Kapitel 12: Der Dunkle Lord

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„Professor Snape hat sie also überzeugt, den Stein zu holen, nicht wahr?", fragte Harry als er die Stufen des Raumes betrat. 

Quirrell drehte sich zu ihm um. Er lachte. Es war jedoch nicht sein übliches, zittriges, unsicheres Lachen, sondern kalt und berechnend.
„Ich dachte mir, dass Sie hier auftauchen würden, Mr. Potter. Mein Meister hat es angekündigt", sagte er. Auch sein Stottern war verschwunden. „Alle verdächtigen sie Snape. ‚Sind sie sicher, dass wir ihm trauen können, Albus'... ‚Warum vertrauen sie diesem Mann'... ‚Ich bin sicher, er hat sich nicht geändert'... Ja, niemand verdächtigt den armen, stotternden Quirrell, wenn Severus Snape daneben steht."
Harry blieb ganz ruhig. Es war egal. Es war egal ob es Snape oder Quirrell war. Der Stein musste beschützt werden. Doch eine Sache interessierte ihn noch.

„Warum? Warum wollen sie diesen Stein?", fragte Harry. „Es kann nicht nur Goldgier sein. Die Quirrells sind eine ähnlich angesehene Familie wie die Potters. Sie haben bereits Geld. Es wäre töricht seinen Namen und sein Ansehen wegen mehr Gold wegzuwerfen."

Quirrell lachte erneut. „Sie haben wohl langsam das fehlende Wissen um die alten Familien aufgeholt, dass ihnen durch ihr Leben bei diesen dreckigen Kreaturen entging. Kein Wunder, sie haben fleißig gelernt. Nicht umsonst sind sie über meinen Troll gestolpert, während sie zu Halloween aus der Bibliothek kamen."

„Ihr Troll? Sie haben dieses Monster hereingelassen?"
„Ich hatte schon immer ein gewisses Talent mit diesen Kreaturen umzugehen."
„Warum?", fragte Harry noch einmal.
„Sie wissen es tatsächlich nicht, nicht wahr Potter?"
„Lass ihn mit mir reden! Dafür reicht meine Kraft aus", ertönte plötzlich eine eiskalte Stimme die Harry durch Mark und Bein ging. Dann sah er etwas Grauenhaftes. Quirrell entfernte seinen Turban und drehte sich mit dem Rücken zu Harry. Doch anstatt seines Hinterkopfes befand sich dort ein weiteres Gesicht. Harrys Narbe schmerzte mit einem Mal so schrecklich wie nie zuvor.
„Harry Potter. Siehst du, was aus mir geworden ist? Nur noch Schatten und Dunst. Ich besitze nur noch einen Körper, wenn ihn jemand mit mir teilt. Doch es gibt immer jene, die bereit waren, sich mir anzuschließen. Weißt du, wer ich bin?"

Harrys Augen weiteten sich, als er die Kreatur sah. Die kalte Stimme war die gleiche, die er auch in seinen Träumen von dem grünen Licht lachen hörte. Nun wusste er, wozu Quirrell den Stein der Weisen brauchte. Es war nicht so, dass er ihn für sich wollte, er brauchte ihn, um seinen Meister von den Toten zurück zu holen.
„Sie sind der Dunkle Lord", stellte Harry fest. Er versuchte nicht in Panik zu geraten. Es war nur der Rest jenes Mannes, den er vor fast elf Jahren besiegt hatte. Tief atmete er ein und aus. Harry konnte sich zwischen seiner Angst und den Narbenschmerzen kaum konzentrieren. Er wusste nur eines, er wollte heute nicht sterben. 

Der Dunkle Lord lachte kalt, es jagte Harry eine Gänsehaut über den Rücken. 

„Harry, mein Junge... Wir sind uns in so vielen Punkten ähnlich. Aufgewachsen bei wertlosen Muggeln, abseits von dem magischen Erbe, das uns rechtmäßig zusteht. Wir sind beide mächtig, etwas Besonderes. Kein anderer Magier hat es vermocht, mich zum Fall zu bringen. Bis heute wurde ich in keinem einzigen Duell geschlagen.
Du bist im Haus der Schlangen, genau dort, wo ich vor einigen Jahren war. Wo ich gelernt und geschlafen habe - und dann deine Gedanken. Ich hatte in dieser Form Zugang zu deinen Träumen musst du wissen. Ich habe dich beobachtet, habe dir zugeflüstert, dass du den Stein finden sollst - mich finden sollst.
Ich weiß, was du dir wünschst, mein Junge. Du wünschst dir Bedeutung. Du wünschst dir Macht. Macht über andere. Macht über dein Leben. Und du wünschst dir eine Familie. All das kann ich dir geben, wenn du dich mir nur anschließt."

Harrys Knie zitterten. Voldemort hatte recht. Er hatte in allen Punkten recht. Doch war es wirklich so einfach? Er war sich nicht sicher, was hier passierte, doch er hatte das Gefühl, dies waren nicht seine eigenen Gedanken. Ja, er wünschte sich Macht. Macht über sein Leben, Freiheit von den Dursleys. Noch mehr als Macht wünschte er sich allerdings eine Familie und Freunde, die ihn liebten.  Dann fiel im wieder ein, warum er keine Familie hatte und ungewohnter Hass stieg in ihm auf. Doch in einem direkten Kampf hätte er keine Chance. 

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt