Die letzten Ferientage wurde Harry immer genervter. Auch wenn er verstand, dass alle in diesem Haus den Schutz der Zauber brauchten und Harry ihre Anwesenheit akzeptierte, da er niemandes Tod wollte, hätte er einige von ihnen am liebsten ins nächste Jahrhundert gehext.
Es gab kaum einen Ort im Grimmauldplatz, an dem man seine Ruhe hatte. Wie auch? Mit 12 Bewohnern, drei Eulen, einer Katze, einer Schlange und einem übel gelaunten Hauselfen sowie regelmäßigen Ordenstreffen war selbst ein Haus plötzlich sehr voll, das drei Stockwerke und ein ausgebautes Dachgeschoss hatte. Seit Granger eingezogen war, hatte er noch nicht einmal im Salon seine Ruhe, wenn er am Kamin saß, in einem der Bücher laß, die nicht der Renovierung vor einem Jahr zum Opfer gefallen waren und somit von Sirius gebilligt wurden.
Er blätterte gerade Gedankenverloren in einem Buch, als Kundalini gefährlich fauchte.
„Dasss Sssschlammblut issst wieder da!", zischte sie. Hermine stand etwa einen Meter vom zweiten Lehnsessel entfernt und wagte es nicht, sich einen Schritt zu nähern.
„Willst du sie nicht zurückrufen?", fragte Granger spitz.
Harry grinste. Kundalini schlängelte sich um das Stuhlbein des zweiten Sessels. Mit hochgehobener Augenbraue sagte er: „Das überlege ich mir gerade."
„Du bist ein unausstehlicher, arroganter...", fluchte Granger. „Als ich dich mit Mrs. Weasley gesehen habe, dachte ich schon, du hast dich geändert!"
Harry lachte. Kühl meinte er: „Ich bin nur nett zu denen, die ich respektiere."
Kundalini zuckte nervös mit der Schwanzspitze. Granger zog die Augen eng zusammen. „Ich verstehe wirklich nicht, warum Dumbledore dir traut. Warum sie dir alle trauen - du bist nicht besser, als die Malfoys!"
„Pass auf, was du sagst", knurrte Harry. „Wage es nicht, meine Freunde zu beleidigen."
Harry hatte seinen Zauberstab gezogen.
„Du wagst es nicht, mich zu verzaubern. Sie schmeißen dich von der Schule!", sagte Hermine.
Harry lachte erneut auf. „War ja klar, dass ein Schlammblut wie du nichts davon versteht, wie diese Magie funktioniert."
„Nenn mich nicht so!", sagte Granger, die nun ebenfalls ihren Zauberstab gezogen hat. „Du weißt gar nichts, über mich und meine Eltern!" Tränen waren in ihre Augen gestiegen. Da hatte Harry einen Einfall.
„Das können wir ja ändern!", sagte er mit fieser Stimme. Vielleicht fand er in ihren Gedanken ja etwas, das ihm half, sie ihm vom Hals zu halten.
„Legilimens", flüsterte er so leise, dass Granger es nicht hörte und blickte ihr dabei in die Augen. Offensichtlich kannte sie diesen Zauber nicht, denn sie tat nichts, um sich zu verteidigen. Wahrscheinlich hatte sie gar nicht bemerkt, dass er einen Zauber gesprochen hatte. Er tauchte in ihre Erinnerung.
„Miss Granger... Hermine", hörte er die Stimme von Remus Lupin sagen.
Granger sah gerade aus dem Fenster. Sie beobachtete eine schwarze Gestalt, die an einen Baum gelehnt dort stand und das Haus unauffällig beobachtete. Er hatte wohl einen Beachte-mich-nicht Zauber auf sich gewirkt, da die Muggeln ihn nicht zu bemerken schienen.
„Und Sie sind sicher?", fragte Granger.
„Es tut mir Leid... aber es wirkt fast so, als würden die Todesser denken, dass Sie aufgrund ihrer Freundschaft zu Ron wüssten, wo sich Harry zur Zeit aufhält", sagte Remus.
Tränen stiegen in ihre Augen.
„Was wird mit meinen Eltern geschehen?", fragte Granger mit belegter Stimme..
„Wir werden sie vom Orden beschützen lassen. Ihnen wird nichts geschehen", sagte er.
„So wie den anderen Muggeln, die plötzlich verschwunden sind, nichts geschehen ist?", fragte Granger mit trockenem Sarkasmus.
„Es gibt keine Alternative. Sie müssen mich begleiten, Hermine."
„Ich will nicht, dass sie wissen, dass sie eine Tochter hatten. Niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis Sie-wissen-schon-wer besiegt ist. Meine Eltern würden nicht zulassen, dass sie mich vielleicht jahrelang nicht sehen", sagte Hermine.
„Was wollen Sie dann machen?", fragte Remus.
Hermine schluchzte. „Ich werde Mum und Dad alles vergessen lassen. Das sie eine Tochter hatten, dass sie von Zauberei wissen - einfach alles."
Remus warf ihr einen halb bewundernden, halb traurigen Blick zu. „Sind Sie sicher, dass Sie es so machen wollen?"
Hermine nickte. „Ich will es machen. Gibt es eine Möglichkeit, dass ich den Zauber selbst ausführen kann, ohne von der Schule zu fliegen?", fragte sie.
„Haben Sie schon mal gegen die Vorgaben zur Vernunftgemäßen Einschränkung der Zauberei Minderjähriger verstoßen?", fragte Remus.
Hermine schüttelte den Kopf.
„Solange Sie in meiner Nähe zaubern, wird die Spur nicht auf Sie reagieren", versprach Remus. „Aber erzählen Sie das bloß nicht ihren Klassenkollegen aus magischen Haushalten. Es würde dem Ministerium nicht gefallen, wenn sie sich einen neuen Zauber ausdenken müssten."
Hermine blickte überrascht auf. „Die Spur reagiert nicht, wenn erwachsene Zauberer in der Nähe sind?", fragte sie.
Remus nickte.
„Gut... dann bin ich bereit", sagte Hermine.
Sie trat hinter ihre Eltern, die sie gerade zum Tee riefen.
„Obliviate", sagte Hermine mit gezogenen Zauberstab. „Ihr seid Mrs. und Mr. Smith. Ihr seid ein kinderloses Paar und wolltet schon immer nach Australien auswandern. Ihr wollt dort eine Familie gründen. Ihr haltet Zauberei für ein Märchen aus den Grimm-Büchern."
Dann griff sie nach dem Umhang, den Remus ihr reichte, zog ihn über und die Kapuze ins Gesicht, sodass er ihre Tränen nicht sehen konnte, als er an ihre Schulter griff.
Harry tauchte wieder aus Grangers Gedanken und bemerkte, dass sie etwas zu ihm gesagt hatte.
„Was?", fragte Harry.
„Ich habe gesagt, du sollst meine Eltern nicht beleidigen!"
Harry dachte an das, was er gerade gesehen hatte. Eine kleine Stimme in ihm sagte ihm, er solle dieses Wissen nutzen, um Granger erneut zu verletzen. Sie war immerhin nur ein Schlammblut, das es wagte, ihn zu beleidigen. Dann jedoch wurde ihm klar, dass sie gerade ihre Eltern verloren hatte und er senkte seinen Zauberstab. Er zischte Kundalini zu, sie solle sich beruhigen und setzte sich wieder in den Lehnstuhl. Kundalini rollte sich vor seinen Beinen zusammen.
„Nerv mich bloß nicht!", knurrte er in Richtung der Hexe. Perplex stand Granger immer noch vor ihm, als Ron gerade mit ein paar Umschlägen hereinkam. Verwirrt sah er Granger an, die immer noch ihren Zauberstab gehoben hatte, während Harry hinter seinem Buch hervorlugte. Er verzog seine Augen ebenfalls zu schlitzen.
„Was ist denn hier los? Hat er dich etwa wieder beleidigt?", fragte Ron.
„Schon gut, Ron", meinte Granger. „Was hast du da?"
Ron, der seinen Blick nicht von Harry ließ, murrte: „Die Bücherlisten sind endlich gekommen. Wird auch Zeit, dachte schon, sie hättens vergessen. Normalerweise kommen sie früher."
„Dumbledore hat viel um die Ohren", meinte Hermine, was Harry ein Schnauben entlockte.
Er öffnete den Brief. Sie brauchten kaum neue Bücher in diesem Jahr. Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 5 sowie Theorie magischer Verteidigung von Wilbert Slinkhard.
Doch noch etwas fiel aus seinem Umschlag. Ein Vertrauensschüler Abzeichen. Auf dem Slytherinabzeichen prangte der Buchstabe V.
Ein weiterer Brief war dem Abzeichen beigelegt.
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Wege eines Slytherins
FantasyHarry und Draco begegnen sich an Harrys 11. Geburtstag in der Winkelgasse. Draco ist der Erste in Harrys Alter, der nett zu ihm ist. Und so ist es Draco, der Harry in die Welt der Magie einführt, anstatt von Ron Weasley. Wie ändert sich die Geschich...