Kapitel 54: Zurück im Herrenhaus

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Während Harry seine Koffer packte, konnte er kaum glauben, dass Sirius es ihm nun so einfach erlaubte, zu den Malfyos zu gehen. Was auch immer zwischen ihm und Dumbledore passiert war - Harry war sicher, dass es etwas damit zu tun hatte. Er hatte jedoch darauf verzichtet, weiter nachzufragen, aus Angst, Sirius könnte es sich noch anderes überlegen.

Am nächsten Morgen hatte Harry Kleidung für mehrere Tage eingepackt. Darunter waren auch zwei Paar Muggeljeans, da er gehört hatte, dass sie auf einem Muggelcampingplatz schlafen würden. Sirius war die ganze Zeit schon sehr nervös. Beim Frühstück öffnete er immer wieder den Mund, überlegte kurz und schloss ihn dann wieder, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben.
Das änderte sich, als sie gemeinsam vor dem Kamin im Salon warteten. Harry hatte den Verdacht, dass er einen Auftrag von Dumbledore hatte. Auch Sirius hatte einen Rücksack gepackt und seinen Reiseumhang angezogen. Seine Neugierde wäre geweckt gewesen, wenn seine Gedanken nicht andauernd von Sirius unterbrochen worden wären.
„Du glaubst wirklich, dass du ihnen vertrauen kannst, Harry?", fragte Sirius bereits zum fünften Mal. Er schien nicht glücklich mit seiner Entscheidung, ihn doch noch zu den Malfoys zu lassen. Allerdings waren die Malfoys die einzigen, die Harry angeboten bereits angeboten hatten, dass er die Ferien bei ihnen verbringen konnte. Da Sirius wohl irgendwo hin musste und er Harry seinen Geburtstagswunsch erfüllen wollte, anstatt ihn alleine im Grimmauldplatz zu lassen, waren die Malfoys die einzige Alternative. 
„Ja, Sirius. Draco ist einer meiner beiden besten Freunde, wie ich dir schon öfter als einmal versichert habe", murrte Harry genervt. Seufzend warnte Sirius: „Malfoy war ein Todesser. Er ist gefährlich, Harry." 
„Er ist freigesprochen worden. Er wollte nie etwas mit dem Dunklen Lord zu tun haben!", sagte Harry, wobei ihm klar war, dass das gelogen war. Das Amulett, das ihm Draco geschenkt hatte und Lügen in seiner Gegenwart anzeigte, erhitze sich an seiner Brust. Harry wusste genau, dass Lucius Malfoy ein Anhänger des Dunklen Lords gewesen war. Er war weder blind noch dumm. Harry verabscheute Voldemort noch immer, schließlich war er daran Schuld, dass er bei Muggeln hatte aufwachsen müssen. 
Mr. Malfoy hingegen hatte ihn von den Muggeln weggeholt und ihn vor einer Strafe des Zaubereiministers bewahrt. Egal war der Mann vor dreizehn Jahren auch getan hatte - er wollte Harry nicht schaden - er hatte ihm sogar mehr als einmal geholfen.
Außerdem gab es noch einen anderen Grund, warum Harry zu Mr. Malfoy wollte. Harry hatte immer noch Interesse an den dunklen Künsten. Er hatte niemand anderen, von dem er das lernen konnte, was er von Lucius Malfoy lernen konnte. Mr. Malfoy war nützlich für ihn und so blickte er über die Tatsache hinweg, dass er früher ein Anhänger des Mörders seiner Eltern gewesen war. Außerdem war Draco sein bester Freund. Harry wollte Zeit mit ihm verbringen und dieser würde nicht zulassen, dass Harry etwas geschah. Sirius rieb sich die Schläfen, als er sagte:
„Nur weil er freigesprochen wurde, heißt das nicht, dass er unschuldig war."
„Selbst wenn das wahr wäre", argumentierte Harry vorsichtig, sich nicht zu verraten, „du weißt wo ich bin. Wenn mich nicht alles täuscht, hast du auch Dumbledore gesagt, wo ich bin." Sirius schnappte nach Luft, um etwas zu sagen. Harry war schneller: „Mr. Malfoy würde nicht riskieren, mich in Gefahr zu bringen, wenn der Großmeister des Zaubergamots und ein Auror wissen, wer zu der Zeit für mich verantwortlich ist."

Sirius schien fieberhaft zu überlegen, was er darauf sagen konnte, allerdings schienen ihm die Argumente ausgegangen zu sein. Draußen verkündeten die Glocken des Big Bens, dass es Mittag wurde.
„Ich sollte aufbrechen", sagte Harry. Sirius sah nicht besonders glücklich aus, dennoch stand er auf. Harry griff nach dem Flohpulver und warf es ins Feuer.  Mit ernster Miene legte sein Pate eine Hand auf seine Schulter und meinte: „Pass auf dich auf. Du kannst jederzeit heim kommen, wenn etwas passiert."
„Es wird alles in Ordnung sein", versicherte Harry. 

Harry trat ins Feuer und sagte laut und deutlich: „Herrenhaus der Malfoys!"
Als er in die grünen Flammen gezogen wurde, war das letzte, was er sah, der besorgte Blick von Sirius, der ihm zum Abschied winkte.
„Schön, dass du da bist, Harry", grüßte Narzissa Malfoy, als er einen Schritt aus dem Kamin trat. Wie bereits beim letzten Mal begrüßte Harry sie mit Handkuss, was diese mit einem traditionellen Knicks erwiderte.
„Wir haben bereits das Mittagessen vorbereitet, wenn du uns in den Salon folgen möchtest?" Harry nickte. Narzissa Malfoy schnippte mit den Finger und Dobby erschien.
„Bring die Koffer unseres Gasts nach oben!"
Dobby warf Mrs. Malfoy einen widerspenstigen Blick zu, verbeugte sich jedoch und apparierte mit einem Plopp samt Harrys Sachen davon. Draco saß bereits am Tisch, als Harry den Salon betrat.
„Hat dir Black endlich erlaubt, zu kommen?", fragte Draco. „Oder bist du mal wieder abgehauen?"
„Draco!", schimpfte Mrs. Malfoy. Harry antwortete mit einem breiten Grinsen: „Ich darf bis am Tag nach der Weltmeisterschaft bei euch bleiben."
Mrs. Malfoy lächelte gezwungen, als sie fragte: „Ihr wohnt im Haus meines Onkels?"
Harry nickte und sah sie fragend an.
„Ich war als Kind oft dort und habe auf meine kleinen Cousins aufgepasst, wenn sich Vater mit Onkel Orion getroffen hat. Regulus... er war ein guter Junge. Ich habe vergessen wo das Haus ist", gab sie zu. „Ein mächtiger Schutzzauber liegt über dem Haus, nicht wahr?"
„Ein sehr mächtiger sogar", stimmte Harry zu, der wusste, dass Dumbledore seine Finger in der Sache hatte. Mrs. Malfoy sah mit einem Mal sehr traurig aus. Ein schlechtes Gewissen machte sich in Harrys Magengegend breit. Er hatte die Dursleys nie gemocht und würde nie in den Ligusterweg zurückkehren wollen. Bei Mrs. Malfoy, die eine gute Beziehung zu ihrer Tante und ihrem Onkel gehabt hatte, war das wohl anders. Der Grimmauldplatz musste gute Erinnerungen für sie bereithalten. Wegen Harry konnte sie ihn nicht mehr betreten. Er überlegte, sich dafür zu entschuldigen, doch er fand nicht die richtigen Worte. Alle am Tisch schwiegen. Schließlich war es Draco, der das Schweigen brach, als das Hauptgericht erschien.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt