Seventy Seven • DIE HILFE

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Ich wachte auf, weil ich nicht mehr lag, sondern mich bewegte. Langsam öffnete ich die Augen und sah, dass ich in Harrys Armen lag.

"Da bist du ja." murmelte ich und kuschelte mich enger an ihn. Harry lachte leicht und streichelte meine Schulter. Mit geschlossenen Augen mummelte ich mich dann in die Decke ein und wartete darauf, dass Harry sich an mich kuschelte. Als ich hörte, wie die Dusche anging, war ich plötzlich wieder hellwach.
Ich sah auf den Wecker und es war grade mal 4 Uhr morgens. Wo zur Hölle kam Harry um 4 Uhr morgens her? So lange arbeitete niemand. Auch kein Popstar.
Irgendwie machte mich das misstrauisch und ich stand vom Bett auf, um zu meine Freund zu gehen. Auf Zehenspitzen lief ich zum Bad, drückte die Tür langsam auf und erschrak, weil ich Harry vor dem Klo entdeckte. Er lehnte über der Brille und übergab sich.
Ohne ein Wort zu sagen, ging ich zu ihm hin, legte meine Hand auf seinen Rücken und hielt seine Haare etwas hoch. Er übergab sich immer und immer wieder, bis er erschöpft in meine Arme sank.
"Was hast du nur gemacht?" fragte ich mehr zu mir selbst, weil Harry in meinen Armen schlief. Er sah so friedlich aus und so unschuldig.
Ein Handy klingelte. Meins konnte es ja schlecht sein, denn das lag auf dem Wohnzimmertisch. Dann musste es ja Harrys sein. Vorsichtig kramte ich es aus seiner Hosentasche, was schwerer war, als es sich anhört. Als ich dann sah, wer ihm so viele Nachrichten schrieb, ließ ich es aus meiner Hand fallen und stand so auf, dass Harry nicht sehr sanft mit dem Kopf auf dem Boden aufkam. Er murmelte kurz etwas, doch schlief einfach weiter.

Wieso? Wieso war ich immer die Dumme? Wieso war ich grundsätzlich diejenige, bei der alles schief lief und deren Leben andauernd den Bach runter ging? Wieso musste ausgerechnet mein Freund mich anlügen und statt arbeiten zu gehen, sich mit irgendeiner Bitch treffen? Wieso?
Wütend und nicht ganz so leise, trappelte ich die Treppe runter und schlich an der schlafenden Coco vorbei, hinein in die Küche und nahm mir ein Glas mit Wasser.
Dann ließ ich mich auf den Boden rutschen und stellte es vor mir auf den Boden.
Meine Welt war dabei zusammen zu stürzen und das nicht zum ersten Mal. Wieso war ich nur so abhängig von Harry? Ich musste mir echt mein altes Leben wieder zurück holen.
Aber bevor ich das schaffen würde, musste ich das Leben, das ich zur Zeit führte wieder in Ordnung bringen. Wenigstens so gut es ging.

Ich ließ das Glas auf dem Boden stehen, schlich wieder an Coco vorbei, schnappte mir mein Handy und meine Jacke & meinen Schlüssel und verließ das Haus. Wie immer, wenn ich Probleme mit Harry oder irgendetwas anderem hatte, fuhr ich zu Liam. Er war immer für mich da, egal, wie spät es war oder worum es ging.
Auch dieses Mal ließ er mich nicht im Stich.
Zwar wimmelte er mein wirres Gebrabbel ab, zog mich dann aber mit in sein Zimmer und legte sich ins Bett. Er war noch im Halbschlaf, als ich meine Jacke auszog und mich neben ihn legte. Wie immer legte er einen Arm um mich und drückte mich enger an sich.
"Alles wird gut." murmelte er und kurze Zeit später waren wir beide eingeschlafen.
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"Was soll das heißen, du bist bei Liam?"
"Harry ist gestern mitten in der Nacht nach Hause gekommen und hat sich die Seele aus dem Leib gekotzt. Und das nur, weil -" ich konnte es nicht aussprechen. Und ich wollte es auch nicht. Vor allem nicht vor Coco.
"Maus, ich erzähl dir alles später. Mum weiß schon Bescheid und holt dich in 20 Minuten ab, ok?" sie seufzte, verabschiedete sich kurz und legte dann auf. Es tat mir ja schon leid für sie, aber Harry schlief ja eh noch.
"Möchtest du mir jetzt erzählen, was gestern Nacht passiert ist und wieso du mich mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hast?" Liam lachte und ich lächelte traurig. Ich hatte ihn ja nicht wecken wollen, aber wo hatte ich sonst hin gekonnt, wenn nicht zu meinem besten Freund?
"Harry musste gestern arbeiten, dass hat er mir zumindest erzählt und dann hab ich den Tag mit Coco verbracht. Wir haben gekocht, gebacken und es am Ende alles gegessen, sodass wir auf dem Sofa eingeschlafen sind. Mitten in der Nacht bin ich dann aufgewacht, weil Harry mich hoch getragen hat und als ich dann schlafen wollte, ging die Dusche an. Dann bin ich ins Bad gegangen, wo Harry sich die Seele aus dem Leid gekotzt hat und dann auf meinem Schoß eingeschlafen ist.
Als dann sein Handy geklingelt hat, hab ich nachgesehen, wer ihm so viele Nachrichten schreibt- mitten in der Nacht, und das war so ein Mädchen, ich hab ihren Namen vergessen. Und dann bin ich hier her gefahren weil ich mir ziemlich sicher bin, dass er mich betrügt." Ich kuschelte mich in Liams Arme und schaffte es grade so nicht zu weinen.
"Toni, Harry würde dich niemals betrügen. Er liebt dich viel zu sehr. Ich wette, das ist alles nur ein riesiges Missverständnis." ich setzte mich auf und sah ihn an. Nach dem was ich erzählt hatte, hätte ich das an seiner Stelle auch gedacht aber -
"Weißt du, was sie geschrieben hat?" Liam schüttelte den Kopf.
"Gute Nacht, Süßer. Vielen Dank für den netten Abend und bis zum nächsten Mal." Jetzt fing ich an zu weinen. Liam wollte mich in seine Arme ziehen und trösten und ich wollte, dass er es tat, doch das Klingeln der Tür unterbrach uns. Er stand auf, drückte meine Hand und ging hin, um sie zu öffnen.

"Ich glaube, das ist jetzt keine gute Idee. Sie ist ziemlich aufgewühlt und möchte niemanden sehen."
Bitte lass es nicht Harry sein, bitte lass es nicht Harry sein, bitte lass es nicht Harry sein - betete ich und schloss dabei die Augen. Dann konnte ich Liam fluchen hören und wie die Tür sich schloss.
"Toni, hey." Ich drehte mich um und öffnete erst ein Auge und dann das andere. Puh, es war nicht Harry.
"Hallo." flüsterte ich und erwiderte Nialls Umarmung.
Als Niall den Mund öffnete, wahrscheinlich um zu fragen, was los war, schüttelte Liam schnell den Kopf.
Mein Handy in meiner Hand klingelte, es war Harry der anrief.
"Ich glaube, es wird Zeit, dass ich nach Hause fahre." ich wischte mir den letzten Rest an Tränen weg und stand auf. Dann umarmte ich Liam so fest ich konnte und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Danke." flüsterte ich ihm ins Ohr, winkte Niall noch mal zu und ging hinaus an die frische Luft.
Ich stieg in den Wagen, steckte den Schlüssel ins Schloss und doch startete ich ihn nicht. Meine Hände zitterten und wenn ich mir nicht mal sicher war, wohin ich fahren, sollte, wieso dann den Motor starten? Wieso lieben, wenn mich niemand so zurück liebte, wie ich es verdient hatte? Wieso leben, wenn niemand mein Leben mit mir lebte?
Wieso?

Jemand klopfte ans Fenster. Erschrocken sah ich nach rechts und entdeckte dort zum Glück nur eine alte Freundin von mir - Lisa.
"Hey, ist das dein Wagen?" fragte sie und setzte sich auf den Beifahrerseitz.
"Lange nicht gesehen. Nein, der gehört meinem Freund." sagte ich, ohne darüber nach zu denken. Ich durfte ich ja nicht erzählen, dass Harry mein Freund war.
"Naja, seinem besten Freund." berichtigte ich mich schnell und drehte mich auf dem Sitz zu ihr. Sie nickte und schnallte sich an.
"Zu Nando's?" ich nickte und startete den Wagen. Vielleicht würde das mit dem 'altes Leben wieder in den Griff kriegen und verbessern' ja doch nicht so schwer werden, wie ich gedacht hatte.


Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt