In der Nacht nach seinem Ausflug fand er keinen Schlaf mehr. Zwei Dinge schwebten in seinen Kopf herum. Einerseits der enttäuschte Blick eines bestimmten Professors - andererseits der Name den er entdeckt hatte. Im Versuch, Lupin zu vergessen, konzentrierte er sich voll und ganz auf das Rätsel um Peter Pettigrew, den er auf der Karte gesehen hatte.
Sirius Black hatte Pettigrew getötet - wie war es möglich, dass er trotzdem auf der Karte erschienen war? Die einzige Möglichkeit, die Harry sah, war, dass Pettigrew als Geist in Hogwarts spukte, so wie es Myrte seit ihrer Ermordung zu tun pflegte. Harry hoffte, etwas von Pettigrew über Black herausfinden zu können - etwa, wie er nach Hogwarts kommen konnte.
Er fragte also beim Mittagessen den Blutigen Baron, ob dieser von einem Geist Namens Peter Pettigrew gehört hatte. Leider war ihr Hausgeist nicht unbedingt auf der wortgewandten Seite. Der einzige Geist im Schloss, der noch schweigsamer als der Blutige Baron war, war die Graue Dame, weshalb ihm dieses Gespräch nicht wirklich weiter brachte.
Am Nachmittag überlegte Harry sogar, Verwandlung zu schwänzen, nur um die auf die Suche nach dem vermeintlichen Geist Pettigrew zu gehen. Er wollte sich gerade davonschleichen, als ihm kurz nach dem Läuten der Fast Kopflose Nick, der Hausgeist von Gryffindor, begegnete. Dieser erklärte Harry schließlich, dass es im Schloss keinen Geist mit dem Namen Peter Pettigrew gab. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es in den Verwandlungsunterricht, doch der Gedanke ließ ihn nicht los. Wieso hatte die Karte einen Toten angezeigt? Es war, als würde er irgendetwas übersehen...Abends machte sich Harry wie immer auf den Weg zum Klassenzimmer für Geschichte. Er war spät dran, weshalb er eine Abkürzung durch einen Geheimgang nahm, der neben dem Pokalzimmer endete. Als er gerade herauskletterte, hörte er plötzlich Stimmen.
„Ich dachte schon die McGonagall lässt uns nie wieder gehen", sagte die eine. Es war Weasley.
„Das ganze auch noch ohne Magie! Als würde sie nicht auch wollen, dass Slytherin endlich mal verliert!", sagte eine andere. Wood.
Harry sah die beiden Gryffindors sowie Thomas und Finnigan, die gerade am Pokalzimmer vorbeikamen. Er konnte nicht anders als zu grinsen. Sie hatten es verdient nachzusitzen. Nicht nur wegen des Demetorenstreichs. Es war nicht so, als ob sie vorher nicht auch schon genug Dinge getan hatten, um es zu verdienen, bis zu ihrem Schulabschluss bestraft zu werden.
„Na, schönen Abend gehabt?", fragte er schadenfroh.
„Potter!", fauchte Weasley.
„Das ist mein Name", sagte Harry. „Gratuliere, du hast ihn dir gemerkt."
Weasley schien vor Wut fast zu platzen. Harry wollte das noch ein bisschen weiter auskosten. Wie viele Male hatten sie ihn und die anderen Slytherins gequält? Harry lehnte sich gegen die Hauswand, verschränkte die Hände vor der Brust und heischte: „Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man dafür gesorgt hat, dass das eigene Haus am letzten Platz um den Hauspokal liegt?"
„Seit wann so mutig?", fragte Finnigan. „Ich sehe deine Bodyguards nirgendwo."
„Für solche wie euch brauche ich niemanden. Mit euch werde ich noch ganz alleine fertig!", schnarrte Harry arrogant. „Genau. Ist ja nicht so, dass ich alleine bin und ihr zu viert", kommentierte er zynisch in Gedanken. Warum hatte er nicht vorher daran gedacht? Draco hatte recht. Manchmal war handelte er wirklich, bevor er eine Sache zu Ende überlegt hatte.
Hastig griff er nach seinem Zauberstab, doch Wood war schneller.
„Expelliarmus!", rief er und fing Harrys Zauberstab.
„Diesmal nicht, Potter!", sagte Wood. Harry wog fieberhaft ab, was er tun konnte. Er hatte keine Chance. Sie hatten seinen Zauberstab und waren in der Überzahl.
„Levicorpus!", rief Weasley. Natürlich hatten seine verdammten Brüder ihm gezeigt, wie man diesen Zauber anwandte. Harry spürte erneut, wie ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Wieder einmal baumelte er kopfüber in der Luft. Er hörte, wie die Gryffindors lachten. Wut stieg in ihm auf. Er wollte sich wehren. Sie verfluchen! Doch er konnte nichts tun.
„Was wollen wir jetzt mit ihm machen?", fragte Thomas, der plötzlich nicht mehr so überzeugt von der Idee wirkte.
„Wir werden ihn dafür bezahlen lassen, dass wir wegen ihm die ganzen Punkte verloren haben!", meinte Finnigan.
„Ich halte das für keine gute Idee", murmelte Thomas.
„Denk doch mal dran, wie er und seine Freunde Neville dauernd behandeln. Wie sie über dich und Hermine reden! Wie sie im Schloss herumspazieren, als wären sie was besseres und sich über alle lustig machen, die nicht ihrer verdrehten Reinblutideologie entsprechen! Sag nicht, du willst es ihm nicht auch heimzahlen?", fauchte Weasley. Harry hielt es nicht mehr aus. Noch nie hatte er die Gryffindors gehasst, wie in diesem Moment. In ihm schien etwas zu platzen.
„Was ist los, Weasley? Musst du dein Schlammblut erst überzeugen, dass es Mut zeigt?! Oder hat es vergessen, wie man zaubert?", spie Harry.
„Halt dein dreckiges Maul!", schrie Thomas. Dieser zog nun auch seinen Zauberstab. Alle vier Gryffindors standen mit erhobenen Zauberstäben um ihn herum.
„Ist das euer berühmter Gryffindormut?", brüllte Harry sie an. Er wusste, dass er damit seine Situation nur verschlimmerte. Doch er war so zornig. So unglaublich, unglaublich zornig. Die Wut brannte glühend heiß in seiner Brust - er hasste es, sich so machtlos zu fühlen. „Vier gegen einen! Was kommt als nächstes? Greift ihr wieder Erstklässler an?"
„Silencio!", rief Finnigan. „Niemand hat dich gefragt, Potter!"
Harry zappelte in der Luft, schlug um sich, doch sie waren zu weit weg. Er konnte auch nicht mehr schreien.
„Wie wäre es, wenn wir ihm die Haare vom Kopf zaubern. Sehen wir uns doch mal an, wie er ohne diesen geleckten Teppich auf seinem Schädel aussieht", schlug Thomas vor. Thomas hob seinen Stab, während die Gryffindors lachten.
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Wege eines Slytherins
FantasyHarry und Draco begegnen sich an Harrys 11. Geburtstag in der Winkelgasse. Draco ist der Erste in Harrys Alter, der nett zu ihm ist. Und so ist es Draco, der Harry in die Welt der Magie einführt, anstatt von Ron Weasley. Wie ändert sich die Geschich...