Harry hatte noch nie in seinem Leben etwas Vergleichbares gespürt. Es war, als würde sein Körper unter elektrischer Ladung stehen und jeder Millimeter seines Seins wollte für immer bei ihr sein. Er wollte sie nie wieder los lassen. Ihre Lippen waren weich und schmeckten nach Erdbeeren. Er spürte, wie ihre Hand auf seiner Hüfte ruhte. Harry wusste nicht, wie lange sie so da standen. Wäre es nach ihm gegangen, hatten sie sich nie wieder voneinander gelöst.
Schließlich war es Ginny, die sich von ihm löste. Sie war rot ihm Gesicht und wagte es nicht, ihn anzusehen.
„Ich... wir sollten wieder hineingehen", stotterte sie. Harry konnte nicht anders.
„Wieso?", fragte er. Ginny lächelte ihn an, lehnte sich nach vor und hauchte ihn sein Ohr: „Weil vor zehn Minuten Ausgangssperre war und ich mir sicher bin, dass wir damit auch drinnen fortfahren können."
Nun war es an Harry, rot zu werden. Gemeinsam gingen sie durch den Tunnel, der zum Gemeinschaftsraum führte. Bevor Ginny sich zurück zu den anderen setzen konnte, griff Harry nach Ginnys Hand.
„Warte... gehst du... gehst du", stotterte er. Verdammt, er hatte sie gerade geküsst, er hielt gerade ihre Hand - es konnte doch nicht so schwer sein, sie einfach zu fragen. Ginny drehte sich um, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Wenn du wieder so lange brauchst, wie damals bei Hogsmeade, nicht", sagte sie und zwinkerte ihm zu. Harry straffte seine Schultern. Er deutete einen leichten Knicks an, wie es in der Zauberwelt Tradition war und nahm ihre linke Hand in seine beiden Hände.
„Ginevra Molly Weasley, würdest du mir die Ehre erweisen, mit mir auf den Weihnachtsball zu gehen?", fragte er.
Ginny strahlte über das ganze Gesicht. „Natürlich gehe ich mit dir auf den Ball. Aber bitte, nenn mich nie wieder so und lass den Reinblüterquatsch - der passt weder zu dir noch zu mir."
Damit setzte sich Harry neben die Mädchen, zu denen sich auch Draco mittlerweile gesellt hatte. Harry fühlte sich wie im siebten Himmel. Die Gespräche um ihn nahm er gar nicht wahr. Er fühlte nur Ginnys Hand auf der seinen. Er bekam gar nicht mit, dass die anderen mit ihm sprachen, bis Draco lauthals zu lachen begann. Harry drehte sich erstaunt zu ihm herum.
„Darf ich aus deinem vernarrten Blick und dem knallroten Kopf von Ginny hier entnehmen, dass ihr beiden euch endlich ausgesöhnt habt?"
Bevor jemand antworten konnte, schlug Daphne Draco auf den Hinterkopf.
„Benimm dich doch nicht wie ein Kind!", knurrte sie und lächelte Ginny und Harry glücklich an.
„Wie es aussieht haben alle ihre Partner gefunden", sagte Astoria. „Dann sollten wir uns mal über unsere Festumhänge unterhalten!"
Draco erzählte Astoria von seinem neuen Umhang und Astoria schilderte ihren. Harry war alles andere als interessiert, allerdings dachte er nicht daran, aufzustehen. Immerhin konnte er so bei Ginny bleiben.
Die Zeit bis zum Weihnachtsball verging so schnell, dass Harry es kaum bemerkte. Draco beschwerte sich das ein oder andere Mal, dass er Harry kaum noch zu Gesicht bekam, weil er dauernd mit Ginny unterwegs war. Doch Harry hatte eher das Gefühl, dass sie aufgrund der unterschiedlichen Stundenpläne ohnehin kaum Zeit füreinander hatten. Schließlich kam der große Tag. Die Lehrer von Hogwarts schienen es sich ganz offensichtlich in den Kopf gesetzt haben, an Weihnachten Hogwarts von seiner besten Seite zu präsentieren.
Harry war sicher, das Schloss noch nie vorher so gesehen zu haben. An der Marmortreppe hingen ewige Eiszapfen. Die üblichen Weihnachtsbäume waren mit allem erdenklichen geschmückt, von leuchtenden Holunderbeeren bis hin zu verzauberten Goldeulen. Die Ritterrüstungen sangen Weihnachtslieder, was Draco mit einem „dumme Muggeltradition" quittierte, als Ginny einmal nicht in der Nähe war. Harry hatte außerdem bemerkt, dass sich in diesem Jahr kaum weniger Schüler in den Gängen zu befinden schienen, als während der Unterrichtszeit. Lediglich die ersten, zweiten und Teile der dritten Klassen waren nach Hause gefahren. Dichter Schnee fiel auf das Schloss und die Ländereien. Die blassblaue Beauxbatons-Kutsche erinnerte Harry an einen gigantischen Glaskürbis, den er als Kind in einem Märchenbuch gesehen hatte.
Draco und Harry warteten, wie alle andere der Jungen, vor dem Gemeinschaftsraum.
„Warum treffen wir uns noch mal hier draußen mit ihnen?", fragte Draco genervt. Er trug einen edlen, schwarzen Satinumhang mit einem Stehkragen, ganz anders als Harrys eigener dunkelgrüner, der bis auf die Farbe und das Material kaum einen Unterschied zur Schuluniform aufwies. Harry trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und murrte: „Die Mädchen wollten, dass wir hier draußen warten, um uns zu überraschen."
Auch er verstand nicht, warum sie nicht einfach drinnen warten konnten. In diesem Moment öffnete sich die Türe und Vince und Greg kamen, mit einem Zauber den Harry noch nicht kannte, aus dem Tunnel geflogen. Auch sie hatten bereits ihre Festumhänge an und rieben sich die Hintern, auf denen sie gelandet waren. Draco und Harry mussten grinsen.
„Was ist denn mit euch passiert?", fragte Draco. Vince rappelte sich auf und stöhnte: „Die Mädchen wollen nicht gestört werden."
„Habt wohl nicht mitbekommen, dass die Vertrauensschülerinnen den Gemeinschaftsraum als Erweiterung der Mädchenschlafsäle okkupiert haben", lachte Draco amüsiert. Vince und Greg sahen ihn nur verwirrt an.
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Wege eines Slytherins
FantasyHarry und Draco begegnen sich an Harrys 11. Geburtstag in der Winkelgasse. Draco ist der Erste in Harrys Alter, der nett zu ihm ist. Und so ist es Draco, der Harry in die Welt der Magie einführt, anstatt von Ron Weasley. Wie ändert sich die Geschich...