Kapitel 65: Gespräche mit Drachen

522 48 4
                                    

„Wie zum Teufel soll ich nur an einem Drachen vorbeikommen?", fragte Harry blass über seinem Frühstück. Er hatte Ginny immer noch nicht erzählt, was die erste Aufgabe beinhaltete. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte, jetzt, wo sie sich endlich so Nahe gekommen waren. Daphne sah ihn besorgt an.
„Meine Mutter hat mir erzählt, dass Drachen nicht mit Schockzaubern eines einzelnen Zauberers überwältigt werden können. Denk also nicht mal daran, den Stupor zu verwenden", warnte sie.
„Das ist mir auch klar", seufzte Harry, der sich gut daran erinnerte, wie viele, erwachsene, ausgebildete Zauberer es gebraucht hatte, um den Hornschwanz zu bändigen. Er vergrub seine Hände in seinen Haaren und ließ seinen Kopf auf den Tisch sinken. Einige der anderen Slytherins warfen ihm neugierige Blicke zu. Er hörte, wie drüben am Hufflepuff-Tisch ein paar Leute kicherten. Daphne klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und sah alle giftig an, die ihm Fragen stellen wollten. 

„Lass uns besser zum Unterricht gehen", murmelte sie und zog Harry hoch. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Verteidigung gegen die dunklen Künste. Die Stunde verlief ohne Vorkommnisse. Moody übte nun Schockzauber mit ihnen. Das war kein Problem für Harry, der diesen Zauber bereits seit der zweiten Klasse tadellos beherrschte. 

Danach hatten sie Wahrsagen. Trelawney verkündete, dass jene, die im Juli geboren waren, in Gefahr standen, einen plötzlichen und gewaltsamen Tod zu sterben. Nun reichte es Harry, ihm riss der Geduldsfaden. Harry sprang auf und funkelte die Wahrsagelehrerin böse an.
„Schön, warum nicht! Wenigstens zieht es sich dann nicht ewig hin. Ich will nicht lange leiden!", brüllte er. Mit diesen Worten ließ er sich wieder auf seinen Platz fallen und vergrub sich hinter seiner Tasche. Die Gryffindors kicherten. Daphne warf ihm einen unsicheren Blick zu. 

Den Nachmittag verbrachten sie damit, in der Bibliothek nach Wegen zu suchen, einen Drachen zu besiegen. Leider hatten sie kaum ihre Ruhe. Zuerst setzte sich Blaise zu ihnen, die umbedingt mit Daphne über Verteidigung gegen die Dunklen Künste sprechen wollte. Sie schafften es kaum, sie abzuwimmeln. Dann kam Viktor Krum in die Bibliothek, um zu lesen. Ihm folgte ein ganzer Schwarm von Mädchen die ihm hinterher wuselten.
„Was finden die bloß an ihm?", fragte Daphne genervt. Harry zuckte mit der Schulter. Er konnte sich jetzt nicht um Krum kümmern - denn der hatte das Problem mit dem Drachen sicher schon gelöst. Harry war nicht so dumm, anzunehmen, dass Fleur und Krum nicht von ihren Schulleitern unterstützt worden waren. 

„Diese Bücher sind alles für Drachenliebhaber. Ich will nicht wissen, wie ich einem zu größerer Kraft oder stärkeren Schuppen verhelfen kann! Das ist das Gegenteil von dem, was ich mit ihnen vor habe", sagte Harry frustriert. Daphne schnaubte nur. Er wusste, dass sie die Tiere eigentlich mochte und es ihr gar nicht recht war, dass Harry nach einem Weg suchte, eines der Tiere zu verletzen. Doch zu Harrys Glück mochte Daphne ihn noch lieber als Drachen.

„Wenn ich ihnen einfach befehlen könnte, zur Seite zu gehen", murrte Harry. In diesem Moment leuchteten Daphnes Augen auf. Etwas zu laut, sodass Madame Pince ihnen einen bösen Blick zuwarf, rief sie: „Das ist es Harry!"
„Das ist was?", fragte er perplex. Ein breites Grinsen schlich sich auf Daphnes Gesicht. Triumphierend erklärte sie: „Harry, Drachen stammen von den Schlangen ab."
Harry wurde klar, was sie da gerade gesagt hatte.
„Meinst du... meinst du sie würden auf mich hören, so wie Schlangen es tun?", fragte er. Daphnes Mundwinkel senkten sich. Nun war sie wieder unsicher.
„Nein... ich glaube nicht, dass sie dir einfach gehorchen würden. Parsel wirkt auf Schlangen hypnotisch. Anziehend. Ein Drache ist da ein ganz anderes Kaliber. Aber sie sollten zumindest in der Lage sein, mit dir zu sprechen. Und wenn du Glück hast, kannst du sie davon überzeugen, zur Seite zu gehen. Drachen sind intelligente Tiere, weißt du?"
Harry sah sie ungläubig an. „Daphne, wenn das schief geht, bin ich erledigt. Dann bin ich ein Stück Holzkohle und Trelawney hat einmal im Leben mit ihren übertriebenen Voraussagen recht."
„Wir müssen einfach vorher herausfinden, ob du mit ihnen reden kannst. Du hast gesagt, Ginnys Bruder ist bei den Gehegen. Vielleicht lässt er dich zu ihnen."
Harry schnaubte. Er bezweifelte, dass ein Weasley ihm beim betrügen helfen würde. Dafür waren die Weasleys viel zu ehrenhaft.
„Nein... wir müssen es anders machen", beschloss Harry.
„Und wie?", fragte Daphne.
„Wird wohl mal wieder Zeit, den alten Umhang meines Vaters raus zu holen."

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt