Kapitel 34: Bittere Niederlage

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Der Blitz des Zaubers flog auf Black los, doch er konnte ausweichen. Harrys Zauber traf eine der Ritterrüstungen, die scheppernd auseinander flog.
„Stupor!", rief Harry erneut.
Black duckte sich. Es roch nach verbranntem Haar. Harrys Zauber traf eines der Porträts, das unter lautem Protest seiner Bewohner auf den Boden fiel. Durch die Beschimpfungen des Porträts war Harry einen Moment abgelenkt.
Black zögerte keine Sekunde und lief in den zweiten Stock. Harry überlegte nicht lange und rannte in die andere Richtung, stürmte in die Große Halle, wo sich alle gerade erhoben hatten und schrie so laut er konnte: „Black ist im Schloss! Er ist nach oben gelaufen!"

Alle starrten ihn an. Es war, als hätte jemand einen Schweigezauber über die ganze Halle gelegt. Im nächsten Moment gerieten die Schüler in Panik. Sie kreischten und liefen hektisch herum, während die Lehrer versuchten, sie zu beruhigen.
„RUHE!", rief Dumbledore schließlich. „Ich werde mit den Lehrern das Schloss durchsuchen. Sie werden zu ihrer eigenen Sicherheit in der Großen Halle eingeschlossen. Die Vertrauensschüler bitte ich, gut die Türen zu bewachen. Die Schulsprecher haben die Verantwortung - ich weise sie an, mir jeden Vorfall zu melden."
Auf dem Weg zum Ausgang blieb Dumbledore noch einmal stehen und sagte: „Ach ja, sie brauchen wohl das hier!"
Mit einem Schlenker seines Zauberstabs wurden die Tische an die Wand gestapelt und der Fußboden war bedeckt von hunderten purpurroten Schlafsäcken. Ein lautes Stimmengewirr zog durch die große Halle. Alle versammelten sich um Harry und wollten wissen was geschehen war.
„Du hast versucht ihn zu schocken?!", fragte Draco, als Harry erzählt hatte, was in der Eingangshalle vorgefallen war. 
„Er stand mit einem Messer vor mir!", verteidigte sich Harry. „Was hätte ich sonst tun sollen?"
„Ach ich weiß auch nicht... weglaufen vielleicht?", schlug Draco mit zynischer Stimme vor. Harry sah Draco ungläubig an. Tatsächlich hatte er in diesem Moment nicht daran gedacht, die Flucht zu ergreifen. Der Gedanke war ihm noch nicht einmal gekommen. Daphne und Draco schüttelten die Köpfe.

„Wie ist er hier rein gekommen?", fragten immer wieder einige Schüler. Ein Murmeln erfüllte die ganze Halle. Keiner wusste so recht eine Antwort. Das ganze Gelände war von Dementoren umstellt.
„Alle in die Schlafsäcke - wir löschen jetzt in zehn Minuten die Lichter!", hörten sie die Stimme von Percy Weasley. Draco, Daphne und Harry nahmen drei Schlafsäcke und zogen sie in eine Ecke, in der auch Ginny und Astoria lagen. Die Gespräche in der Halle verstummten jedoch nicht. 
„Vielleicht weiß er, wie man appariert" sagte ein Ravenclaw. „Ihr wisst schon, einfach aus dem nichts auftauchen!"
„Hat sich wahrscheinlich verkleidet", mutmaßte ein Hufflepuff aus dem fünften Jahr.
„Er könnte reingeflogen sein!", schlug Dean Thomas vor.
„Sagt mal, bin ich die einzige, die Geschichte Hogwarts' gelesen hat?", fragte Granger genervt.
„Kann sein, wieso?", antwortete Weasley, der im Schlafsack neben ihr lag.
„Hogwarts ist nicht nur durch seine Mauern geschützt. Magie schützt das Schloss. Niemand kann in der Schule apparieren oder einfach durch ein Fenster fliegen, solange der Schulleiter es nicht erlaubt. Und die Verkleidung, die die Dementoren austrickst, möchte ich erst einmal sehen", erklärte Harry ohne Umschweife. Er hatte die Geschichte Hogwarts' gelesen, als ihn die Slytherins in seinem ersten Jahr ignoriert hatten. Granger sollte bloß nicht glauben, dass sie klüger war, als der ganze Rest ihres Jahres zusammen. Überrascht drehte diese sich um.
„Ja... Potter hat recht", sagte sie.
„Wir löschen jetzt das Licht", verkündete Percy, bevor die Diskussion weitergehen konnte, „kein Getuschel mehr."

Einmal pro Stunde kam ein Lehrer vorbei um nach den Schülern zu sehen. Doch ansonsten geschah nichts weiter Spannendes. Um drei Uhr, als fast alle eingeschlafen waren, kam Professor Dumbledore zurück und suchte nach Percy. 

Dieser stand gerade bei den Slytherins und kontrollierte, ob sie auch alle schliefen. Harry war sicher, dass Percy jedoch nicht nur alle zehn Minuten bei den Slytherins vorbei schaute, um zu kontrollieren, ob sie schliefen. Vielmehr blieb er immer wieder bei Ginny stehen und achtete genau darauf, dass es ihr auch gut ging. Daher war er auch nun wieder in ihrer Nähe.
Schnell stellten sie sich schlafend.
„Irgendeine Spur von ihm?", fragte Percy.
„Nein. Ich nahm jedoch auch nicht an, dass er sich hier häuslich einrichten würde. Alles in Ordnung hier?", fragte Dumbledore.
„Alles unter Kontrolle, Schulleiter."
„Gut. Es hat jetzt keinen Zweck sie hoch zu jagen. Sie sollen friedlich schlafen", sagte Dumbledore. „Es gibt jedoch etwas, dass sie wissen sollten - das Porträt der Fetten Dame wurde zerstört. Black wollte in Gryffindor eindringen."
„Ist... ist sie in Ordnung?", fragte Percy schockiert.
„Sie wollte Black wohl nicht in den Gemeinschaftsraum lassen - daraufhin hat er sie wohl angegriffen", erklärte Dumbledore. In diesem Moment kam Snape herein.
„Direktor?"
„Alles durchsucht?", wollte Dumbledore wissen. Snape nickte.
„Er ist verschwunden", meinte er. „Haben Sie eine Theorie, wie er hier rein gekommen ist?"
„Ja, viele. Eine verrückter als die andere."
„Sie erinnern sich an - an das Gespräch, das wir vor Schulbeginn hatten?", fragte Snape.
„Niemand in diesem Schloss hat Sirius Black herein geholfen, Severus", antwortete Dumbledore bestimmt. „Ich muss nun zu den Dementoren und ihnen Bericht erstatten."
„Wollten die nicht helfen?", fragte Percy überrascht.
„Solange ich Schulleiter bin, werden diese Monster nicht die Schwelle von Hogwarts übertreten", erklärte Dumbledore mit einer Endgültigkeit, die keinen Widerspruch duldete. Perplex blieb Percy zurück.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt