Kapitel 62: Vier Champions

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Harry spürte, dass jedes einzelne Augenpaar im Raum auf ihn gerichtet war. 

„Nein...", dachte er. „Nein, nein, nein. Das muss ein Irrtum sein. Das kann nicht sein. Da muss etwas schief gelaufen sein."
Dann fiel ihm die Vision ein, die er im Sommer gehabt hatte. Harry war sicher - jemand versuchte ihn umzubringen. Ihn in ein Turnier zu werfen, in dem schon ältere, erfahrenere Schüler gestorben waren, war wohl eine der kranken Vorstellungen des Dunklen Lords von Spaß.
Niemand klatschte. Plötzlich kam ein Summen wie von einem Schwarm wütender Bienen in der Halle auf und wurde immer lauter.
„Betrüger!", riefen einige.
„Er ist doch noch nicht einmal 17!", andere.
Einige standen auf um den vollkommen erstarrten Harry anzusehen.

Oben am Lehrertisch waren Snape und McGonagall aufgestanden und zu Dumbledore gerauscht, um auf ihn einzureden. Harry wandte sich zu Draco und Daphne um, die ihn fassungslos anstarrten.
„Ich... ich war das nicht", sagte Harry. „Das wisst ihr, oder?"
Am Lehrertisch nickte Dumbledore seinen Kollegen zu, wobei Snape aussah, als hätte man ihm mitgeteilt, er müsse Longbottom von nun an täglich Nachhilfe geben.
„Harry Potter", sagte Dumbledore ruhig. „Harry, nach oben wenn ich bitten darf!"
„Geh schon!", flüsterte Daphne und gab ihm einen Schups. Harry stand auf und erinnerte sich daran, was Snape zu ihm gesagt hatte. Befreie dich von deinen Emotionen. Sein Gesicht wurde zu einer Maske, als er immer weiter nach vorne ging. Er hatte das Gefühl, der Gang würde niemals enden. Die Ravenclaws sahen aus, als würden sie ihn am liebsten auf den Mond hexen. Die Slytherins starrten ihn entweder mit offenen Mündern oder verhohlener Bewunderung an.
Als er endlich vor Dumbledore trat, spürte er die Blicke aller Lehrer auf sich ruhen. Nicht einmal Hagrid lächelte. Er schüttelte nur immer wieder den Kopf.
„Nun... durch die Tür, Harry", sagte Dumbledore. Keine Freundlichkeit, kein großväterliches Lächeln lag in seiner Stimme. Mit einem Mal wurde Harry klar, warum man Dumbledore nicht unterschätzen sollte. Er musterte ihn von oben bis unten und eine unglaubliche Macht schien ihn zu umgeben. Dabei war sein Blick so durchbohrend, dass es Harry schwer fiel, nicht die Fassung zu verlieren. 

Hinter dem Lehrertisch ging Harry durch die Tür in einen kleinen Raum, an dessen Wänden zahlreiche Gemälde von Hexen und Zauberern hingen. Ein stattliches Feuer prasselte im Kamin. Davor saßen Fleur Delaceur, Viktor Krum und Cedric Diggory. Schließlich war es Fleur Delaceur, die ihren Kopf umwandte und ihr langes üppiges Silberhaar zurückwarf.
„Was ist los?", sagte sie. „Sollen wir zurück in die' alle?
Harry wusste nicht, wie er erklären sollte, was gerade geschehen war. Er wusste ja nicht einmal, was genau passiert war. Er ging auf die anderen Champions zu, die ihm auf einmal unglaublich groß vorkamen.
„Unglaublich!", rief Bagman, der soeben ins Zimmer gestürmt war. Er packte Harrys Arm und schüttelte ihn, als hätte Harry nicht gerade erfahren, dass er an einem Turnier teilnehmen musste, für das er alles andere als bereit war. „Absolut unglaublich. Meine Herren, meine Dame - darf ich ihnen den vierten Trimagischen Champion vorstellen?"
Krum richtete sich auf und sein mürrisches Gesicht verdüsterte sich noch mehr. Diggory hingegen sah aus, als hätte er Harry am liebsten gleich den Hals umgedreht. Delaceur hingegen warf ihr Haar zurück und meinte: „Lustiger Wids Mr. Bagman."
„Witz?", echote Bagman. „Nein, nein keineswegs. Der Kelch hat seinen Namen ausgegeben."
Krum verzog nun seine Augenbrauen, Diggory hingegen ballte seine Fäuste. Harry dachte sich, dass er den beiden in nächster Zeit wohl aus dem Weg gehen sollte.
„Aber er ischt nur ein kleiner Junge! Är kann nicht teilnehmen. Är ist zu jung!", versuchte Delaceur einzuwenden.
„Nun ja... es ist höchst erstaunlich. Ich bin sicher, dass Sie wissen, dass die Altersbegrenzung erst in diesem Jahr hinzugefügt wurde. Der Kelch hingegen weiß nichts davon. Der Kelch hat seinen Namen ausgegeben und die Regeln besagen, er kann sich nicht davor drücken! Harry muss einfach tun, was in seinen Kräften..."
Die Tür ging auf und eine größere Gruppe kam herein: Dumbledore, Mr. Crouch, Professor Karkaroff, Madame Maxime, Professor McGonagall und Professor Snape. Draußen hörte er immer noch die Stimmen seiner Mitschüler. Fleur Delaceur sprang auf und lief zu Madame Maxime.
„Madame, ils disent que le petit garçon devrait y assister!", plapperte sie in schnellem französisch. „Oui, chère fille", antwortete Madame Maxime und wandte sich dann an Dumbledore: „Was 'at das zu bedeuten, Dumbly-dorr?"
Auch Viktor sagte etwas zu Karkaroff in einer Sprache, die Harry nicht verstand.
„Ich würde auch gern wissen, was hier los ist", sagte Karkaroff. Harry sah, dass sein Lächeln alles andere als ehrlich war - seine Augen waren kalt wie Eis. „Zwei Champions in Hogwarts? Mir hat niemand gesagt, dass die gastgebende Schule zwei Champions auswählen darf - oder habe ich die Regeln nicht genau genug gelesen?" Er lachte kurz und gehässig auf.
„Ogwarts kann keine zwei Champions 'aben. Das ist 'öchst ungerecht."
„Wir hatten darauf vertraut, dass Ihre Alterslinie verhindert, dass jüngere Schüler teilnehmen können und nicht einen weiteren ins Spiel bringen", sagte Karkaroff gehässig.
Professor Dumbledore jedoch ignorierte sowohl Karkaroff als auch Madame Maxime. Er fasste Harry an die Schulter und sah ihm tief in die Augen. Sofort wusste er, was der Schulleiter vor hatte.
„Hast du deinen Namen in den Feuerkelch geworfen?", fragte er Harry ruhig.
„Nein, Sir!", sagte Harry und versuchte, seinen Geist so weit wie möglich zu öffnen, damit Dumbledore sah, dass er nicht an diesem Turnier teilnehmen wollte. Er wusste, dass ihn alle im Raum beobachteten. Besonders bei Professor Snape hatte er das Gefühl, er würde gerade mit ihrem Okklumentik-Unterricht fortfahren, so sehr durchbohrte er ihn.
„Hast du einen älteren Schüler gebeten, deinen Namen hineinzuwerfen?", fragte Dumbledore weiter.
„Nein, Sir!", sagte Harry weiter. „Ich will nicht an diesem Turnier teilnehmen."
„Natürlich lügt er!", rief Karkaroff.
Harry verzog keine Miene, auch wenn er innerlich fast platze. Direkt fragte er: „Wie hätte ich es denn anstellen sollen?"
„Die Alterslinie muss einen Fehler gehabt haben!", sagte Karkaroff bestimmt.
„Sie wissen, dass Professor Dumbledore keinen Fehler gemacht hat!", sagte McGonagall streng.
„Ich muss Minerva recht geben", knurrte plötzlich eine andere Stimme. Karkaroff und Snape zuckten beide zusammen - ohne, dass es jemand gemerkt hatte, war Moody in den Raum gekommen. „Es handelt sich beim Feuerkelch um ein äußerst mächtiges magisches Gefäß. Nur ein äußerst mächtiger Zauber wäre in der Lage gewesen ihn auszutricksen. Ein Zauber der das können eines Viertklässler bei weitem übersteigen würde."
„Das haben Sie sich ja gut überlegt, Moody", knurrte Karkaroff und setzte dabei ein hämisches Lächeln auf. „Aber es tut mir leid, wenn ich Sie nicht ganz ernst nehmen kann. Schließlich sind Sie nicht glücklich, wenn Sie vor dem Mittagessen nicht mindestens drei Verschwörungen gegen Ihre Person aufgedeckt haben!"
Moody fuhr herum. Der Hass zwischen den beiden war fast körperlich zu spüren. „Karkaroff, wenn ich sie daran erinnern darf, dass es mein Beruf war, zu denken wie schwarze Magier", knurrte er.
„Alastor! Das reicht!", sagte Dumbledore. „Wir wissen nicht, wie wir in diese Lage geraten sind, doch es sieht aus, als ob Harry keine andere Wahl hätte. Sowohl Cedric als auch Harry werden daran teilnehmen müssen."
„Professor, bitte, ich will nicht...", flehte Harry.
„Dumbly-dorr!", sagte Madame Maxime entsetzt, die in etwa so begeistert von Harrys Teilnahme aussah, wie er sich fühlte.
Mit kalter Stimme räusperte sich Crouch und erklärte: „Meine Liebe, ich denke nicht, dass wir eine andere Wahl haben - alle Champions sind einen bindenden magischen Vertrag eingegangen. Sie wissen, welche Konsequenzen es hätte, würde sich jemand der Teilnahme verweigern."
„Welche Konsequenzen hätte es? Es ist mir egal, ich kann mit ihnen Leben!", sagte Harry.
„Mr. Potter, wer einen magischen Vertrag, wie den mit dem Feuerkelch bricht, wird seine Magie verlieren", sagte Crouch ohne jede Emotion. Harry erstarrte, alle anderen im Raum waren ebenfalls verstummt. Damit war die Diskussion beendet. Harry musste am Turnier teilnehmen.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt