Eighty One • DER (ungebetene) GAST

2.3K 191 12
                                    

"Danke, dass ihr alle gekommen seid. Ich freue mich, meinen Tag, den ich gestern schon mit den anderen gefeiert habe, heute mit euch zu feiern und ihn genießen zu können. Also, wenn's nach mir geht, ist das Buffet jetzt eröffnet." alle klatschten, jubelten mir zu und hoben ihre Gläser.

Das Haus war voll. Wir waren bei mir Zuhause, im alten Zuhause, weil meine klitze kleine Familie und ein paar Bekannte so gerne meinen Geburtstag feiern wollten.
"Man, ich muss mich echt zusammen reißen, dich nicht zu küssen." flüsterte Harry mir ins Ohr und lief dann pfeifend an mir vorbei in den Garten. Das Grinsen von meinem Gesicht war nicht mehr weg zu denken. 
Ich sah, wie meine Tante sich lachend mit El unterhielt, während meine Mum schon wieder anfing auf zu räumen. Kopfschüttelnd ging ich zu ihr und nahm ihr die Teller aus der Hand.
"Mum, die Gäste sind noch nicht mal weg und du weißt doch, dass du das nicht alleine machen sollst." sie ließ sich die Teller abnehmen und dann von mir aus dem Haus schieben. 
Erst wollte ich zu Harry gehen, doch er war so in das Gespräch versunken, dass ich lieber zu Niall ging, der mir zu zwinkerte. Wir hatten meinen Verwandten nicht erzählt, dass wir zusammen waren. Wieso sollte ich sie anlügen, wenn ich es ihnen auch einfach verschweigen konnte?!
"Na, worüber quatscht ihr so?" Niall legte seinen Arm um meine Hüfte und zwickte mich leicht in die Seite. Meine Tante beäugte uns misstrauisch und grinste.
"Niall hat mir grad erzählt, dass ihr in Australien wart. Das hast du ja gar nicht erzählt."
"Ich fand einfach, dass es nicht so wichtig ist." sagte ich schulter zuckend und zog mein Kleid oben etwas hoch. Gott, wie sehr ich Kleider hasste.
"Naja, ist ja auch egal. Niall jedenfalls hat mir alles über die Reise erzählt."
"Ach, hat er das." murmelte ich und sah zu ihm auf. Er grinste breit und versuchte nicht auf meinen fragenden Blick zu achten.
"Ich lass euch dann mal alleine." sagte sie und ging weg.
Ich atmete erleichtert aus und drehte mich zu Niall.
"Ich hoffe für dich, dass du dich nicht verquatscht hast." 
"Niemals, du kennst mich doch Toni."
"Genau deswegen mach ich mir ja Sorgen." lachend gingen wir zu den anderen, die in einem Kreis hinten im Garten standen. Ich stellte mich extra nicht neben Harry, damit es für uns beide nicht noch schwerer wurde.
Niall ging kurz weg, weil sein Handy klingelte und als er wieder kam, sah er ziemlich besorgt aus.
"Was ist?" fragte Liam, der es als erster bemerkte.
"D-das war dieser Polizist, bei dem wir die Anzeige aufgegeben haben." nuschelte er und sah nicht zu mir, sondern auf den Rasen.
"Er hat gesagt, dass sie nicht genug Beweise haben um Josh fest zu halten und dass sie ihn gestern wieder frei lassen mussten." ich wankte. Zayn hielt mich am Arm fest und ich dankte ihm leise.
"D-das kann doch nicht wahr sein." fluchte Harry und ballte die Fäuste.
"Dieses Schwein gehört in den Knast." aus Liams Mund hörte es sich noch härter an.
"Ist- ist doch egal. Solange er mir fern bleibt, soll er machen was er will." wandte ich ein, aber irgendwie fühlte ich nicht, was ich sagte. Denn ich wünschte mir genau so sehr wie die anderen, wahrscheinlich sogar noch mehr, dass er in der Hölle schmorte.
Harry sah mich an und er wusste genau, dass ich log. Er kam zu mir und nahm mich in den Arm.
"Er wird dir nie wieder was tun." ich nickte und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. 

Wenig später war zum Glück der Rest meiner kleinen Familie gegangen und ich war mit Harry in meinem alten Kinderzimmer. Ich lag zwischen seinen Beinen und spielten mit seiner Hand. Er kraulte meinen Nacken und hauchte sanft Küsse auf meine Haut. Ich kicherte, als er mein Ohr erreicht und kratzte dort, weil es so kitzelte.
"Weißt du, am Anfang waren so viele Menschen gegen unsere Beziehung und sind es noch, trotzdem sind wir schon so lange zusammen. Für dich mögen die letzten Monate nur eine kurze Zeitspanne gewesen sein, aber für mich war es die schönste Zeit meines Lebens." Es war süß, dass Harry das sagte, aber es verunsicherte mich auch.
"Wer hat was gegen UNS?"
"Niemand hat was gegen uns, nur viele denken, dass es besser wäre, diese Beziehung zu beenden."
"Wieso? Wie kann man gegen so etwas schönes und perfektes sein?" Harry gluckste und spielte weiter mit meinen Fingern.
"Glaub mir, inzwischen wissen sie, wie ernst es ist, aber unser Management fand es am Anfang nicht gut, weil die Fans es nicht möchten und es schlecht für die Band sein könnte." Ich nickte nur. Klar konnte ich sie verstehen, aber was war denn bitte wichtiger, als die Liebe zwischen zwei Menschen?
"Weißt du, ich glaube uns kann nichts mehr trennen." Harry küsste meine Hand. 
Wie bei unserem ersten Kuss, durchfuhr mich auch dieses Mal, selbst bei dieser kleinen Geste, ein Schwall von Gefühlen. Würde das denn niemals enden?
"Ich weiß, dass uns nichts mehr trennen kann." sagte ich und küsste seine Hand. 
Es klopfte an der Tür. 
"Ja?" meine Mum streckte ihren Kopf ins Zimmer und grinste uns breit an. 
"Da ist noch ein verspäteter Gast." sie grinste so breit, dass ich schon nervös wurde, als ich sie nur ansah. Ich bedankte mich bei ihr und stand auf. Wer konnte das denn jetzt noch sein? Eigentlich waren alle da gewesen, sogar meine Cousine, die mich nicht mal wirklich mochte. 
"Wer kommt denn jetzt noch?" 
"Keine Ahnung, eigentlich waren alle da gewesen." sagte ich und ging mit Harry an der Hand die Treppe runter. Ich setzte einen Fuß vor den anderen und als ich sah, wer dort in der offenen Tür stand, spielte sich der Rest vor meinen Augen in Zeitlupe ab. 
Harry ließ meine Hand los und rannte an mir vorbei. Ich versuchte ihn am Arm fest zu halten, doch er entglitt mir. Verzweifelt rief ich seinen Namen, obwohl ich wusste, dass es nichts brachte. Ich schrie und schrie, bis meine Stimme versagte. Die Tür flog zu und Harry landete mit ihm auf dem Boden. 
"Harry, STOP!!!" schrie ich und zog an seinem Arm. Doch er ließ nicht locker. Und sein Opfer - Josh - ließ es über sich ergehen. Als ich es dann endlich schaffte, sie auseinander zu bringen, stürzte ich mich in die Arme meiner Mum. Weinend und von der Angst erfasst blickte ich zu Harry, der sich die Hände an seiner Hose abwischte und dann zu mir sah. Die Wut in seinen Augen verpuffte und wurde ersetzt von Sorge um mich. 
Dann sah ich zu Josh, der es grade so schaffte, vom Teppich aufzustehen und half ihm hoch. Ich wusste, dass er es nicht verdient hatte, aber nach der Tracht Prügel von Harry, brauchte er es mehr denn je.
"Danke, aber es geht schon. Ich wollte mich nur entschuldigen und dir sagen, dass du dir jetzt keine Sorgen mehr machen musst. Ich werde zu meiner Tante nach Deutschland ziehen, also siehst du mich nie wieder. Leb wohl, Toni." mit diesen Worten humpelte er aus dem Haus. Ich starrte die Tür hinter ihm fassungslos an und schluckte. Das war mal was gewesen. Ich war völlig erschrocken, von dem, was hier grade vor meinen Augen geschehen war.
Harry wendete seinen Blick nicht von mir ab und als er doch tatsächlich zur Tür ging, riss ich ihn am Arm zurück, legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir runter. Er erwiderte den Kuss und doch war er zurückhaltend.
"Ich liebe dich."


Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt