Kapitel 58: Ratlosigkeit

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Sirius sah seinem Patensohn hinterher, als dieser gefolgt von seiner unheimlichen, über zwei Meter großen, magischen Schlange die Stufen hinauf stampfte. Kaum hörte er die Tür im Dachgeschoss zufallen, ließ er seine Schultern sinken.

„Was soll ich nur mit ihm machen, Moony?", fragte Sirius seufzend. Remus schüttelte den Kopf und meinte ernst: „Zuerst solltest du aufhören, den einzigen Freund anzuschreien, der dir hierbei hilft."
Sirius sah seinen besten Freund nicht an. Er hatte auch ein schlechtes Gewissen, ohne seinen Blick zu sehen. Obwohl ihn Harry zur Verzweiflung trieb, hatte er es nicht verdient angeschrien zu werden. Remus klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Komm schon mit", sagte er.
Wie ein getretener Hund folgte Sirius Remus in die Küche, ließ sich auf den Sessel fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
„Warte", sagte Remus. Damit begann er die Küchenkästen zu durchsuchen, bis plötzlich das Klackern einer Flasche zu hören war, dann das Klirren von Gläsern.
„Trink", sagte Remus. Sein bester Freund hielt ihm ein Glas Feuerwhiskey hin und nahm selbst einen Schluck aus dem anderen Glas. Sirius machte einen großen Schluck. Der Geschmack brannte ihn den Hals hinunter.

„Willst du mir erklären, warum du so dermaßen ausgerastet bist?", fragte Remus, nachdem Sirius getrunken hatte. Sirius raufte sich die Haare.
„Ich weiß einfach nicht, was ich mit Harry machen soll. Kaum dreht man ihm den Rücken zu, macht er irgendeinen Blödsinn!"
Remus grinste und spielte mit seinem halb vollem Glas. „An wen erinnert mich das nur."
„Ich hatte vielleicht hin und wieder Blödsinn im Kopf. Aber ich hab nie so etwas Unüberlegtes und Rücksichtsloses gemacht!", sagte Sirius. Sein Freund ließ nicht locker und schüttelte nur lachend den Kopf. „Wie an dem Tag, an dem du den Kerker in einen Sumpf verwandelt hast, sodass kein Slytherin den Gemeinschaftsraum verlassen konnte, bis Slughorn sie gefunden hat? Oder die Nacht in der du und James alle Roben der Slytherins gestohlen und in einem Lagerfeuer verbrannt habt? Nein, das war doch nicht unüberlegt oder rücksichtslos."
Sirius schnaubte. „Es ist nicht das Gleiche - ich hätte niemals eine Schlange auf jemanden gehetzt!"
Nun lachte sein bester Freund lauthals. „Dafür einen Werwolf!"
Sirius sah einen Moment etwas zerknittert aus, räusperte sich und meinte dann: „Das war eine vollkommen andere Situation."
Nun war auch Remus wieder ernst. „Ernsthaft Sirius - wenn James dir vor einigen Jahren erzählt hätte, dass er seinen Aufpasser ausgetrickst hätte, nur um Lily zu sehen, hättest du dich kaputt gelacht. Ich weiß ja, dass du dein bestes gibst, der verantwortungsvolle Erwachsene zu sein, der du nie sein wolltest und es war auch richtig, ihn dafür zu bestrafen. Aber denkst du nicht, dass du ein bisschen zu weit gehst? Was bedrückt dich wirklich?"
Sirius griff nach der Flasche und schenkte sich ein weiteres Glas ein. Er trank es in einem Schluck, bevor er sagte: „Malfoy hat Harry einen Unverzeihlichen Fluch beigebracht und Harry und sein idiotischer Freund wären fast erwischt worden. Wenn Mr. Weasley und die anderen nicht so gutgläubig wären, dass Kinder zu so etwas nicht in der Lage sind, wäre Harry in Askaban gelandet. Schon wieder! Es ist das zweite Mal in zwei Monaten, dass ich Harry decken musste, damit er nicht nach Askaban kommt - dabei ist er erst 14. Was denkst du, was erst los ist, wenn der Junge 17 ist!?"
„Vermutlich steht er dann wegen Mordes vor Gericht", sagte Remus trocken. Er hatte versucht, einen Scherz zu machen und musste Sirius auf den Rücken klopfen, der sich bei diesem Satz verschluckt hatte.
„Das ist nicht lustig", knurrte Sirius. „Er entgleitet mir Remus. Ich hätte wirklich gedacht, dass wir Fortschritte machen. Dann ist er zwei Tage bei Malfoy und der letzte Spruch der mit seinem Zauberstab ausgeführt wurde, nach dem Dunklen Mal, ist ein Unverzeihlicher Fluch!"

Entsetzen machte sich auf Remus Gesicht breit. „Sie haben doch nicht?" 
„Nicht möglich. Es hat mir zwar nie jemand in der Aurorenabteilung geglaubt, aber ich habe recht sichere Hinweise, dass nur jemand, der das Dunkle Mal trägt, es auch heraufbeschworen kann", winkte Sirius ab.
„Woher weißt du dann, dass es Harry war, der den Fluch angewandt hat? Jemand anderes hat offensichtlich seinen Zauberstab benutzt", versuchte es Remus beruhigend.
„Weil ich gesehen habe, wie dieser Malfoy-Junge und Harry fast ohnmächtig wurden, als Amos den Priori Incantatem angewandt hat", Sirius stöhnte auf und nahm einen weiteren Schluck. „Außerdem hat Harry den gleichen Gesichtsausdruck den James immer hatte, wenn er versuchte unschuldig auszusehen - und ich meine genau den gleichen. Du weißt noch, wie mies er darin war, unschuldig auszusehen? Die beiden hatten einfach Glück, dass in diesem Moment niemand außer mir auf sie geachtet hat!"

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt