Das Feuer wärmte ihn nicht annähernd so gut, wie er es erhofft hatte. Er hasste das Haus seines wertlosen Muggelvaters. Es roch nach Moder, Schimmel und Elend. Außerdem lebten für seinen Geschmack zu viele Muggel an diesem Ort. Doch es war der einzige Ort zu dem er im Moment gehen konnte. Der einzige Ort, den er im Moment hatte. Der kleine, fette Feigling, der nur zu ihm zurück gekommen war, weil alle anderen Alternativen seinen Tod bedeutet hätten, stand zitternd vor ihm. Er verabscheute diesen Todesser - allerdings waren ihm nicht mehr genug geblieben, um wählerisch zu sein.
„Es ist noch ein Rest in der Flasche, Herr, wenn ihr noch hungrig seid", sagte Wurmschwanz.
„Später!", sagte er selbst. Was war nur aus ihm geworden? Aus ihm, dem einst so mächtigen Dunklen Lord. Nicht mehr als ein kleiner Humunkulus, gerade einmal so am Leben, durch das Gift seiner eigenen Schlange. Voldemort sah, wie Wurmschwanz die halbleere Flasche vor ihm abstellte.
„Wo ist Nagini?", fragte er mit kalter Stimme.
„Ich - ich weiß nicht, Herr", antwortete Wurmschwanz. Er bebte vor Angst. Erbärmlich. Selbst jetzt, wo Voldemort nicht mehr war, als eine Idee aus dunkler Vorzeit, fürchtete sich Wurmschwanz vor den Resten, die noch von ihm übrig waren.
„Ich glaube, sie erkundet das Haus."
Voldemort wusste, dass Wurmschwanz davor bangte, keine angenehme Antwort liefern zu können. Er fühlte, wie ein unglaublicher Hass gegen seinen Diener in ihm brodelte.
„Du wirst sie melken, bevor wir uns zurückziehen, Wurmschwanz", sagte er. „Ich brauche heute Abend Nahrung. Die Reise hat mich sehr erschöpft."
„Herr, darf ich fragen, wie lange wir hier bleiben werden?", fragte der kleine Mann.
Am liebsten hätte Voldemort bitter gelacht. Wo hätten sie denn sonst hingehen sollen? Seine Anhänger hatten ihn verlassen. Verlassen in dem Moment, in dem er ihnen nicht mehr das Versprechen absoluter Macht hatte geben können. Er machte sich keine Illusionen über dumme Werte wie Freundschaft oder Liebe. Doch er hatte sich Treue erwartet. Treue für ihre Ziele. Treue für die Macht, die seine Herrschaft seinen Dienern versprach.„Eine Woche", entschied jedoch, noch etwas vager zu werden, „vielleicht länger. Hier lässt es sich aushalten und mit dem Plan können wir noch nicht fortfahren. Es wäre eine Dummheit, wenn wir loslegten, bevor die Quidditch-Weltmeisterschaft zu Ende ist."
„Die... die Quidditch-Weltmeisterschaft, Herr?", fragte Wurmschwanz, „Verzeiht mir, aber - ich verstehe nicht - warum sollten wir warten, bis die Weltmeisterschaft vorbei ist?"
Oh wie er das Quieken dieses Mannes verabscheute. Er war wirklich mit dem dümmsten seiner Anhänger geschlagen worden.
„Weil zu ebendieser Stunde Zauberer aus aller Herren Länder ins Land strömen, du Dummkopf und alle Kleinkrämer aus dem Zaubereiministerium ausgeschwärmt sind, um nach ungewöhnlichen Vorkommnissen Ausschau zu halten, jeden doppelt und dreifach zu überprüfen. Die haben nur noch eins im Kopf, nämlich sicherzugehen, dass die Muggel von allem nicht mitkriegen. Deshalb warten wir ab."Wurmschwanz schien sich bei den nächsten Worten zu winden. „Eure Lordschaft ist also immer noch entschlossen?" Der Satz des zitternden Mannes erstickte fast in seinem Flüstern. Wie konnte er es wagen, seine Motive zu hinterfragen? Er der nicht mehr war, als ein elender Verräter, in seine Runde gekommen, aus Feigheit, nicht aus Überzeugung. In dieser Nacht schien ihn sein Anhänger besonders zu reizen.
„Natürlich bin ich entschlossen, Wurmschwanz", sagte Voldemort drohend. Voldemort grinste, als Wurmschwanz auf die Knie fiel und sich fast vor ihm im Staub wälzte. ‚Er hätte sich in ein Schwein und nicht in eine Ratte verwandeln sollen', dachte er.
„Es könnte auch ohne Harry Potter gehen!", presste die Ratte hervor. Sah er da etwa Reue im Gesicht seines Anhängers?
„Ohne Harry Potter?", hauchte er. „Ich verstehe..."
Es war eine unausgesprochene Drohung, dass er nun keine Widerrede duldete. Dass er Wurmschwanz immer noch nicht vertraute und sein Leben jederzeit verwirkt sein konnte.
„Herr, ich sage dies nicht aus Sorge um den Jungen!", quiekte Wurmschwanz. Angstschweiß bildete sich auf der Stirn seines Anhängers. „Der Junge bedeutet mir nichts, überhaupt nichts! Aber wir könnten jeden nehmen. Wenn ihr mich nur lasst - ihr wisst, ich kann mich tarnen - ich könnte in weniger als zwei Tagen zurück sein und euch eine geeignete Person bringen."
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Wege eines Slytherins
FantasyHarry und Draco begegnen sich an Harrys 11. Geburtstag in der Winkelgasse. Draco ist der Erste in Harrys Alter, der nett zu ihm ist. Und so ist es Draco, der Harry in die Welt der Magie einführt, anstatt von Ron Weasley. Wie ändert sich die Geschich...