Kapitel 44: In der Heulenden Hütte

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„Warte Harry!", rief Draco, der leichenblass hinter ihm stand und am ganzen Körper zitterte. „Wir müssen Hilfe holen."
Die Weide schlug vor ihnen wild mit den Zweigen um sich, als wären es Fäuste. Immer wieder trommelte einer von ihnen auf den Boden, sodass Gras und Erde herausgerissen wurden. Der Erdspalt zwischen den Wurzeln war alles, worauf Harry achtete.
„Ich werde Ginny nicht alleine lassen! Wenn dieser dämliche Köter da durch kommt, schaffe ich das auch," brüllte Harry. Dabei starrte er Draco wütend an, der einen Schritt von ihm zurückwich.
„Das ist unglaublich idiotisch Harry!", meinte Daphne, die sie nun gemeinsam mit ihrer Schwester keuchend eingeholt hatte. Harry fuhr zornentbrannt herum.
„Ich... ich lass nicht zu, dass ihr etwas passiert!", sagte Harry. Sein Magen drehte sich um, bei der Vorstellung, dass Ginny nun schon wieder in Gefahr war. Die Gedanken an den Abend in der Kammer des Schreckens überkamen ihn - eine leblose Ginny, die auf dem nassen Boden des Kerkers lag.
„Wir wissen, dass sie dir viel bedeutet, aber wir sollten wirklich einen Lehrer holen", sagte Draco vorsichtig. In diesem Moment schoss etwas an ihnen vorbei, das aussah, wie ein dreckiges Wollknäuel mit roten Augen. Es war Mrs. Norris. Geschickt, wie sich nur eine Katze bewegen konnte, wich sie den Schlägen aus. Dann stupste sie mit der Nase gegen einen Knoten am Baumstamm. Im nächsten Augenblick erstarrte der Baum als wäre er aus Stein.
„Was? Woher wusste dieses Vieh...?", fragte Draco.
„Sie ist mit dem Hund umhergestreunt. Ich habe es gesehen."
Mrs. Norris saß elegant auf einer der erstarrten Wurzeln und leckte sich eine Pfote, als würde sie auf etwas warten. Die Katze wartete auf sie! Entschlossen sagte Harry: „Sie will, dass wir ihr folgen! Ihr wisst doch, wie sie Filch immer zu den Schülern gebracht hat - ich bin sicher, sie führt uns zu Ginny."
„Nein Harry, wir... wir müssen zu einen Lehrer gehen", stotterte Draco, immer noch zitternd.
„Und was, wenn dieser Hund Ginny in der Zwischenzeit etwas antut? Hast du seine Zähne gesehen? Das Vieh ist gefährlich!", knurrte Harry ebenfalls am ganzen Körper bebend - jedoch nicht aus Angst, sondern vor Wut auf die Feigheit seines Freundes.
„Was willst du denn tun, wenn es ein magischer Hund ist und du nichts gegen ihn ausrichten kannst?", fragte nun Daphne vorsichtig. Harry schnaubte.
„Na schön! Ihr lauft und holt einen Lehrer, ich folge der Katze!"
Die Starre des Baumes ließ langsam nach und Harry zwängte sich, so schnell er konnte, durch den Spalt, bevor ihm jemand widersprechen konnte. Er stürzte kopfüber in das Loch und landete am Boden eines niedrigen Tunnels. Kaum hatte er sich nach Mrs. Norris umgesehen lief sie auch schon weiter. Mit ihrem struppigen, braunen Fell war sie in der Dunkelheit kaum zu sehen. „LUMOS!", rief Harry und ihre roten Augen blitzen auf.

Harry wusste, dass er sich im Geheimgang befand, von dem Fred und George überzeugt waren, dass ihn niemand betreten konnte. Tief gebückt folgte er der Katze, die tänzerisch vor ihm her lief. Der Gang schien nicht zu enden. Harry war sicher, dass er ebenso lang war, wie jener, der zum Honigtopf führte. Er dachte nur noch an die verängstigten Schreie von Ginny und beschleunigte seinen Schritt. Wieder und wieder kam ihm der Anblick von Ginny in der Kammer ins Gedächtnis.
„Du darfst nicht tot sein Ginny!", flüsterte er.
Schließlich wandte sich der Tunnel nach oben und ein schwacher Lichtfleck kam ihm entgegen. Harry löschte den Lumos und hielt seinen Zauberstab kampfbereit. Er stieg durch die Öffnung und fand sich in einem wüsten, staubigen Zimmer wieder. Die Tapeten schälten sich von den Wänden, die Möbel hingegen sahen aus, als wären sie von mächtigen Krallen zerstört worden. Seine Augen wanderten über die vernagelten Fenster - er musste in der Heulenden Hütte sein.
Gespenster konnte man, bei den Verwüstungen die in diesem Zimmer herrschten, definitiv ausschließen. Er erschauderte. Das musste dieser Hund gewesen sein. In diesem Augenblick knarrte etwas über seinem Kopf. Im ersten Stock bewegte sich etwas. Harry stürzte, ohne weiter darüber nach zu denken die Treppen hinauf. Nur eine Tür stand ein kleines Stück offen. Ohne groß zu überlegen lief Harry weiter. 

Harry umklammerte seinen Zauberstab und trat die Türe auf. Hinter der Türe befand sich ein Zimmer mit einem großem Himmelbett, auf dem Ginny lag. Neben ihr saß Mrs. Norris, die ihr blutendes Bein leckte. In ihrer Hand hatte sie immer noch Krätze, der sich wild hin und her wand. Harry stürmte zu ihr.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt