Kapitel 63: Der Rat eines Paten

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Schnell musste Harry feststellen, dass nicht nur die Slytherins davon überzeugt waren, dass es er selbst gewesen war, der seinen Namen in den Kelch geworfen hatte. Anders als die Slytherins hassten ihn die anderen Häuser von nun an noch mehr. Es war sogar fast noch schlimmer als damals, als alle gedacht hatten, er wäre derjenige, der Slytherins Monster auf die Muggelgeborenen losließ. Er konnte kaum einen Schritt gehen, ohne dass ihm jemand einen Fluch an den Hals hexte. Zwar war er mittlerweile in der vierten und nicht mehr in der zweiten, doch da alle beschlossen hatten, sich gegen ihn zu stellen, konnte er irgendwann nur noch in Begleitung mehrerer Slytherins den Gemeinschaftsraum verlassen, um sein Klassenzimmer zu erreichen ohne Kopfüber von der Decke zu baumeln oder mit mehreren Furunkeln oder anderen leichten Verletzungen zum Krankenflügel zu müssen. Zwar mahnten die Lehrer immer wieder, dass Zaubern am Gang verboten sei und verpassten den Schuldigen regelmäßig Nachsitzen - doch insgesamt gab es nun einmal sehr viel mehr Schüler in den anderen drei Häusern gemeinsam als in einem einzelnen Haus. 

Sein Streit mit Draco machte es ihm nicht leichter. Zwar waren auch Daphne und Ginny gute Freundinnen - die besten sogar, die man sich wünschen konnte - doch seine Gespräche mit Draco waren einfach anders, als die die er mit Daphne oder Ginny hatte. Er kannte ihn einfach besser als die anderen. Auch Draco schien es damit nicht besonders gut zu gehen. So wie Harry vor drei Jahren von allen ausgegrenzt worden war, nachdem er sich mit Draco gestritten hatte, so machten sie es nun mit Draco. Nur ganz selten, wenn sonst niemand in der Bibliothek war, bemerkte Harry, dass sich Daphne zu ihm setzte, damit er nicht ganz alleine war.
Harry schaffte es jedoch nicht, besonders viel Mitleid für seinen Freund aufzubringen, während er selbst von der halben Schule traktiert wurde. Besonders die Hufflepuffs machten ihm das Leben schwer. Gerade, als er zu ihrer gemeinsamen Stunde mit Professor Flitwick ging, bemerkte er seltsame Anstecken auf ihren Umhängen. Finch-Fletchley und MacMillian, die Harry schon seit den Geschehnissen im zweiten Jahr nicht mehr besonders leiden konnte, zeigten sie stolz vor.

Ich bin für Cedric Diggory. 
Den einzig wahren Hogwarts-Champion

stand darauf. Und dann, wenn man sie berührte:

POTTER STINKT!

Harry versuchte das ganze zu ignorieren, indem er sich neben Daphne in die erste Reihe setzte. Aus den Augenwinkeln sah Harry, dass Draco ihn die ganze Stunde anstarrte. Kurz wünschte er sich, Draco würde einfach zu ihm herüberkommen und mit ihm über die Hufflepuffs lästern, doch Draco kam nicht.
Einziger Lichtblick war, dass er zumindest einen Erfolg feiern konnte: In Flitwicks Unterricht schaffte er es, indem er sich auf die Übungen von Snape konzentrierte, einen einwandfreien Aufrufezauber zustande zu bringen. Doch nach der Stunde hatte er keine Lust, auch noch mit den Hufflepuffs zum Mittagessen zu gehen und machte sich so auf die Suche nach Ginny, die Freitag vor dem Mittagessen immer Verwandlung hatte. 

Er lief gerade die Treppen hinunter, als er Cedric mit einigen Mädchen beobachtete, die geradezu an seinen Lippen zu hängen schienen.
„Ach wisst ihr, ich mache mir da keine großen Sorgen", sagte Cedric selbstbewusst. Eine Hufflepuffsechstklässlerin machte große Augen.
„Aber wie kannst du dir so sicher sein, dass du das Turnier gewinnst?", fragte sie.
„Ach, was sollen die anderen denn machen? Fleur ist ein Prinzesschen, das schon von ein bisschen Kälte im Schloss überfordert ist. Krum ist vielleicht ein guter Flieger, aber habt ihr schon mal gesehen, wie der in der Bibliothek arbeitet? Der liest doch seit zwei Wochen dieselbe Seite des gleichen Buches. Er ist ein Strohkopf! Und Potter", er gab ein schnauben von sich: „Potter ist doch nicht mehr, als ein kleiner Junge mit einem viel zu großen Ego!"
Harry zitterte vor Wut, als er das hörte. Er würde es diesen aufgeblasenen Hufflepuffs schon noch zeigen.
„Harry!", riss ihn Ginny plötzlich aus den Gedanken. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie sich an ihn herangeschlichen hatte. „Alles in Ordnung bei dir?" Harry sah zu den älteren Hufflepuffs.
„Alles wie immer", antwortete er schlicht und versuchte dabei möglichst gleichgültig zu wirken. Sie hob misstrauisch die Augenbrauen, doch Harry schüttelte nur den Kopf. Sie zuckte mit der Schulter und hakte sich bei ihm ein.
„Ich soll dir übrigens ausrichten, das in der nächsten Stunde die Eichung der Zauberstäbe der Champions stattfinden soll. Professor Snape weiß schon bescheid und du bist für Zaubertränke entschuldigt", sagte sie. Tatsächlich hob das seine Laune beträchtlich. Eine Stunde weniger, die er mit den Gryffindors verbringen musste.
Er hatte bereits gelesen, dass alle Zauberer eine Eichung ihres Zauberstabs vornehmen mussten, bevor sie am Turnier teilnehmen durften - schließlich war der Zauberstab oft das einzige Werkzeug, dass sie zu den Aufgaben mitbringen durften. Also machte er sich, nachdem es zum Nachmittagsunterricht geläutet hatte, auf den Weg zu dem kleinen Klassenzimmer, das Ginny ihm genannt hatte.

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt