Kapitel 28: Harry Potters großer Fehler

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Vier Wochen!
Vier Wochen war es nun her, dass die Schule vorbei war. Harry war zurück bei den Dursleys. Zwar hatten sie ihn nicht wieder in sein Zimmer gesperrt und auch die Gitter am Fenster waren verschwunden, doch das bedeutete nicht, dass sie ihn nett oder gut behandelten. Die meiste Zeit verbrachte Harry im Garten oder in seinem Zimmer und wurde von seinen Verwandten behandelt, als wäre er Luft. In letzter Zeit hatte er sogar angefangen, in seinem Zimmer zu Abend zu essen, um nicht so offensichtlich wie ein Aussätziger behandelt zu werden.

Nicht, dass er sich ein Gespräch mit seinem dummen, fetten Cousin gewünscht hätte, doch er wünschte sich, irgendjemanden zu haben, mit dem er sprechen konnte. Traurig blickte er auf das leere Terrarium. Kundalini, mittlerweile ausgewachsen, war nun eine zwei Meter lange, schwarze Giftschlange. Der Schulleiter hatte ihm nicht erlaubt, sie zurück in die Muggelwelt zu nehmen. Als er ihn mit seinem Schulsachen zurückgeschickt hatte, hatte er ihm einen einfachen Brief hinterlassen, dass Kundalini in diesem Sommer bei Hagrid bleiben würde. Harry wusste zwar, dass es der Schlange bei Hagrid gut gehen würde, doch er vermisste es, jemanden zum reden zu haben. 

Er hasste Dumbledore dafür. In diesem Haus war er allein. Außerdem hatte er auch keine Posteule, weshalb er mit niemanden aus der magischen Welt schreiben konnte. Das einzige, das bewies, das diese Welt existierte, waren die Schulbücher, die er, als die Dursleys einkaufen gefahren waren, heimlich aus dem Schrank unter der Treppe hervor geholt hatte. Schließlich hatte er Hausaufgaben zu erledigen. Er hatte nicht vor, von der Schule zu fliegen, weil seine Muggelverwandten zu kurzsichtig waren, den Wert seiner magischen Ausbildung zu erkennen.
Doch die Dursleys hätten ihm niemals erlaubt, seine Hausaufgaben einfach draußen im Garten zu machen, wo Dudley seine erledigte. Sie hatten viel zu große Angst, dass ihn jemand der Nachbarn sehen könnte. Ihn und seine „Abnormität", wie es Vernon immer wieder zu betonen pflegte. So saß er auch in dieser Nacht mit Taschenlampe unter seiner Decke und schrieb einen Aufsatz über die Hexenverbrennungen.


Plötzlich hörte er ein klopfen. Er zuckte zusammen und dachte zuerst, es wären die Dursleys, bis im klar wurde, dass Vernon niemals klopfen würde. Langsam schob er die Decke zur Seite und blickte sich in seinem dunklen Zimmer um. Er sah nichts, bis ihm klar wurde, dass das Klopfen vom Fenster kam. Vor dem Fenster saßen vier Eulen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.
Da war der große, bullige Uhu von Draco. Dann die kleine, hübsche Schleiereule seiner Freundin Daphne. Außerdem ein alter Kauz, der ein wenig an einen Wischmob erinnerte und von dem Harry sicher war, dass er den Weasley gehörte sowie ein schlanker Habichtkauz, von dem Harry wusste, dass es sich um eine der Schuleulen handelte.
Harry sprang auf und öffnete das Fenster. Die Eulen warfen ihre Pakete ab und setzten sich auf Harrys Schrank. Harry gab dem alten Kauz, der aussah, als würde er sich nie wieder erholen, ein Stückchen Brot, das ihm vom Abendessen übrig geblieben war. Dann sah er sich die Pakete an. Plötzlich fühlte er, wie eine gewisse Wärme seinen Körper durchflutete. Die Pakete waren Geburtstagsgeschenke. Seine Freunde hatten tatsächlich an ihn gedacht.

Das erste war von Draco. Ihm war ein Brief beigelegt.

Lieber Harry!
Ich hoffe deine nutzlosen Verwandten behandeln dich in diesem Jahr besser, als in den letzten Jahren. Meine Eltern sind mit mir noch in Schweden. Wir besuchen einen alten Freund meines Vaters. Er ist wohl Schulleiter in Durmstrang.
Ich wünsche dir alles gute zum Geburtstag. Dein Geschenk ist eines der Schulbücher in Durmstrang. Bis wir du wieder nach Hogwarts kannst, kannst du dir ja vorstellen, es an deinem Cousin auszuprobieren. Aber mach bitte nichts Dummes, die Zeiten sind gefährlich.
Wir kommen erst zu Schulstart zurück, wir können uns dieses Jahr also nicht in der Winkelgasse sehen. Ich wünsche dir noch schöne Ferien,
Mit besten Grüßen,
Draco Malfoy


Harry blickte verwirrt das Paket an. Was meinte sein Freund wohl, mit „die Zeiten sind gefährlich"? Er packte es aus, doch es verwirrte ihn noch mehr. Es war ein einfaches Buch, in schwarzes Leder gebunden. Auf dem Einband standen mit roter Schrift in schwungvollen Lettern die Worte: „Gemeine Flüche und deren Anwendung".
Vorsichtig schlug Harry das Buch auf. Die Anfangsbuchstaben einer jeden Seite waren kunstvoll gestaltet, passend zum jeweiligen Zauber. Das Buch enthielt mehrere Zauber, die aussahen, als würden sie ziemlich schmerzhaft sein, wenn man sie an einem menschlichen Wesen anwandte.
Harry musste grinsen. Tatsächlich gefiel ihm der Gedanke, einen der Zauber an Dudley anzuwenden. Natürlich würde er das nie tun, denn er durfte ja außerhalb der Schule nicht Zaubern. Dennoch fand er Dracos Geschenk sehr gelungen.

Dann blickte er auf das zweite Paket. Es war von Daphne. Auch sie war in den Ferien mit ihren Eltern unterwegs. Ihr Vater, der im Ministerium in der Abteilung für magisches Transportwesen arbeitete, hatte wohl einen Auftrag in Indien. Er sollte einen Weg zu finden, das Flohnetzwerk international auszubauen.
In der Zwischenzeit waren alle Greengrasses ebenfalls dort. Daphne kündigte an, dass sie in der letzten Woche der Ferien ihre Schulsachen in der Winkelgasse kaufen würde und hoffte, das auch Harry kommen könnte.
Das Paket von Daphne enthielt ein schwarzglänzendes Reisverschlussetui. Anbei eine Notiz, ebenfalls von Daphne.

Ein Besenpflegeset. Damit Slytherin nächstes Jahr sein 10-Jähriges feiert.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt