Fifty • DIE VERBLÜFFUNG

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Wie ich's geahnt hatte, ging mal wieder so einiges schief...

Laut Coco hätte ich natürlich sofort nach Australien fliegen sollen, um das persönlich mit den beiden zu klären, doch da weigerte ich mich gegen. Ich musste erst mal hier alles klären und konnte nicht schon wieder dort hin fliegen. Hatte weder Lust, noch Zeit, noch Geld was ich dafür opfern wollte.
"Nein! Ich fliege nicht zu denen. Wenn die was von mir wollen, dann können die doch auch hier her kommen." fluchte ich und lehnte mich hinter mir an die Wand. Coco saß vor mir auf dem Boden und durchforstete das Internet nach was auch immer.
"Äh, Toni. Ich vesteh dich ja, doch langsam wird es etwas eng..." murmelte sie und sah mich dabei nicht mal an.
"Wie? Was meinst du?" ich lehnte mich zu ihr nach vorne und sah sie fragend an. Auf ihrem Gesicht sah ich so viele Emotionen, dass ich sie nicht unterscheiden konnte, aber ich wusste, dass keine von ihnen positiv für mich war. Statt mir zu antworten hob sie den Laptop hoch und zeigte mir, mal wieder, einen Artikel über die Jungs. Dieses mal war es aber keine so billige Klatschseite, sondern eine sehr renommierte, die wirklich bekannt war hier in England und die nicht einfach so nen Müll schrieb wie die anderen.

Statusupdate: Niall Horan hat das Krankenhaus wieder verlassen!
Nach seinem gestrigen Unfall auf der Bühne, wo sich das Boybandmitglied an seinem bereits mehrfach operierten Bein verletzt hatte, humpelt er zur Zeit grade kaum weiter, als zur Toilette.
"Wir kümmern uns alle um ihn, aber er wird wohl für die nächsten Konzerte ausfallen." beteuert DaddyDirection Liam Payne. Seine Kollegen pflegen ihn, doch wie es aussieht, sehnt sich dieser nach etwas intensiverer Pflege und Zuneigung. Laut zuverlässigen Quellen sitzt er bereits in wenigen Stunden in Flieger zurück in die Heimat - London. Auf die Frage, wen er dort besuchen würde, wo seine Familie doch in Irland wohnt, antwortete er nur, dass wir doch wüssten, wie fast jeder andere, wen er besuchen würde. Somit sehen nicht nur wir uns bestätigt, dass es sich bei der geheimnisvollen Person klar um seine neue Freundin handelt.

"Das heißt er kommt hier her..." murmelte ich. Das würde nicht gut gehen. Wenn nur Niall und ich alleine waren, tausende von Kilometern von Harry entfernt, dass würde das niemals gut enden. Vor allem, weil die Presse sich dann zusammen reimen würde, dass ich seine Freundin war, was ich immer noch nicht sein wollte.
"Und was machen wir jetzt?"
"Wir? Du kümmerst dich weiter um Mum und gehst brav zur Schule. Danke, aber das muss ich alleine klären." entschied ich und stand auf. Coco wollte etwas erwidern, mir mit Sicherheit widersprechen und sich in diese Angelegenheit einmischen. Doch das war meine Sache und sie musste sich nicht auch noch mit meinen Problemen beschäftigen.
Ich nahm sie in den Arm und verabschiedete mich kurz, bevor ich so schnell wie möglich zu El fuhr. So schnell wie ich konnte, lief ich zum Haus und klingelte. Als auch nach dem zwanzigsten Mal klingeln keiner öffnete, fing ich wie wild an zu klopfen und kramte gleichzeitig in meiner Tasche nach meinem Handy. Statt noch tausend mal an die Tür zu hämmern suchte ich Els Kontakt in meiner Liste und rief sie an. Doch auch da konnte ich sie nicht erreichen. Entnervt und immer noch angespannt wegen der Sache mit Niall setzte ich mich auf die Treppe vorm Haus und wartete eine Weile.
Stop, von wann war der Artikel eigentlich gewesen? Denn wenn der schon etwas älter war, dann konnte es sein, dass...
"Fuck!" krächzte ich und schrieb Coco ne Nachricht. Wie immer schrieb sie schnell zurück und schickte mir einen Screenshot von dem Artikel. Ganz kleine stand unten in der Ecke das Veröffentlichungsdatum. Und das war natürlich... gestern gewesen! Schicksal hau raus!
Lachend vor Panik und fast weinend stieg ich zurück in Harrys Wagen, weil es mal wieder etwas anfing zu regnen. Also wenn man mit einrechnete, dass von hier bis nach Australien 6 Stunden Zeitverschiebung war und dass Niall ca. 12 Stunden flog, weil es selbstverständlich im Privatjet flog, dann musste er etwa um ...
El rief zurück. Endlich!!
"El, endlich erreich ich dich mal." seufzte ich und ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. Wenn ich mich bei der nicht all zu schweren Rechenaufgabe nicht verrechnet hatte, dann war Niall sogar schon gelandet.
"Sorry, aber ich muss unbedingt wissen, wo Niall wohnt!"
"Ja, okay. Aber er..."
"El..." qäungelte ich. Was sie zu sagen hatte war mir grade so relativ egal. Wenn ich Niall an einem Ort begegnete, wo ich einfach verschwinden konnte, also nicht bei mir und Liam Zuhause, dann würde es mir das bevorstehende Gespräch deutlich leichter machen.
"Schon gut, schon gut. Weißt du, wo dieses riesige Nando's ist? Da neben dem Supermarkt, wenn du aus der City raus fährst, Richtung - "
"Ja. Ich weiß wo du meinst." unterbrach ich sie. Meine Geduld schrumpfte von Sekunde zu Sekunde.
"Auf der linken Straßenseite steht ein kleines weißes Schild und dem folgst du einfach. Es führt dich zu einem Haus, wo du auf die untere Klingel drücken musst. Die untere, nicht die obere!!!!"
Okay!? Komisch aber wir akzeptieren das jetzt mal so...
"Gut, danke. Bis dann." schnell legte ich wieder auf, schmiss mein Handy auf meine Tasche die auf dem Beifahrerseitz lag und startete den Motor.
Doch auch bei Niall zuhause öffnete keiner die Tür. Wenn ich keinen fand, wie sollte ich das dann alles klären? Wie soll ich mit Niall und Harry und den anderen reden, wenn sie nie Zeit hatten?
Als letzte Möglichkeit versuchte ich noch Harry und Liam zu erreichen, doch auch die beiden gingen nicht an ihr Handy. Niall anzurufen traute ich mich irgendwie nicht.
Jetzt saß ich also wieder vor einer Tür auf der Treppe und zerbrach mir meinen kleinen Kopf über alles mögliche.
Wie sehr wünschte ich mir in diesem Moment, dass das alles nicht passiert wäre. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen und ich hätte nie meinen Dad verloren oder meine Eltern hätten sich nie scheiden lassen wollen. Doch dann hätte ich auch nie Harry und Liam und die anderen kennen gelernt, die mir grade so sehr fehlten. Es fehlte mir, wie Harry mich morgens auf die Stirn küsste um mich zu wecken, wie Zayn mich immer auslachte, wenn mir etwas peinliches und total dummes passierte und wie Liam mir immer wieder versicherte, dass mit mir irgendwie alles in Ordnung war. Sogar Nialls Witze und seine gute Laune fehlten mir fast so sehr wie Lux und Lu. Die Zwei fehlten mir besonders.
Doch jetzt grade dachte ich, nicht zum ersten mal, darüber nach, wie alles gekommen wäre, wenn ich damals nicht mit Liam gefahren wäre, weil ich mich mit -
"Toni?" jemand rief meinen Namen. Verwirrt stand ich auf und sah mich um. Doch ich entdeckte niemanden. Eigentlich kannte ich hier in der Gegend auch keinen, also wer sollte dann bitte meinen Namen gerufen haben?!
Ich sah sogar hinter dem Zaun links von mir nach und drehte mich bestimmt 4 Mal im Kreis. Doch hier war keiner. Hatte ich mir das vielleicht nur eingebildet? War ich wirklich schon so weit, dass ich mir einbildete, dass jemand meinen Namen rief? Verwirrt, ja, aber nicht durchgeknallt!
"Toni, was machst du denn hier?" fragte die Stimme. Verdammt, wo kam die her? Ich sah auf mein Handy. Vielleicht hatte ich ja aus versehen wen angerufen, aber auch das war nicht der Fall.
Es gab keine andere Möglichkeit - ich wurde verrückt. Antonia Grey verliert den Verstand! Jetzt ist es amtlich.
"Man Toni, hier oben!" ich sah auf. Oben am Fenster entdeckte ich den Menschen, der mich grade fast in den Wahnsinn getrieben hatte. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich ihn erkannte. Das konnte doch grade echt nicht war sein... Womit hatte ich das verdient?
Mit offenem Mund starrte ich ihn an und meine Gedanken fegten wie ein Wirbelsturm durch meinen Kopf. Mir wurde sogar leicht schwindelig.
"W-w-w-was m-machst du denn hier?!" rief ich und ließ mich auf meine vier Buchstaben fallen.
Ich wusste in diesem Moment nicht, ob ich lachen, oder weinen sollte. Mit wackeligen Beinen tapste ich zur Tür und sah auf die Klingelschilder. Unten stand N.H und oben...
Das hätte mir aber auch schon früher auffallen sollen. Die Tür ging auf und direkt vor mir stand zaghaft grinsend, die einzige Person, die ich grade echt kein bisschen, um nichts auf der Welt, nur über meine Leiche sehen wollte.

"Kommst du wenigstens rein?"



Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt