Kapitel 61: Das Trimagische Turnier

488 49 12
                                    


Am nächsten Tag war Harry sehr schweigsam. Er fühlte sich schrecklich, dass er so schwach gewesen war. Zuerst hatte er den Dunklen Lord und anschließend Snape in seinen Kopf gelassen, ohne Gegenwehr setzen zu können.
Er wollte mit jemanden darüber reden. Jemanden, dem er vertrauen konnte. Allerdings wagte er es nicht, seinen Freunden davon zu erzählen. Am Sonntag Abend verabschiedete er sich daher früh aus dem Gemeinschaftsraum, zog die Vorhänge seines Bettes zu und rief Sirius durch den Spiegel. Sirius lauschte aufmerksam, als Harry ihm von seinem neusten Traum berichtete. Er seufzte, als Harry schließlich von seiner ersten Okklumentikstunde sprach.
„Egal was Snape sagt - du brauchst dich nicht zu schämen, Harry. Du bist nicht schwach. Okklumentik ist ein dubioser und schwieriger Zweig der Magie. Du bist erst vierzehn... aber so wie ich dich kenne, hast du im nu den Dreh raus", versicherte ihm Sirius. Harry schluckte. 
„Was, wenn ich es nicht schaffe?"
Ein warmes Lächeln strahlte Harry aus dem Spiegel entgegen, als Sirius sagte: „Harry - hör zu. Ich weiß, du hast Angst. Aber du bist ein großartiger Zauberer. Remus hat mir erzählt, wie schnell du die Sache mit dem Patronus raus hattest. Wenn du das in deinem Alter schaffst, gibt es nichts, was du nicht schaffen könntest. Du musst nur an dich glauben, das ist wichtig, hörst du?"
„Ich hoffe, du hast recht", murmelte Harry. Im Moment fühlte er sich alles andere als stark. Sirius lachte. 
„Du hast eine ganz wichtige Regel der Magie wohl noch nicht verstanden", scherzte er. „Dein alter Pate hat immer recht."
Als er das sagte, wackelte er mit den Augenbrauen und zog eine Grimasse, sodass Harry nicht anders konnte, als selbst zu lachen.
„Lass dich nicht unterkriegen. Ich bin sicher, du verstehst bald, wie es geht. Übe einfach, so oft du kannst. Das ist wichtig. Versprichst du mir das?"
„Ich verspreche es dir, Sirius."
„Sehr gut. Dann will ich jetzt jedes Detail hören, was in der Zwischenzeit so in Hogwarts passiert ist."
Harry genoss die Ablenkung und begann davon zu erzählen, was es im Schloss an Neuigkeiten gab. Erst als Draco und die anderen langsam in den Schlafsaal kamen, legte Harry den Spiegel zur Seite. Sein Wochenende beendete Harry damit, dass er versuchte, seinen Geist zu leeren. 

Am Montag beschloss Moody den Imperius an ihnen auszuprobieren, was seine Laune erheblich anhob. Moodys Fluch war um einiges einfacher zu brechen, als jener von Mr. Malfoy. Er war der einzige, der es auf Anhieb schaffte. 
„Zumindest hier kann ich Gedankenmanipulation widerstehen", dachte er stolz, als er den Klassenraum mit seinen Freunden verließ.
Die nächsten Wochen waren sehr ereignislos. Hin und wieder verbrachten Harry, Draco und Ginny ihre Zeit beim Quidditchtrainingsfeld um dort mit dem Besen zu üben oder sie spielten Zauberschnippschnapp mit den Greengrass Schwestern. 

Von einigen Auseinandersetzungen mit den Gryffindors abgesehen, die er sich nicht länger gefallen ließ, geschah nichts aufregendes. Das Spannendste war eine Stunde mit Hagrid, in der Harry und die Slytherins einmal mehr mit ihren Klassenkollegen aneinander gerieten.
Sie mussten sich um die Knallrümpfigen Kröter kümmern, die begonnen hatten, sich gegenseitig aufzufressen. Daphne, Harry und Draco saßen gerade um zwei der Monster. Sie versuchten diese zu füttern, als eines davon losknallte und das andere in Stücke riss. Im nächsten Moment waren Harry, Daphne und Draco voller Kröter-Innereien. Weasley, Granger und Longbottom, die den Arbeitsplatz neben ihnen hatten, begannen zu lachen. Ihren Zauberstab erhoben, befreite Daphne sich und die anderen von den Eingeweiden. Draco funkelte die Gryffindors finster an. Zu leise, als das Hagrid es hören könnte, schnarrte er: „Das findet ihr wohl lustig, oder was? Innereien kann man abwaschen, aber deine hässliche Hasenfresse bleibt, Granger!"
„Was hast du gerade gesagt?", fragte Weasley und ballte seine Faust.
„Was ist los, Weasley? Hat der Dreck in eurem Haus deine Ohren verstopft?", feixte Draco. „Ich habe gesagt, deine Schlammblutfreundin hat eine Hasenfresse."
Ehe jemand hätte reagieren können, sprang Weasley auf und stürzte sich auf Draco. Weasley holte zum Schlag aus. 
„Professor Hagrid!", schrie Harry. „Weasley greift Draco an!"
Hagrid, der zuvor noch bei Brown, Thomas und Finnigan gestanden hatte, hetzte auf die beiden zu und riss sie auseinander.
„Was'n hier los?", fragte Hagrid, der den tobenden Weasley ohne großen Kraftaufwand in einem engen Klammergriff hielt. Draco klopfte sich den Staub von den Roben, verzog das Gesicht und spie: „Weasley hat mich angegriffen!"
„Vollkommen grundlos", ergänzte Harry mit einem gemeinen Grinsen. „Er hat nur die Wahrheit gesagt."
Hagrid seufzte. „5 Punkte Abzug von Gryffindor, Ron."
„Aber Hagrid!", begann Ron.
„Nichts da! Keine Handgreiflichkeiten in meinem Unterricht. Und jetzt geh zurück auf deinen Platz!", sagte Hagrid streng. Ron murmelte etwas vor sich hin, das niemand verstand, doch Granger zog ihn zu sich und begann leise mit ihm zu diskutieren.
Draco, Harry und Daphne hingegen grinsten einfach nur vor sich hin. Am Ende des Tages saßen sie schließlich im Slytherin Gemeinschaftsraum und lachten über die Gryffindors. Und während sie dort saßen, über Belanglosigkeiten sprachen und ihre Hausaufgaben erledigten, wagte Harry langsam, darauf zu hoffen, dass er bis auf die Visionen tatsächlich einmal ein ruhiges Jahr in Hogwarts haben könnte.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt