Kapitel 81: Entscheidung eines Paten

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Es war der 1. Juli 1995. Harry war gerade von Hogwarts zurückgekehrt und bereitete sich auf sein Praktikum im Ministerium vor, indem er sich Arbeitsroben bestellte, noch einmal die wichtigsten Runen, Verteidigungszauber und Zaubertränke nachschlug und schließlich die Broschüre für Mitarbeiter des Ministeriums las.

Sirius Black hatte die letzte Woche etwas anders verbracht. Nachdem der Voldemort auferstanden war, hatte Dumbledore Sirius aufgetragen die alten Kämpfer zusammen zu trommeln. Es war ein Augenöffner für ihn gewesen.
Beim ersten Krieg war Sirius selbst fast noch ein Kind gewesen. Er hatte die Kämpfer damals bewundert, als er sich nach seiner Schulzeit dem Orden des Phönix angeschlossen hatte. Doch die einst großen Kämpfer waren alt geworden. Arabella Figg, die für sie in der Muggelwelt die Augen offen hielt, war zu einer verrückten Katzenlady geworden. Sie hatte ihre Augen und Ohren noch immer überall - doch er war nicht sicher, ob sie noch ganz zurechnungsfähig war. Sirius drehte sich der Magen um, als ihm klar wurde, dass Dumbledore sie zum Schutz der Dursleys, die seinen Patensohn zwölf Jahre lang gequält hatten - die Schuld an dessen Muggelhass waren - im Ligusterweg platziert hatte. Was hatte die Frau nur all die Jahre getrieben?
Dann war da Hestia Jones. Hestia war damals etwas älter als er gewesen. Sie musste im Jahrgang von Molly Weasley Hogwarts absolviert haben. Doch sie hatte sich erst gegen Ende des letzten Krieges dem Orden angeschlossen und nie wirkliche Kampferfahrung gesammelt. 14 Jahre in Frieden hatten sie gemütlich werden lassen. Sie arbeitete als Teilzeitkraft in der Winkelgasse und hatte sich seit Jahren mehr mit der richtigen Kleiderwahl für ihre Kunden beschäftigt, als mit der Frage, wie man dunkle Magier bekämpfte.
Dädalus Diggel hatte ebenfalls bereits im ersten Zaubererkrieg gekämpft. Er war noch älter, im alter von McGonagall und arbeitete als magischer Baumeister. Auch er hatte keine Kampferfahrung mehr. Keine Ahnung mehr, wie es war, gegen dunkle Zauberer zu kämpfen.
Emmeline Vance arbeitete im Ministerium in der Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen. Sie war eine erfolgreiche Vergissmich und hatte sich, soweit er wusste, auch um den Unfall von Harry in dessen dritten Jahr gekümmert. Sie hatte magisches Talent, keine Frage, und es war wichtig, dass man Leute im Ministerium hatte, doch Sirius hatte auch die Angst in ihren Augen gesehen, als er sie aufgesucht hatte.
Der Nächste, den Sirius aufgesucht hatte, nachdem er bei Emmeline gewesen war, war Sturgis Podmore gewesen. Er arbeitete auch im Ministerium, allerdings im Büro gegen Missbrauch der Magie. Podmore hatte zuerst nicht glauben wollen, was Sirius ihm erzählte. Er hatte ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen und erst als Sirius drei Tage in Folge bei ihm aufgetaucht war, hatte Sturgis ihm endlich geglaubt.
Da Dumbledore sich selbst um Elphias Doge und Aberforth Dumbledore hatte kümmern wollen, standen nur noch zwei Personen auf seiner Liste. Die meisten der alten Kämpfer waren im letzten Krieg gestorben oder hatten Schlimmeres erfahren. Der Gedanke an seine alten Freunde versetzte ihn einen Stich ins Herz. Doch gleichzeitig war Sirius deshalb um so überzeugter, dass es richtig war, wieder zu kämpfen. Voldemort würde die magische Welt zerstören. Die dunklen Künste veränderten Menschen und nach allem was Sirius gehört hatte, war Voldemort schon vor seinen schwarzmagischen Experimenten kein besonders netter Mensch gewesen.
Sirius schüttelte sich. Er wollte nicht daran denken, dass auch sein Patensohn zur schwarzen Magie neigte. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, als er daran dachte, wie Harrys Augen geglänzt hatten, als er in jener Nacht vom Friedhof zurückgekehrt war. Er wusste nicht, welche Flüche Harry angewandt hatte... aber die dunkle Magie, die von ihm ausgegangen war, war fast greifbar gewesen. Es war dunkler gewesen, als alles, was er jemals gespürt hatte, damals als er noch bei seinen Eltern gelebt hatte. Sirius seufzte. Immerhin hatte Harry Mut bewiesen, hatte gegen den Dunklen Lord gekämpft. Und nun war es an Sirius, seine Aufgabe zu erfüllen.
Mundungus Fletcher und Remus Lupin. Sirius hatte beschlossen, sich Remus für den Schluss aufzuheben. Er brauchte wahrlich jemanden, der ihm nach dieser Tour aufmunterte. Als er Mundungus traf, war Sirius geschockt. Er hatte Dung früher gemocht. Er war zwar schon damals etwas zwielichtig, doch er war ein lustiger Typ gewesen, der mit Sirius seinen Humor teilte. Nun, 14 Jahre später, hatte ihm das Leben übel mitgespielt. Dung trank - und zwar nicht wenig. Er rauchte Kräuter, die den Verstand benebelten und hatte einiges an Gewicht zugelegt, außerdem schien er in viele illegale Geschäfte verstrickt zu sein. Nichts desto trotz überzeugte Sirius Dung davon, sich dem Orden wieder anzuschließen. Er hatte Zugang zu Teilen dieser Welt, zu der ehrenhafte Mitglieder dieser Gesellschaft keinen hatten. Und es war nun mal so, dass der Widerstand solche Personen benötigte, um seine Aufgaben zu erfüllen.
Müde, enttäuscht, aber mit einem Plan erreichte er schließlich Remus Haus. Wobei - Haus traf es kaum. Es war eher eine bessere Holzhütte, mitten im Wald. Remus wollte so vermeiden, dass er jemanden ansteckte.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt