Kapitel 75: Ruhe vor dem Sturm

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Der Traum ließ Harry nicht mehr los. Es war, als würde ein dunkler Schatten über dem Schloss schweben. Harry wusste nicht, wo die Zeit hingekommen war. Plötzlich war es Juni und die letzte Aufgabe rückte beunruhigend schnell näher. Daphne sprach ihn nicht mehr auf den Traum an, doch sie schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, Harry sicher durch das Turnier zu bekommen. Sie verbrachte den Großteil ihrer Zeit damit, die Slytherins darauf einzuschwören, Harry zu unterstützen. Und eines musste Harry ihr lassen: Sie hatte ein großes Talent dafür. Obwohl die anderen Slytherins eigentlich für ihre Prüfungen lernen sollten, beschäftigten sie sich lieber damit, Harry noch weitere Trainingsstunden zu verpassen. Sogar Adrian und Warrington hatten sich bereit erklärt, noch einmal mit ihm dunkle Zauber zu üben, als sie alleine waren. Am Ende des Abends beherrschte er den Incubus-Zauber wie im Schlaf.

Sirius schickte in der Zwischenzeit täglich eine Eule oder sprach durch den Spiegel mit ihm. Wie die Slytherins schien er alle Kräfte darauf zu verwenden, Harry erfolgreich durch die letzte Runde zu bringen. In jedem Brief ermahnte er Harry, alles, was außerhalb der Mauern von Hogwarts vor sich ging, brauche ihn nicht zu beschäftigen und läge auch nicht in seiner Verantwortung. Harry, der seinem Paten geschrieben hatte, dass er sich sorgen um Ginny, Draco und Daphne machte, bekam von seinem Paten eine Antwort, die ihn nicht besonders glücklich machte. Sirius schrieb:

„Wenn Voldemort wirklich wieder stärker wird, dann ist es mir am wichtigsten für deine Sicherheit zu sorgen. Er kann dich nicht in die Hände kriegen, während du unter Dumbledores Schutz stehst. Auch deine Freunde sind in Hogwarts sicher. Konzentriere dich darauf, sicher durch dieses Labyrinth zu kommen. Danach können wir anderen Dingen unsere Aufmerksamkeit widmen."

Der vierundzwanzigste Juni rückte immer näher und schließlich spannten sich Harrys Nerven allmählich. Doch dieses Mal war es nicht so schlimm, wie die letzten Male. Nach all dem Training war er gut vorbereitet, musste keinem Drachen entgegentreten und Ginny würde sicher auf der Zuschauertribüne sitzen. Außerdem war es die letzte Aufgabe - egal wie gut oder schlecht er abschneiden würde - das Turnier wäre endlich vorbei. Trotzdem gab es eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf sagte, dass er alles tun musste, um zu gewinnen. Da der Dunkle Lord hinter dieser Sache steckte, konnte er nicht sicher sein, dass verlieren nicht bedeutete, dass er mehr verlor, als nur ein Turnier.
Am Morgen der dritten Runde war das Frühstück bei den Slytherins eine sehr laute Angelegenheit. Die Posteulen brachten Harry eine Karte mit den besten Wünschen von Sirius. Es war ein Bild, dass Sirius in den Sommerferien während ihres Ausflugs in die Winkelgasse gemacht hatte und einige aufmunternde Zeilen. Eine Schleiereule ließ sich neben Draco nieder und brachte ihm den Tagespropheten. Er entrollte die Zeitung und plötzlich erstarrte seine Miene.
„Was ist los?", fragte Harry.
„Nichts", sagte Draco und faltete die Zeitung zusammen, als ob nichts gewesen wäre. Er hatte sie schon fast in seine Tasche gesteckt, als Daphne danach griff. Auch ihr Blick verfinsterte sich. Blaise, die neben ihr saß und sich an ihren Arm kuschelte knurrte hingegen.
„Dieses Biest. Nicht zu fassen!"
Harry wurde nun neugierig. „Was verschweigt ihr mir?
„Nichts", sagten die drei wie aus einem Munde. Harrys Amulett wurde heiß. Nicht das er bei dieser Lüge einen Hinweis darauf gebraucht hätte. Harry hob eine Augenbraue.
„Vier Jahre Slytherin und das ist alles, was ihr zustande bringt?", fragte er ungläubig.
Bevor jemand antworten konnte, rief Weasley vom Gryffindortisch:
„Jemand sollte Potter endlich von dieser Schule werfen. Er ist gemeingefährlich! Nicht zu fassen, dass sie ihn in die Nähe von anderen Schülern lassen!"
Dabei warf er einen bösen Blick zu Ginny. Die Schüler der anderen Häuser warfen Harry misstrauische Blicke zu. Nicht, dass das irgendetwas Neues wäre. Dennoch beschloss Harry, dass er gerne den aktuellen Grund kennen würde. „Gib her!", sagte er zu Draco und bevor dieser reagieren konnte, hatte er die Zeitung auch schon in der Hand.

Harry Potter - gestört und gefährlich

Der Junge, der den Unnennbaren besiegte, ist labil und möglicherweise gefährlich. Beunruhigende Tatsachen über Harry Potters seltsames Verhalten sind jetzt ans Licht gekommen und sie wecken Zweifel, ob er geeignet ist, an einem kräftezehrenden Wettkampf wie dem Trimagischen Turnier teilzunehmen oder auch nur die Hogwarts-Schule zu besuchen.
Wie der Tagesprophet heute exklusiv enthüllen kann, bricht Potter in der Schule des öfteren zusammen und klagt häufig über Schmerzen, die ihm seine Stirnnarbe bereitet. Letzten Montag, mitten im Wahrsageunterricht, wurde Ihr Tagesprophet-Reporter Zeuge, wie Potter aus dem Klassenzimmer stürmte und behauptete, er habe so heftige Narbenschmerzen, dass er nicht weiter am Unterricht teilnehmen könne. Topspezialisten am St. Munro-Hospital für Magische Krankheiten und Verletzungen halten es für durchaus möglich, dass Potters Gehirn durch den Angriff des Unnennbaren geschädigt wurde - es könnte sogar Ausdruck einer tief sitzenden Störung sein.

„Gut möglich, dass er alles vortäuscht", meint ein Spezialist. „Es könnte ein Schrei nach Zuwendung sein."
 Der Tagesprophet hat bereits einmal alarmierende Fakten über Harry Potter ans Licht gebracht (wir berichteten: Harry Potter - Retter oder Zerstörer?). Doch seine neuste Geisteskrankheit führt zu beunruhigenden Annahmen. Ein Schüler, der ungenannt bleiben möchte, berichtet:
„Potter ist unheimlich. Er spricht immer mit einer Schlange und hat zweifelhaften Umgang. Zu seinen besten Freunden gehören die Kinder von verdächtigten Todessern und Werwölfe."
Ein Mitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunkle Kraft, das ebenfalls ungenannt bleiben möchte, stellte fest, dass seiner Meinung nach jeder Zauberer, der Parcel spreche, zweimal durchleuchtet gehört. „Ich persönlich würde jedem mit größtem Misstrauen begegnen, der mit Schlangen sprechen kann, denn diese Tiere werden oft bei den schlimmsten schwarzmagischen Praktiken eingesetzt und wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit Schurken in Verbindung gebracht. Desgleichen gilt für alle, welche die Nähe solch heimtückischer Kreaturen wie Werwölfe suchen, da sie sich offensichtlich an Gewalt ergötzen."
Albus Dumbledore sollte unbedingt darüber nachdenken, ob ein solcher Junge am Trimagischen Turnier teilnehmen sollte. Viele befürchten, dass Potter sein Heil in den Dunklen Künste suche, um dieses zu gewinnen. Wenn der Schulleiter seine Schüler nicht im Griff hat, so ist zu befürchten, dass wir bald einem neuen dunklen Lord gegenüber stehen könnten.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt