühlte sich ziemlich mies an, ihn so zu sehen.
"I love you."
"I love you too." sagte ich und legte meine Stirn an Harrys.
"Ich hatte echt Angst, dass du nicht wieder kommst."
"Für dich würde ich immer zurück kommen." seufzte ich und küsste Harry so sanft, dass man es kaum einen Kuss nennen konnte.
Dieser intime Moment, den ich bis an mein Lebensende niemals vergessen werde, wurde mal wieder unterbrochen - von meinem Magen. Er grummelte so laut, dass wir beide lachend aufstanden und Händchen haltend in die Küche gingen.
"Was möchtest du Essen? Ich koch dir was du möchtest." sagte Harry und setzte mich auf die Arbeitsplatte. Ich zog ihn an mich und drückte ihn.
"Lass uns was bestellen. Das ist viel einfacher und dann haben wir mehr Zeit für uns."

Kurz darauf saß ich Harry gegenüber am Esstisch und aß meine überbackenen Nudeln. Es war still im Haus, bis auf die Musik, die im Hintergrund leise lief. Es war nicht One Direction, oder romantische Musik, sondern das Album, was ich damals in Harrys Zimmer gefunden hatte - Rihanna.
Zuerst lief 'Take a bow', dann 'Unfaithful' und schließlich 'Hate that I love you'. Ich genoss die Musik und sah Harry beim Essen zu, sodass ich glatt selber zu essen vergaß.
"Toni, dein Essen wird kalt." ich schüttelte den Kopf und lachte.
"Ich weiß, aber ich sehe dir so gern beim Essen zu."
Lächelnd aß Harry weiter und als wir beide fertig waren, brachten wir die Teller in die Küche und als ich Harry anschließend an der Hand nahm, war alles vergessen.
Es war, als wäre all dies, was in der letzten Nacht, den letzten Monaten passiert war, nicht gewesen. Unsere Hände harmonierten und wie von selbst fingen wir an zu tanzen.
Wir drehten uns im Kreis, Hand in Hand, Kopf an Brust und Herz an Herz. Es fühlte sich so schön an, seine warme weiche Hand in meiner und die anderen an meiner Hüfte zu spüren. Wie sie perfekt dort hin passte und sich anschmiegte, als wolle sie nie wieder wo anders hin.

"Mein kleiner Schatz. Verlass mich nicht. Bitte, verlass mich niemals."
"Ich werde nirgendwo hingehen, denn mein Herz gehört dir und ohne mein Herz kann ich nicht leben." flüsterte ich und krallte mich an Harrys T-Shirt fest.
"Dir gehört mein Herz, nur dir. Du bist die Melodie, in jedem meiner Songs und du bist die Stimme, immer wenn ich singe. Du bist das beste an mir und ich wünsche mir, dass es für immer so bleibt."
Eine Träne landete auf meiner Hand, doch es war nicht meine.
Ich sah auf und wischte die Spur, die sie auf Harrys Wange hinterlassen hatte, weg.
"Wenn du weinst, stirbt jedes mal ein kleiner Teil meines Herzens. Denn wenn du leidest, leide ich mit dir und wenn ich es könnte, würde ich dir jeden noch so harmlosen Schmerz nehmen und selber ertragen."
"Womit habe ich dich nur verdient?"
"Du verdienst viel mehr als mich."
"Noch mehr?" ich kicherte und senkte den Blick. Harry hob mein Kinn mit seinem Finger an und zwang mich so, ihn an zu sehen. Sein Blick zeigte Dankbarkeit, Glück und Liebe - unendliche Liebe.
"Weißt du," sagte ich und spielte mit einer seiner Locken, " ich finde, du solltest langsam mal wieder zum Friseur gehen." Harry schnappte gespielt erschrocken nach Luft und schob mich von sich.
"Beleidigst du etwa die heilige Frisur?" ich nickte lachend und versuchte nicht zu laut zu kichern, als er anfing mich zu kitzeln.
"Du bist so unglaublich. Fies und doch so süß. Wie machst du das nur?" fragte Harry schockiert und küsste meine Wange.
"Du machst mich rasend und doch würde ich dir am liebsten sofort die Kleider vom Leib reißen." ich lachte und zog langsam den Reißverschluss meiner Strickjacke auf.
"Du Biest." Ich küsste Harry so drängend, dass ich schon nach kurzer Zeit Blut schmeckte, doch ich konnte nicht aufhören, weil das Verlangen nach ihm nach jedem Streit und jeder noch so leichten Auseinandersetzung ins unermessliche gesteigert wurde.


Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt