Kapitel 64: Besuch in Hogsmeade

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Die nächsten Wochen schwebte die erste Aufgabe wie ein widerliches Monster über seinem Kopf. Zumindest hatten die anderen Häuser aufgehört, ihn zu verfluchen, seit er nur noch mit anderen Slytherins den Kerker verließ und immer besser mit Gegenflüchen wurde.
Außerdem hatte er noch etwas, auf das er sich freuen konnte, bevor er der unbekannten Aufgabe gegenüber stehen würde. Das Hogsmeade Wochenende stand bevor.

Es war Donnerstag und die letzte Stunde hatte bereits geendet - obwohl er sich erst in einigen Stunden mit den anderen Slytherins zum Training treffen wollte, war Harry sehr nervös. Denn er hatte einen Beschluss gefasst, der ihn nervöser machte, als die Tatsache, dass er bald einer unbekannten Aufgabe gegenüber stehen würde, die für volljährige Zauberer gedacht war. Etwas, dass nichts mit dem Trimagischen Turnier, Voldemort oder den Todessern zu tun hatte. Er wollte Ginny Weasley fragen, ob sie mit ihm nach Hogsmeade gehen würde. Nicht nur als Freunde, sondern als - er wagte es kaum, das Wort in seinen Gedanken auszuformulieren - sein Date.

Beim Abendessen konnte er sich kaum auf etwas anderes konzentrieren, als auf den Rotschopf, der am anderen Ende des Slytherintischs saß. Lachend warf sie ihr rotes Haar zurück, als Astoria ihr einen Witz erzählte. Ihre braunen Augen wirkten dabei so voller Leben und so glücklich. Harrys Hände waren schwitzig und er war aufgeregt. Seine Gedanken rasten...
Er wusste, dass sie sich seit der ersten Klasse für ihn interessiert hatte. Er hatte sie immer wieder zurück gewiesen.
Was, wenn es nun zu spät war?
Was, wenn er nur noch ein Freund für sie war? Eine Art Bruder, den sie zwar liebte, doch nicht auf die Art, auf die er sie mochte.
Nein, das war Blödsinn! Sie hätten sich schon fast geküsst, wenn sie nicht unterbrochen worden wären.

Ihm gegenüber saß Daphne. Er hatte ihr noch nichts von seinen Plänen erzählt. Wahrscheinlich erwartete sie, dass sie gemeinsam nach Hogsmeade gehen würden, nun da er endlich die offizielle Erlaubnis hatte und er sich nicht mehr unter dem Tarnumhang verstecken musste. Da sie gerade etwas abseits von den anderen Slytherins saßen, beschloss er es, ihr zu sagen.
„Hey, Daphne...", begann er. „Ich muss dir was sagen."
In diesem Moment bemerkte er, dass auch sie in Gedanken zu sein schien. Wie hypnotisiert starrte sie über den Tisch hinweg, wo gerade Krum und einige der Durmstrangs mit den anderen Mädchen aus ihrem Jahrgang sprachen. Pansy giggelte, als einer der Durmstrangs etwas sagte, Tracey und Millicent hingen an Krums Lippen - nur Blaise hatte sich kühl zurückgelehnt.
„Daphne? Alles in Ordnung bei dir?", fragte Harry.
„Was? Oh, ja natürlich Harry", sagte sie und sah aus, als würde sie einen Gedanken abschütteln, der ihr nicht besonders gefiel. „Was hast du gesagt?"
„Ich... also... ich weiß du rechnest wahrscheinlich damit, dass wir gemeinsam nach Hogmeade gehen", sagte Harry.
„Ja?", fragte Daphne und sah ihn nachdenklich an.
„Also... es ist so... es gibt da jemanden, mit dem ich gerne Zeit alleine verbringen würde...", sagte Harry.
„Wirklich? Natürlich gehst du mit ihr hin... es ist eine sie, oder?", fragte Daphne.
„Natürlich ist es ein Mädchen!", sagte Harry und wurde knallrot.
Daphne räusperte sich. „Kein Grund gleich auszuflippen - also, sag schon. Wer ist es?"
Daphne blickte sich neugierig um. Harry hingegen beugte sich zu seiner besten Freundin vor und flüsterte: „Ginny."
Daphne setzte ein seltsames Lächeln auf. „Na endlich! Ich dachte schon, wir würden jetzt die nächsten drei Jahre dabei zusehen, wie ihr euch ungeschickt annähert, aber nichts passiert."
„Ist es so offensichtlich?", fragte Harry und wurde, wenn es überhaupt möglich war, noch röter.
„Nicht für jemanden, der die letzten drei Jahre blind und taub in Slytherin herumgelaufen ist", antwortete Daphne und verdrehte die Augen. „Wann hast du sie gefragt?"
„Bisher noch gar nicht...", sagte Harry.
„Harry! Ginny dreht wahrscheinlich schon fast durch, weil sie weiß, dass ihr erstes Hogsmeade Wochenende bevor steht und du noch keinen Ton gesagt hast! Du musst es heute machen - versprich es mir", sagte Daphne aufgebracht.
„Ja", murmelte Harry. Nun gab es kein zurück mehr.

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