Kapitel 22: Ein grausamer Angriff

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Harry und Daphne beschlossen, niemanden etwas von ihrer Entdeckung zu erzählen. Besonders Daphne liebte Hagrid wie einen großen Bruder. Harry wollte nicht, dass er nach Askaban musste. Da die Angriffe aufgehört hatten und bald auch der Alraunentrank gebraut werden sollte, beschlossen sie, die Sache auf sich beruhen zu lassen. 

So wurde es März und das nächste Quidditchspiel stand bevor. Draco und Harry trainierten nun fast wieder jeden Abend, schließlich wollten sie es Ravenclaw zeigen. Doch als sie gerade vom Training zurückkamen, kam ihnen ein aufgebrachter Theodor Nott entgegen. 

„Ihr müsst sofort kommen, es ist was passiert", flüsterte er. Er wollte offensichtlich nicht, dass jemand aus den anderen Häusern sie belauschte, da er den anderen in der Eingangshalle unsichere Blicke zuwarf.

„Was ist los, Theo?", fragte Draco und sie folgten ihm.

Er schüttelte nur den Kopf sagte nichts, sondern deutete nur, dass sie sich beeilen sollten.
Dann sahen sie es. Ihr ganzer Schlafsaal war verwüstet. Alle Bücher waren aus den Taschen gerissen. Decken und Kopfpolster waren von den Betten gezerrt. Pergamente lagen überall verteilt. Sie zogen gerade die Leintücher wieder auf, während Draco fluchte, dass es für solche Arbeiten Hauselfen geben würde, als Vince und Greg hereinkamen.
„Verdammt! Was ist denn hier los?", fragte Greg und machte sich ebenfalls ans aufräumen.
„Keine Ahnung", antwortete Harry.
„Ein Einbruch... sowas gab es in Slytherin noch nie!", meinte Draco.
„Fehlt etwas?", fragte Theo.
Alle schauten in ihre Taschen. Nichts fehlte, meinten die anderen Jungen... bis Harry klar wurde...
„Riddles Tagebuch!", keuchte er. Außer Theo, der nicht dabei gewesen war, als sie es gefunden hatten, blickten ihn alle im Raum schockiert an.
„Was?", fragte Draco, doch Harry hatte sich bereits an Kundalini gewandt. 


„Hast du jemanden gesehen?", fragte er sie. Doch sie reagierte nicht. Sie blickte noch nicht einmal auf.
„Was ist los, Harry?", fragte Draco.
„Sie spricht nicht mit mir", stellte er fest.
Er kniete sich zu ihr und wollte ihren Kopf berühren. Sie zuckte zusammen.
„Kundalini, was ist los mit dir?", fragte Harry, erneut in Parsel. Doch die Schlange zeigte keine Reaktion. Sie bewegte sich nicht. Noch nicht einmal als er ihr eine tote Spinne vor die Nase setzte. So etwas hatte er noch nicht erlebt.
Harry holte Daphne herauf, in der Hoffnung, sie wüsste, was mit der Schlange passiert sein. Daphne untersuchte Kundalini genau, doch sie konnte nichts erkennen.
„Ich sehe keine körperlichen Verletzungen Harry... kann es sein, das mit dir etwas nicht stimmt?", fragte sie. Harry sah sie fragend an, bis er verstand.
„Serpensortia!", rief Harry und die Grüne Mamba erschien im Schlafsaal.
„Kannst du mich verstehen?", fragte Harry.
„Natürlich, Meissster!", zischte die Schlange. Mit einer Zauberstabbewegung war sie auch wieder verschwunden.
„An mir liegt es nicht. Irgendjemand hat etwas mit Kundalini angestellt."
Daphne nickte und überlegte.
„Du solltest ihr noch bis morgen Zeit geben. Wenn es dann nicht besser ist, bringen wir sie zu Hagrid. Niemand in Hogwarts weiß mehr über magische Tiere als er", meinte sie.
Harry fühlte sich unwohl bei der Sache. Am liebsten wäre er sofort mit ihr zu ihm gegangen. Doch dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke. So leise er konnte, damit die anderen Jungen ihn nicht hörten, flüsterte er Daphne zu: „Was ist, wenn Hagrid wusste, dass das Tagebuch bei mir ist. Was ist, wenn er Kundalini was auch immer angetan hat?", fragte er.
Daphne starrte ihn an. „Hagrid würde, egal in welcher Lage, niemals ein Tier verletzten!", sagte sie bestimmt. Und Harry wusste, dass sie damit recht hatte.

Am nächsten Tag machten sich gerade alle zum Quidditchspiel auf als Harry zusammenzuckte.

„Töten, zerfetzen fressen!", sagte die Stimme. 

Er schrie auf, sodass sich einige zu ihm umdrehten und Draco und Daphne ihm einen besorgten Blick zuwarfen.
„Was ist los Harry?"
„Die Stimme. Sie ist wieder da! Habt ihr sie nicht gehört?", fragte Harry.
Draco und Daphne schüttelten den Kopf.
„Das ist nicht gut... das ist gar nicht gut!", sagte Harry.
Sie blickten sich um, doch sie sahen nichts verdächtiges. Lediglich Hagrid kam um ihnen viel Glück zu wünschen.
„Was'n los? Ihr seht aus, als wäre euch der Erbe persönlich begegnet", meinte Hagrid, als er die drei ansah.
Harry sagte nichts dazu, doch Daphne meinte: „Harry hat eine Stimme gehört. Wie schon beim letzten Angriff... aber niemand von uns kann sie hören!"
Hagrid sah Harry entsetzt an. „Du hörst Stimmen? Hast du Professor Dumbledore davon erzählt?"
Harry schüttelte den Kopf.
„Das geht so nicht, Harry! Professor Dumbledore muss solche Dinge wissen... es...", meinte Hagrid, dessen Augen plötzlich ganz groß wurden. Harry wollte dazu nichts sagen. Wenn Hagrid der Erbe war, war es nicht gut, wenn er wusste, dass Harry immer vorgewarnt wurde. Außerdem vertraute er Dumbledore nicht, wie Hagrid es tat. Hagrid stemmte seine Hände in die Seiten.
„Also wirklich Harry, dachte du bist klüger. Das nur du sie hören kannst, ist wichtig! Muss jetzt zum Schulleiter. Dumbledore... so was Dummes!", sagte er bestimmt. Bevor Harry etwas sagen konnte, stampfte Hagrid davon. Harry wollte hinterher, doch Daphne hielt ihn auf.

„Harry, wir müssen zum Quidditch!", sagte Draco. „Dumbledore kann warten!"
Es war tatsächlich kurz vor elf und die beiden Jungen liefen los. Gemeinsam mit den anderen stiegen sie hoch. Unter ihnen der Applaus der Slytherins und die Buh-Rufe der anderen Häuser. Auch Ravenclaw stieg hoch. Gerade als Madame Hooch den Anpfiff geben wollte, drang McGonagalls Stimme über den Platz.
„Das Spiel ist abgesagt!", rief sie über den Platz.
Tatsächlich kamen dieses Mal von allen Häusern Buhrufe.
„Quidditch wird nie abgesagt!", riefen Flint und der Kapitän von Ravenclaw überraschend einstimmig.
„Ruhe! Sie werden jetzt in ihre Häuser zurückkehren, dort erklären ihnen die Hauslehrer alles weitere."

Dafür konnte es nur einen Grund geben. Dann ließ sie das Megafon sinken und winkte Harry zu sich.
„Sie sollten mit mir kommen, Mr. Potter", sagte sie. Er konnte es kaum fassen - wie konnte man ihn jetzt schon wieder verdächtigen? Dennoch landete er und lief zu ihr, gefolgt von Daphne.
„Was ist los Professor?", fragte sie.
„Oh, sehr gut, sie sind auch hier, Ms Greengrass. Es gab einen weiteren Doppelangriff. Sie können auch gleich mitkommen", sagte die Professorin. Alles in Harry verkrampfte sich.
Professor McGonagall brachte sie direkt in den Krankenflügel. Madame Pomfrey beugte sich gerade über einen riesigen Körper, der zwei Betten ausfüllte. Er war steif und die schwarzen, käferartigen Augen waren ausdruckslos und leer. Seine Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, der Pelz bedeckte seine Augen wie ein Schleier. Seine Hände hatte er um sich geschlagen, als würde er etwas festhalten. Da sah Harry etwas, dass ihm fast den Magen umdrehte. Die Kleidung war voller Blut. Erst dachte Harry, es wäre das Blut des Opfers, doch dann sah er, dass es sich um die Überreste eines Huhns handeln musste.
„Hagrid!", stöhnte Daphne.
„Er wurde auf dem Weg zu Dumbledore gefunden. Hatte wohl einen Hahn bei sich. Und die Kapuze über den Augen - können sie sich darauf einen Reim machen?", fragte McGonagall. Daphne war blass, schüttelte jedoch den Kopf.
„Er war es nicht", presste sie hervor. „Er ist es nie gewesen."
McGonagall warf ihr einen mitleidigen Blick zu.
„Sie wussten es also...", sagte McGonagall traurig. Harry nickte.
„Professor Vektor bringt sie in den Slytherinkerker. Ich muss in den Gryffindorturm, mit meinen Schülern sprechen", sagte sie.
„Professor... sie sprachen von einem Doppelangriff. Wer war die zweite Person?", fragte Harry, ohne seinen Blick von Hagrid zu lassen.
„Argus Flich", sagte sie, nicht ohne zu schniefen. „Er hat es nicht überlebt."

Nach dieser Nachricht fühlte sich Harry, als wäre er selbst versteinert worden. Versteinerungen waren eine Sache... der Tod eine andere. Er bemerkte gar nicht, dass er mit Professor Vektor nach unten gegangen war. Im Gemeinschaftsraum der Slytherin wartete bereits Professor Snape. Sein Gesichtsausdruck glich einer Maske.
„Sie alle kehren spätestens um sechs Uhr abends in die Gemeinschaftsräume zurück. Danach verlässt niemand mehr den Schlafsaal. Ein Lehrer wird sie zu jeder Unterrichtsstunde begleiten. Kein Schüler geht ohne Begleitung eines Lehrers auf die Toilette. Quidditch-Training und Spiele sind abgesagt. Es gibt keine abendlichen Veranstaltungen mehr. Niemand schleicht heimlich durch die Gänge, ist das klar?"
Die Slytherins, die im Gemeinschaftsraum standen lauschten schweigend. Er rollte das Pergament zusammen, das er in der Hand hielt.
„Ich muss ihnen wohl nicht erklären, wie ernst diese Sache ist. Wahrscheinlich wird die Schule geschlossen, wenn der Täter nicht gefasst wird. Sollten sie irgendetwas wissen, dann erwarte ich, dass sie mich aufsuchen!"

Mit wehendem Umhang verließ Snape den Gemeinschaftsraum.
„Das ist nicht mehr lustig, Potter! Sie werden die Schule schließen, wenn du nicht mit den Angriffen aufhörst!", rief eine Sechstklässlerin, deren Name er nicht kannte.
„Sei keine Idiotin Wilkes, Potter hat nichts getan. Siehst du nicht, dass er unter Schock steht. Er und meine Schwester sind die Freunde dieses ... Halbriesen. Du glaubst doch nicht, dass er es war!", hörte er die Stimme von Pistoletti.
Harry sagte jedoch nichts. Er ging in den Schlafsaal. Auf dem Weg dorthin sprangen einige der Schüler aus dem Weg. Er ignorierte es. Wortlos legte er sich ins Bett und griff unbewusst nach dem Kopf von Kundalini.
„Jemand ist heute gestorben. Und ein Freund wurde versteinert. Hogwarts wird wahrscheinlich geschlossen. Dann müssen wir zu den Dursleys zurück. Bitte, wenn du irgendetwas weißt, sprich wieder mit mir..." 

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt